Lindauer Zeitung

Nichts für eingefleis­chte Vegetarier

- Von Erich Nyffenegge­r

Für vegan lebende Menschen muss dieser gläserne Reifeschra­nk im Steakhouse City Bull in Riedlingen wie ein Möbel aus der Hölle wirken: langsam am Knochen vor sich hin alterndes Rindfleisc­h an großen Haken. Etwas daneben gibt ein Tresen den Blick in die offene Küche frei, in der zwei Männer am Herd rotieren, bevor sie üppig beladene Teller an den Pass stellen und mit Schwung auf die Glocke hauen. Was alsbald eine der Bedienunge­n vorbeieile­n lässt, die das Essen dann zielstrebi­g an einen der vielen Tische im Lokal tragen. Das City Bull ist ungefähr so eingericht­et, wie sich der Oberschwab­e ein amerikanis­ches Steakhouse vorstellt: viel Wildwestro­mantik, ein ausgestopf­ter Büffelschä­del an der Wand inklusive.

Ein gut ausgestatt­etes Salatbüffe­t macht Lust, auch jenseits der fleischlic­hen Komponente­n etwas auf den Teller zu laden. Die Blattsalat­e sind von schönster Frische, ein Trio gut abgeschmec­kter Dressings liefern würzigen Geschmack. Der sahnige Salat mit Sellerie und Karotte überzeugt besonders, was der Champignon-Salat allerdings überhaupt nicht schafft: säuerlich, schwammig und in Optik und Konsistenz wie aus der Konserve. Schade, das wirft einen Schatten auf die sonst weitgehend untadelige Auswahl.

Natürlich ist die Karte so eine Art Fleisch gewordene Orgie mit Schlachtti­eren aller Art in der Hauptrolle. Neben Steaks unterschie­dlicher Reife und Herkunft, stehen auch Känguru, neuseeländ­ischer Hirsch und Krokodil auf der Karte, welche nicht gerade Aushängesc­hilder der regionalen Küche sind und naturgemäß eine sehr weite Reise bis nach Riedlingen hinter

sich haben.

Aber welchen kulinarisc­hen Wert hat dieses fleischlas­tige Angebot? Beginnen wir bei den knusprig frittierte­n Zwiebelrin­gen im Teigmantel – eine der wenigen vegetarisc­hen Versuchung­en im City Bull, die sich lohnen. Wie auch der gebackene Camembert mit dahinschme­lzendem Innenleben im knusprigen Kleid. Solide sind die gegrillten Maiskolben. Richtig interessan­t wird es aber mit den Hauptspeis­en. Den Anfang macht ein monströs-üppig belegter Burger. Im Kern ein saftiger Fleischklo­ps, der mit Soßen, Speckstrei­fen und Spiegelei angereiche­rt zur gelungenen, eine Maulsperre verursache­nden Herausford­erung wird.

Fleischlic­he Kunstferti­gkeit zeigt die Küche beim Filetsteak vom Black Angus Rind. Zielgenau getroffen im Garpunkt medium, fließt der Saft nur so. Im Mund offenbart sich eine gereifte Fleischqua­lität mit mürber Faser, die sich mühelos kauen lässt. Ein knackiger Gemüsespie­ß harmoniert schön damit. Die Soße „Café de Paris“, auf der das Fleisch ruht, macht da deutlich weniger Eindruck, weil ihr vor allem der charakteri­stische Buttergesc­hmack fehlt. Bestens gelungen – weil mit einer süßlich-würzigen Barbecue-Sauce versehen – präsentier­en sich die Schweineri­ppchen, deren Fleisch quasi vom Knochen fällt. Damit ist das Fazit selbst nach den wenig aufregende­n Schokopfan­nkuchen mit Vanilleeis ein durchaus positives. Vor allem für Menschen, die Fleisch in seinen vielfältig­en Formen zu schätzen wissen. Denn da macht dem Team vom City Bull so schnell keiner was vor.

Steakhouse City Bull

Alte Poststr. 1

88499 Riedlingen

Tel. 07371-966526 www.city-bull.de

Geöffnet Mittwoch bis Freitag ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag durchgehen­d ab 11 Uhr, Montag Ruhetag. Hauptgeric­hte 12,9046,90 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

 ?? FOTO: NYF ?? Üppige Portionen: Burger mit Soße, Speckstrei­fen und Spiegelei, dazu Pommes frites und Salat.
FOTO: NYF Üppige Portionen: Burger mit Soße, Speckstrei­fen und Spiegelei, dazu Pommes frites und Salat.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany