Der Turmbau zu Langenried
In Oberreute errichtet der Funkenclub Langenried einen Holzturm, um ihn am Samstag anzuzünden
- Der Hochgrat ist von der Wiese aus an diesem Tag deutlich zu sehen, obwohl der Himmel von zahlreichen Wolkenfetzen bedeckt ist und nur vereinzelt blaue Flecken durchschimmern. Doch das Bauwerk, an dem etwa ein Dutzend junge Männer etwas außerhalb des Oberreuter Ortsteils Langenried herumwerkeln, zieht deutlich mehr Blicke von vorbeikommenden Spaziergängern und Autofahrern auf sich als der gewaltige Berg.
Der Funkenclub Langenried errichtet dort seit Montag seinen Funken. Am Samstag werden sie ihn entzünden – mit Getränke- und Essensbuden und vor mutmaßlich vielen Zuschauern. So wie es bis vor zwei Jahren normal und Tradition war und wie sie es 2021 aufgrund der damaligen Corona-Regeln nicht durften. „Ein Jahr ohne Einnahmen war schon herb“, sagt Präsident Marco Lingg. Umso stolzer seien er und seine Mitglieder, dass sie nun „eine der wenigen Gruppen im Westallgäu sind, die das jetzt durchziehen“.
Aus einer schwarzen Musikbox ertönt „Lebt denn dr alte Holzmichl noch?“, während die fleißigen Clubmitglieder eine Palette nach der anderen auf eine kleine Plattform hieven. Diese fährt an einer Schiene an die derzeitige Spitze des Funkens. Die Holzbalken und Paletten sollen 13 Meter hoch aufgeschichtet werden. „Dazu kommt oben noch die vier Meter hohe Hexe“, sagt Lingg.
Die unterste Schicht des Funkens besteht aus Balken. „Die stammen aus einem alten Stall“, sagt Lingg. Danach bauen die Mitglieder mit Einwegpaletten weiter. „Nur unbehandeltes Holz“, betont Lingg. Das ist bei dem Brauch mittlerweile gesetzlich so vorgegeben. „In manchen Jahren waren auch schon Mitarbeiter des Landratsamts da und haben das kontrolliert – auch wenn das bei uns nicht nötig wäre“, sagt der Präsident des Funkenclubs. Mit dem Landratsamt war er dieses Jahr aber vor allem aus einem anderen Grund in Kontakt. Es ging um die CoronaBestimmungen. Lange Zeit war unklar, welche Vorgaben für diese Brauchtumsveranstaltung unter freiem Himmel gelten. Seit Donnerstag steht nun fest: Laut Landratsamt gilt die 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene) – und Maskenpflicht.
Spontan sei in diesem Jahr eh vieles. „Wir haben erst vor etwas mehr als einer Woche die Entscheidung gefällt, den Funken durchzuziehen“, sagt er. Das nötige Holz hätten die Mitglieder freilich in dieser kurzen Zeit nicht sammeln können. Ein großer Haufen Paletten lag bereits auf dem Feld, bevor es das erste Mal schneite. „Wir bringen das immer nach dem letzten Schnitt dahin“, sagt Lingg. So entstünden weniger Flurschäden als wenn sie die Paletten nun erst mit Traktoren und Anhängern auf die Wiese karren würden. Anfang Januar kam neben den großen Palettenstapel noch ein kleinerer Haufen Christbäume, die die Mitglieder des Funkenclubs in der Gemeinde gesammelt hatten.
Was aus dem Holz und den Bäumchen geworden wäre, wenn ein Funken wie im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen wäre? „Im schlimmsten Fall hätten wir ihn ohne Gäste angezündet. Dann hätte er nur für uns gebrannt“, sagt Lingg.
Auch wenn der Holzturm sich auf der Wiese bereits meterhoch in die Höhe reckt, steht noch viel Arbeit vor Lingg und seinen Kameraden. Sie müssen noch Holzbuden aufbauen, Essen und Getränke herbringen sowie Absperrungen stellen.
Währenddessen röhrt an der Spitze des Funkens eine Motorsäge. Manche Paletten müssen die Mitglieder dort oben noch zurechtsägen. Dann nageln sie diese auf dem äußeren Ring des Holzturms fest. Die Mitte füllen sie später mit beschädigten Paletten und den Christbäumen auf. 35 Tonnen Gesamtgewicht wird der Turm haben, hat Lingg ausgerechnet. 600 bis 700 Stunden Arbeit stecken die Mitglieder des Clubs jedes Jahr in den Funken.