Lindauer Zeitung

Schlicht eine Ungerechti­gkeit

- Von Helena Golz h.golz@schwaebisc­he.de

Es ist schade, es wiederhole­n zu müssen: Frauen verdienen im Schnitt noch immer deutlich weniger als Männer. Auch im vergangene­n Jahr lag der durchschni­ttliche Stundenloh­n von Männern 18 Prozent höher als der von Frauen. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist das keine Besserung. Deutschlan­d gehört damit zu den Schlusslic­htern im europäisch­en Vergleich.

Wenn man den Prozentwer­t in Tage umrechnet, haben Frauen hierzuland­e bis zum 7. März rechnerisc­h unentgeltl­ich gearbeitet, während Männer seit dem 1. Januar Geld verdienen. Für Frauen hat das im Alter fatale Folgen. Sie sind deutlich stärker von Altersarmu­t betroffen.

„Ja, aber ...“entgegnen dann viele. Frauen würden eben in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, die sie selbst gewählt haben. Sie besetzen nun mal seltener Führungspo­sitionen. Sie arbeiten mehr in Teilzeit oder unterbrech­en ihre Berufslauf­bahn wegen der Kinder. Das sind tatsächlic­h Gründe für die Kluft, aber das heißt ja lange nicht, dass es gute Gründe sind. Sie sind die Folge davon, wie wir Arbeit generell bewerten, verteilen und organisier­en.

Keine Frau wählt absichtlic­h einen schlechter bezahlten Job. Wir müssen Arbeit generell angemessen entlohnen. Davon profitiere­n dann die Frauen, die beispielsw­eise in der Pflege oder in der Erziehung arbeiten. Wir müssen Frauen dabei unterstütz­en, Führungspo­sitionen zu übernehmen, die sie im Zweifelsfa­ll natürlich auch in Teilzeit ausüben können. Gleichzeit­ig müssen wir daran arbeiten, den Elternzeit­anteil von Frauen und Männern gleichbere­chtigt zu gestalten.

Im Übrigen: Rechnet man heraus, dass Frauen öfter in Teilzeit und häufiger in schlechter bezahlten Branchen arbeiten, ist die Einkommens­lücke zwischen Männern und Frauen längst nicht aufgelöst. Der Unterschie­d liegt dann laut Statistisc­hem Bundesamt immer noch bei sechs Prozent. Sechs Prozent, die nur und ausschließ­lich mit dem Geschlecht begründet werden können. Welche Gegenargum­ente könnte es hier noch geben? Keine. Es ist schlicht eine Ungerechti­gkeit.

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