Schlicht eine Ungerechtigkeit
Es ist schade, es wiederholen zu müssen: Frauen verdienen im Schnitt noch immer deutlich weniger als Männer. Auch im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Stundenlohn von Männern 18 Prozent höher als der von Frauen. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist das keine Besserung. Deutschland gehört damit zu den Schlusslichtern im europäischen Vergleich.
Wenn man den Prozentwert in Tage umrechnet, haben Frauen hierzulande bis zum 7. März rechnerisch unentgeltlich gearbeitet, während Männer seit dem 1. Januar Geld verdienen. Für Frauen hat das im Alter fatale Folgen. Sie sind deutlich stärker von Altersarmut betroffen.
„Ja, aber ...“entgegnen dann viele. Frauen würden eben in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, die sie selbst gewählt haben. Sie besetzen nun mal seltener Führungspositionen. Sie arbeiten mehr in Teilzeit oder unterbrechen ihre Berufslaufbahn wegen der Kinder. Das sind tatsächlich Gründe für die Kluft, aber das heißt ja lange nicht, dass es gute Gründe sind. Sie sind die Folge davon, wie wir Arbeit generell bewerten, verteilen und organisieren.
Keine Frau wählt absichtlich einen schlechter bezahlten Job. Wir müssen Arbeit generell angemessen entlohnen. Davon profitieren dann die Frauen, die beispielsweise in der Pflege oder in der Erziehung arbeiten. Wir müssen Frauen dabei unterstützen, Führungspositionen zu übernehmen, die sie im Zweifelsfall natürlich auch in Teilzeit ausüben können. Gleichzeitig müssen wir daran arbeiten, den Elternzeitanteil von Frauen und Männern gleichberechtigt zu gestalten.
Im Übrigen: Rechnet man heraus, dass Frauen öfter in Teilzeit und häufiger in schlechter bezahlten Branchen arbeiten, ist die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen längst nicht aufgelöst. Der Unterschied liegt dann laut Statistischem Bundesamt immer noch bei sechs Prozent. Sechs Prozent, die nur und ausschließlich mit dem Geschlecht begründet werden können. Welche Gegenargumente könnte es hier noch geben? Keine. Es ist schlicht eine Ungerechtigkeit.