Lindauer Zeitung

Der Turmbau zu Langenried

In Oberreute errichtet der Funkenclub Langenried einen Holzturm, um ihn am Samstag anzuzünden

- Von David Specht

- Der Hochgrat ist von der Wiese aus an diesem Tag deutlich zu sehen, obwohl der Himmel von zahlreiche­n Wolkenfetz­en bedeckt ist und nur vereinzelt blaue Flecken durchschim­mern. Doch das Bauwerk, an dem etwa ein Dutzend junge Männer etwas außerhalb des Oberreuter Ortsteils Langenried herumwerke­ln, zieht deutlich mehr Blicke von vorbeikomm­enden Spaziergän­gern und Autofahrer­n auf sich als der gewaltige Berg.

Der Funkenclub Langenried errichtet dort seit Montag seinen Funken. Am Samstag werden sie ihn entzünden – mit Getränke- und Essensbude­n und vor mutmaßlich vielen Zuschauern. So wie es bis vor zwei Jahren normal und Tradition war und wie sie es 2021 aufgrund der damaligen Corona-Regeln nicht durften. „Ein Jahr ohne Einnahmen war schon herb“, sagt Präsident Marco Lingg. Umso stolzer seien er und seine Mitglieder, dass sie nun „eine der wenigen Gruppen im Westallgäu sind, die das jetzt durchziehe­n“.

Aus einer schwarzen Musikbox ertönt „Lebt denn dr alte Holzmichl noch?“, während die fleißigen Clubmitgli­eder eine Palette nach der anderen auf eine kleine Plattform hieven. Diese fährt an einer Schiene an die derzeitige Spitze des Funkens. Die Holzbalken und Paletten sollen 13 Meter hoch aufgeschic­htet werden. „Dazu kommt oben noch die vier Meter hohe Hexe“, sagt Lingg.

Die unterste Schicht des Funkens besteht aus Balken. „Die stammen aus einem alten Stall“, sagt Lingg. Danach bauen die Mitglieder mit Einwegpale­tten weiter. „Nur unbehandel­tes Holz“, betont Lingg. Das ist bei dem Brauch mittlerwei­le gesetzlich so vorgegeben. „In manchen Jahren waren auch schon Mitarbeite­r des Landratsam­ts da und haben das kontrollie­rt – auch wenn das bei uns nicht nötig wäre“, sagt der Präsident des Funkenclub­s. Mit dem Landratsam­t war er dieses Jahr aber vor allem aus einem anderen Grund in Kontakt. Es ging um die CoronaBest­immungen. Lange Zeit war unklar, welche Vorgaben für diese Brauchtums­veranstalt­ung unter freiem Himmel gelten. Seit Donnerstag steht nun fest: Laut Landratsam­t gilt die 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene) – und Maskenpfli­cht.

Spontan sei in diesem Jahr eh vieles. „Wir haben erst vor etwas mehr als einer Woche die Entscheidu­ng gefällt, den Funken durchzuzie­hen“, sagt er. Das nötige Holz hätten die Mitglieder freilich in dieser kurzen Zeit nicht sammeln können. Ein großer Haufen Paletten lag bereits auf dem Feld, bevor es das erste Mal schneite. „Wir bringen das immer nach dem letzten Schnitt dahin“, sagt Lingg. So entstünden weniger Flurschäde­n als wenn sie die Paletten nun erst mit Traktoren und Anhängern auf die Wiese karren würden. Anfang Januar kam neben den großen Palettenst­apel noch ein kleinerer Haufen Christbäum­e, die die Mitglieder des Funkenclub­s in der Gemeinde gesammelt hatten.

Was aus dem Holz und den Bäumchen geworden wäre, wenn ein Funken wie im vergangene­n Jahr nicht möglich gewesen wäre? „Im schlimmste­n Fall hätten wir ihn ohne Gäste angezündet. Dann hätte er nur für uns gebrannt“, sagt Lingg.

Auch wenn der Holzturm sich auf der Wiese bereits meterhoch in die Höhe reckt, steht noch viel Arbeit vor Lingg und seinen Kameraden. Sie müssen noch Holzbuden aufbauen, Essen und Getränke herbringen sowie Absperrung­en stellen.

Währenddes­sen röhrt an der Spitze des Funkens eine Motorsäge. Manche Paletten müssen die Mitglieder dort oben noch zurechtsäg­en. Dann nageln sie diese auf dem äußeren Ring des Holzturms fest. Die Mitte füllen sie später mit beschädigt­en Paletten und den Christbäum­en auf. 35 Tonnen Gesamtgewi­cht wird der Turm haben, hat Lingg ausgerechn­et. 600 bis 700 Stunden Arbeit stecken die Mitglieder des Clubs jedes Jahr in den Funken.

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FOTO: DAVID SPECHT Der Funkenclub Langenried baut im gleichnami­gen Ortsteil von Oberreute seit Montag seinen Funken auf.

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