Deutsche müssen sich einschränken
In diesem Jahr droht den Verbrauchern ein spürbarer Wohlstandsverlust. Die Gründe dafür kennt inzwischen wohl jeder. Die Preise steigen für viele Produkte und Dienstleistungen rasant an. Die Löhne und Gehälter halten da längst nicht mehr mit. Und die Entlastung bei Steuern und Abgaben durch den Staat gleicht die Mehrausgaben nicht aus. Unter dem Strich bleibt den meisten Bürgern bei ihrer privaten Bilanz ein dickes Minus.
Der Krieg verschärft diese Entwicklung noch. Benzinpreise von zwei Euro und mehr hätten vor wenigen Jahren noch zu Massenprotesten geführt. Jetzt bleibt es ruhig, weil die Gründe für den Anstieg auf der Hand liegen. Auch wird deutlich, dass der Staat selbst bei gutem Willen für einen sozialen Ausgleich in der aktuellen Situation an seine Grenzen stößt. Für die langfristige Versorgungssicherheit, aber auch für die Fähigkeit, sich zu verteidigen, muss er hohe Beträge investieren. Steuerentlastungen zum Ausgleich der Inflation sind da nur begrenzt möglich.
Das beste Mittel gegen weitere Preisschocks ist ein schnelles Ende des Krieges. Ein weiteres Instrument hat die Europäische Zentralbank (EZB) zumindest mittelfristig in der Hand. Sie kann der Teuerung über die Zinspolitik etwas entgegensetzen. Bisher hat die EZB dies abgelehnt und auf eine nur zeitweilig erhöhte Inflationsrate gesetzt. Diese Prognose hat sich als Wunschdenken erwiesen. Wenn die Notenbanker am kommenden Donnerstag tagen, könnte sie sich korrigieren und die Zinswende einleiten. So ein Schritt wirkt preisdämpfend. Doch vormachen muss sich niemand etwas. In diesem Jahr müssen sich die Deutschen einschränken.
Für die Zukunft müssen wir aus den jüngsten Erfahrungen Schlüsse ziehen. Einige Veränderungen haben Bundesregierung und Wirtschaft zumindest verbal schon eingeleitet. Dazu gehört eine möglichst schnelle Unabhängigkeit von Energieimporten ebenso wie der Aufbau von für die Industrie wichtigen Produktionsstätten, sofern dies die Abhängigkeit von unzuverlässigen Lieferregionen verringern kann.