Nichts für eingefleischte Vegetarier
Für vegan lebende Menschen muss dieser gläserne Reifeschrank im Steakhouse City Bull in Riedlingen wie ein Möbel aus der Hölle wirken: langsam am Knochen vor sich hin alterndes Rindfleisch an großen Haken. Etwas daneben gibt ein Tresen den Blick in die offene Küche frei, in der zwei Männer am Herd rotieren, bevor sie üppig beladene Teller an den Pass stellen und mit Schwung auf die Glocke hauen. Was alsbald eine der Bedienungen vorbeieilen lässt, die das Essen dann zielstrebig an einen der vielen Tische im Lokal tragen. Das City Bull ist ungefähr so eingerichtet, wie sich der Oberschwabe ein amerikanisches Steakhouse vorstellt: viel Wildwestromantik, ein ausgestopfter Büffelschädel an der Wand inklusive.
Ein gut ausgestattetes Salatbüffet macht Lust, auch jenseits der fleischlichen Komponenten etwas auf den Teller zu laden. Die Blattsalate sind von schönster Frische, ein Trio gut abgeschmeckter Dressings liefern würzigen Geschmack. Der sahnige Salat mit Sellerie und Karotte überzeugt besonders, was der Champignon-Salat allerdings überhaupt nicht schafft: säuerlich, schwammig und in Optik und Konsistenz wie aus der Konserve. Schade, das wirft einen Schatten auf die sonst weitgehend untadelige Auswahl.
Natürlich ist die Karte so eine Art Fleisch gewordene Orgie mit Schlachttieren aller Art in der Hauptrolle. Neben Steaks unterschiedlicher Reife und Herkunft, stehen auch Känguru, neuseeländischer Hirsch und Krokodil auf der Karte, welche nicht gerade Aushängeschilder der regionalen Küche sind und naturgemäß eine sehr weite Reise bis nach Riedlingen hinter
sich haben.
Aber welchen kulinarischen Wert hat dieses fleischlastige Angebot? Beginnen wir bei den knusprig frittierten Zwiebelringen im Teigmantel – eine der wenigen vegetarischen Versuchungen im City Bull, die sich lohnen. Wie auch der gebackene Camembert mit dahinschmelzendem Innenleben im knusprigen Kleid. Solide sind die gegrillten Maiskolben. Richtig interessant wird es aber mit den Hauptspeisen. Den Anfang macht ein monströs-üppig belegter Burger. Im Kern ein saftiger Fleischklops, der mit Soßen, Speckstreifen und Spiegelei angereichert zur gelungenen, eine Maulsperre verursachenden Herausforderung wird.
Fleischliche Kunstfertigkeit zeigt die Küche beim Filetsteak vom Black Angus Rind. Zielgenau getroffen im Garpunkt medium, fließt der Saft nur so. Im Mund offenbart sich eine gereifte Fleischqualität mit mürber Faser, die sich mühelos kauen lässt. Ein knackiger Gemüsespieß harmoniert schön damit. Die Soße „Café de Paris“, auf der das Fleisch ruht, macht da deutlich weniger Eindruck, weil ihr vor allem der charakteristische Buttergeschmack fehlt. Bestens gelungen – weil mit einer süßlich-würzigen Barbecue-Sauce versehen – präsentieren sich die Schweinerippchen, deren Fleisch quasi vom Knochen fällt. Damit ist das Fazit selbst nach den wenig aufregenden Schokopfannkuchen mit Vanilleeis ein durchaus positives. Vor allem für Menschen, die Fleisch in seinen vielfältigen Formen zu schätzen wissen. Denn da macht dem Team vom City Bull so schnell keiner was vor.
Steakhouse City Bull
Alte Poststr. 1
88499 Riedlingen
Tel. 07371-966526 www.city-bull.de
Geöffnet Mittwoch bis Freitag ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag durchgehend ab 11 Uhr, Montag Ruhetag. Hauptgerichte 12,9046,90 Euro.
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt