Platz für 150 ukrainische Flüchtlinge
Landkreis eröffnet Notunterkunft in Heimenkirch und am ehemaligen Zeltplatz in Sauters
- Der Landkreis Lindau richtet in der Doppelturnhalle in Heimenkirch eine zentrale Notfallunterkunft für aus der Ukraine geflüchtete Menschen ein. Die Kapazität soll für bis zu 150 Frauen, Kinder und Jugendliche ausreichen. Auch auf dem ehemaligen Zeltplatz Sauters soll in einigen Tagen wieder eine Notunterkunft entstehen.
Erste Personen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen sind, haben den langen Weg aus der Ukraine in den Landkreis bereits hinter sich. Sie haben eine Unterkunft bei Verwandten oder Bekannten gefunden. Dies sei auch das grundsätzliche Anliegen des Landkreises, sagte Heimenkirchs Bürgermeister Markus Reichart bei einer Gemeinderatssitzung am Mittwoch.
Nur wenn eine solche private und dezentrale Unterbringung nicht möglich ist, soll sie in der Doppelturnhalle in Heimenkirch erfolgen. Die Anfrage des Krisenstabes im Landratsamt habe die Kommune am Mittwochnachmittag erreicht. Grund dafür ist einerseits die zentrale Lage Heimenkirchs im Kreis, vor allem aber die im Umfeld der Halle vorhandene Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten und den Haltestellen von Bussen und der Bahn. „Hier sind sie inmitten der Gesellschaft“, sagte Reichart.
An diesem Wochenende ist die Turnhalle in Heimenkirch als erste Notunterkunft 24 Stunden lang besetzt, wie das Landratsamt in einer
Pressemitteilung schreibt. Die Menschen, die dort ankommen, erhalten eine Schlafmöglichkeit und werden mit Essen versorgt. Vor Ort werden auch die Personalien erfasst. Laut Landratsamt wird außerdem der ehemalige Zeltplatz in Sauters, der auch schon in den Jahren 2015/2016 als Notunterkunft genutzt wurde, in einigen Tagen wieder den Betrieb aufnehmen.
Während die Marktgemeinde Heimenkirch die Doppelturnhalle zur Verfügung stellt, übernimmt der Landkreis mit Hilfe von Dienstleistern unter anderem die Reinigung und die Müllentsorgung sowie die Corona-Tests, die die Geflüchteten bei ihrer Ankunft machen müssen. Ebenfalls vor Ort aktiv ist die Firma Allgäu Medical. Sie übernimmt unter anderem die Versorgung mit Hygieneartikeln und stattet die Halle mit einem WLAN-Netz aus, damit die Geflüchteten mit ihrer Heimat in Kontakt bleiben können. Für Betten, Trennwände und eventuell Zelte in der Halle sorgt das Technische Hilfswerk (THW). Die Gemeinde stellt kurzfristig alle relevanten Informationen zusammen.
Nachdem Bürgermeister Markus Reichart über die „HeimenkirchApp“über die Flüchtlingsunterbringung in der Halle informiert hatte, sind bei der Gemeinde bereits zahlreiche Hilfsangebote von Bürgern eingetroffen. „Sie bieten Wohnraum oder sich selbst als Dolmetscher an“, sagte Reichart. Auf viel Verständnis sei er bei der Grundschule und den Heimenkircher Vereinen gestoßen. Denn ihnen steht die Halle zunächst nicht zur Verfügung.
Aus den Nachbarkommunen Opfenbach und Hergatz sei bereits das Signal gekommen, dass die Vereine dorthin ausweichen können. Auch die Musikkapelle, die im April in der Halle die Wertungsspiele im Rahmen des Bezirksmusikfestes ausrichten wollte, signalisierte, dass sich andere Lösungen finden lassen. Örtliche Firmen wie die Meckatzer Brauerei und Hochland haben ihre Hilfe angeboten. Wie lange die Notfallunterkunft bestehe, sei unklar. Der Bürgermeister ist aber überzeugt: „Miteinander kriegen wir das hin.“
Auch Flüchtlinge, die aufgrund privater Kontakte bereits im Landkreis angekommen sind, bittet das Landratsamt, sich in der Heimenkircher Doppelturnhalle zu melden, damit bekannt ist, wer bereits im Landkreis angekommen ist. „Die Menschen aus der Ukraine brauchen Hilfe und wir werden sie bestmöglich unterstützen,“so Landrat Elmar Stegmann.
Er wolle auch alle privaten Initiativen dafür sensibilisieren, dass die offiziellen Stellen in Bund und Ländern alle Hebel für eine schnelle Hilfe
in Bewegung gesetzt haben: „Die Unterstützung soll koordiniert erfolgen und es muss auch der Verteilschlüssel berücksichtigt werden, um einzelne Regionen nicht zu überfordern“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. „Auch unsere Kapazitäten sind begrenzt und wir möchten niemanden wegschicken müssen, der hier vielleicht bereits Kontakte hat.“
Darum sei es wichtig, dass alle Flüchtlinge – insbesondere wenn diese jetzt oder in Zukunft eine staatliche Unterstützung wie Unterkunft, Leistungen, Krankenversicherung brauchen – offiziell bei einer Meldebehörde registriert werden.
Für den Landkreis Lindau ist das Ankerzentrum in Augsburg zuständige Meldebehörde. Alle Informationen dazu und auch die Kontaktdaten gibt es unter
www.landkreis-lindau.de.
Am Wochenende hat das Landratsamt Lindau einen Bereitschaftsdienst eingerichtet, der per E-Mail erreichbar ist an