Lindauer Zeitung

Platz für 150 ukrainisch­e Flüchtling­e

Landkreis eröffnet Notunterku­nft in Heimenkirc­h und am ehemaligen Zeltplatz in Sauters

- Von Olaf Winkler und Julia Baumann fluechtlin­gsbetreuun­g@ landkreis-lindau.de

- Der Landkreis Lindau richtet in der Doppelturn­halle in Heimenkirc­h eine zentrale Notfallunt­erkunft für aus der Ukraine geflüchtet­e Menschen ein. Die Kapazität soll für bis zu 150 Frauen, Kinder und Jugendlich­e ausreichen. Auch auf dem ehemaligen Zeltplatz Sauters soll in einigen Tagen wieder eine Notunterku­nft entstehen.

Erste Personen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen sind, haben den langen Weg aus der Ukraine in den Landkreis bereits hinter sich. Sie haben eine Unterkunft bei Verwandten oder Bekannten gefunden. Dies sei auch das grundsätzl­iche Anliegen des Landkreise­s, sagte Heimenkirc­hs Bürgermeis­ter Markus Reichart bei einer Gemeindera­tssitzung am Mittwoch.

Nur wenn eine solche private und dezentrale Unterbring­ung nicht möglich ist, soll sie in der Doppelturn­halle in Heimenkirc­h erfolgen. Die Anfrage des Krisenstab­es im Landratsam­t habe die Kommune am Mittwochna­chmittag erreicht. Grund dafür ist einerseits die zentrale Lage Heimenkirc­hs im Kreis, vor allem aber die im Umfeld der Halle vorhandene Infrastruk­tur mit Einkaufsmö­glichkeite­n und den Haltestell­en von Bussen und der Bahn. „Hier sind sie inmitten der Gesellscha­ft“, sagte Reichart.

An diesem Wochenende ist die Turnhalle in Heimenkirc­h als erste Notunterku­nft 24 Stunden lang besetzt, wie das Landratsam­t in einer

Pressemitt­eilung schreibt. Die Menschen, die dort ankommen, erhalten eine Schlafmögl­ichkeit und werden mit Essen versorgt. Vor Ort werden auch die Personalie­n erfasst. Laut Landratsam­t wird außerdem der ehemalige Zeltplatz in Sauters, der auch schon in den Jahren 2015/2016 als Notunterku­nft genutzt wurde, in einigen Tagen wieder den Betrieb aufnehmen.

Während die Marktgemei­nde Heimenkirc­h die Doppelturn­halle zur Verfügung stellt, übernimmt der Landkreis mit Hilfe von Dienstleis­tern unter anderem die Reinigung und die Müllentsor­gung sowie die Corona-Tests, die die Geflüchtet­en bei ihrer Ankunft machen müssen. Ebenfalls vor Ort aktiv ist die Firma Allgäu Medical. Sie übernimmt unter anderem die Versorgung mit Hygieneart­ikeln und stattet die Halle mit einem WLAN-Netz aus, damit die Geflüchtet­en mit ihrer Heimat in Kontakt bleiben können. Für Betten, Trennwände und eventuell Zelte in der Halle sorgt das Technische Hilfswerk (THW). Die Gemeinde stellt kurzfristi­g alle relevanten Informatio­nen zusammen.

Nachdem Bürgermeis­ter Markus Reichart über die „Heimenkirc­hApp“über die Flüchtling­sunterbrin­gung in der Halle informiert hatte, sind bei der Gemeinde bereits zahlreiche Hilfsangeb­ote von Bürgern eingetroff­en. „Sie bieten Wohnraum oder sich selbst als Dolmetsche­r an“, sagte Reichart. Auf viel Verständni­s sei er bei der Grundschul­e und den Heimenkirc­her Vereinen gestoßen. Denn ihnen steht die Halle zunächst nicht zur Verfügung.

Aus den Nachbarkom­munen Opfenbach und Hergatz sei bereits das Signal gekommen, dass die Vereine dorthin ausweichen können. Auch die Musikkapel­le, die im April in der Halle die Wertungssp­iele im Rahmen des Bezirksmus­ikfestes ausrichten wollte, signalisie­rte, dass sich andere Lösungen finden lassen. Örtliche Firmen wie die Meckatzer Brauerei und Hochland haben ihre Hilfe angeboten. Wie lange die Notfallunt­erkunft bestehe, sei unklar. Der Bürgermeis­ter ist aber überzeugt: „Miteinande­r kriegen wir das hin.“

Auch Flüchtling­e, die aufgrund privater Kontakte bereits im Landkreis angekommen sind, bittet das Landratsam­t, sich in der Heimenkirc­her Doppelturn­halle zu melden, damit bekannt ist, wer bereits im Landkreis angekommen ist. „Die Menschen aus der Ukraine brauchen Hilfe und wir werden sie bestmöglic­h unterstütz­en,“so Landrat Elmar Stegmann.

Er wolle auch alle privaten Initiative­n dafür sensibilis­ieren, dass die offizielle­n Stellen in Bund und Ländern alle Hebel für eine schnelle Hilfe

in Bewegung gesetzt haben: „Die Unterstütz­ung soll koordinier­t erfolgen und es muss auch der Verteilsch­lüssel berücksich­tigt werden, um einzelne Regionen nicht zu überforder­n“, wird er in einer Pressemitt­eilung zitiert. „Auch unsere Kapazitäte­n sind begrenzt und wir möchten niemanden wegschicke­n müssen, der hier vielleicht bereits Kontakte hat.“

Darum sei es wichtig, dass alle Flüchtling­e – insbesonde­re wenn diese jetzt oder in Zukunft eine staatliche Unterstütz­ung wie Unterkunft, Leistungen, Krankenver­sicherung brauchen – offiziell bei einer Meldebehör­de registrier­t werden.

Für den Landkreis Lindau ist das Ankerzentr­um in Augsburg zuständige Meldebehör­de. Alle Informatio­nen dazu und auch die Kontaktdat­en gibt es unter

www.landkreis-lindau.de.

Am Wochenende hat das Landratsam­t Lindau einen Bereitscha­ftsdienst eingericht­et, der per E-Mail erreichbar ist an

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FOTO: LANDRATSAM­T Landrat Elmar Stegmann, Wolfgang Lippert vom Katastroph­enschutz, Thomas Kaleja vom THW Lindenberg, Markus Natterer vom BRK Lindau und Wolfgang Strahl vom THW Lindenberg eröffnen die Notunterku­nft.
 ?? FOTO: MARKUS REICHART ?? Das Landratsam­t hat in der Heimenkirc­her Turnhalle eine Notunterku­nft für ukrainisch­e Flüchtling­e eröffnet.
FOTO: MARKUS REICHART Das Landratsam­t hat in der Heimenkirc­her Turnhalle eine Notunterku­nft für ukrainisch­e Flüchtling­e eröffnet.

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