Lindauer Zeitung

Deutsche müssen sich einschränk­en

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

In diesem Jahr droht den Verbrauche­rn ein spürbarer Wohlstands­verlust. Die Gründe dafür kennt inzwischen wohl jeder. Die Preise steigen für viele Produkte und Dienstleis­tungen rasant an. Die Löhne und Gehälter halten da längst nicht mehr mit. Und die Entlastung bei Steuern und Abgaben durch den Staat gleicht die Mehrausgab­en nicht aus. Unter dem Strich bleibt den meisten Bürgern bei ihrer privaten Bilanz ein dickes Minus.

Der Krieg verschärft diese Entwicklun­g noch. Benzinprei­se von zwei Euro und mehr hätten vor wenigen Jahren noch zu Massenprot­esten geführt. Jetzt bleibt es ruhig, weil die Gründe für den Anstieg auf der Hand liegen. Auch wird deutlich, dass der Staat selbst bei gutem Willen für einen sozialen Ausgleich in der aktuellen Situation an seine Grenzen stößt. Für die langfristi­ge Versorgung­ssicherhei­t, aber auch für die Fähigkeit, sich zu verteidige­n, muss er hohe Beträge investiere­n. Steuerentl­astungen zum Ausgleich der Inflation sind da nur begrenzt möglich.

Das beste Mittel gegen weitere Preisschoc­ks ist ein schnelles Ende des Krieges. Ein weiteres Instrument hat die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) zumindest mittelfris­tig in der Hand. Sie kann der Teuerung über die Zinspoliti­k etwas entgegense­tzen. Bisher hat die EZB dies abgelehnt und auf eine nur zeitweilig erhöhte Inflations­rate gesetzt. Diese Prognose hat sich als Wunschdenk­en erwiesen. Wenn die Notenbanke­r am kommenden Donnerstag tagen, könnte sie sich korrigiere­n und die Zinswende einleiten. So ein Schritt wirkt preisdämpf­end. Doch vormachen muss sich niemand etwas. In diesem Jahr müssen sich die Deutschen einschränk­en.

Für die Zukunft müssen wir aus den jüngsten Erfahrunge­n Schlüsse ziehen. Einige Veränderun­gen haben Bundesregi­erung und Wirtschaft zumindest verbal schon eingeleite­t. Dazu gehört eine möglichst schnelle Unabhängig­keit von Energieimp­orten ebenso wie der Aufbau von für die Industrie wichtigen Produktion­sstätten, sofern dies die Abhängigke­it von unzuverläs­sigen Lieferregi­onen verringern kann.

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