Neuer Anlauf für sichere Fluchtwege
Ukraine und Russland sprechen weiter über Korridore – Treffen der Außenminister möglich
(dpa) - Trotz anhaltender Angriffe Russlands auf die Ukraine dauern die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des seit fast zwei Wochen andauernden Krieges an. US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie der britische Premierminister Boris Johnson forderten Moskau nach einer Videoschalte am Montag erneut zum sofortigen Rückzug aller Truppen aus der Ukraine auf. Am Donnerstag ist nach türkischen und russischen Regierungsangaben ein
Treffen der Außenminister der Ukraine und Russlands in Antalya geplant. Zudem kamen am Montagnachmittag in Belarus Vertreter der Konfliktparteien zu einer dritten Verhandlungsrunde zusammen, um über humanitäre Fluchtkorridore zur Rettung von Menschen aus den umkämpften Gebieten zu sprechen.
Nach den dreistündigen Gesprächen bekräftigten beide Parteien die Absicht zur Schaffung humanitärer Korridore. Es gebe kleine positive Schritte bei der Verbesserung der Logistik für die Fluchtwege, sagte der ukrainische Präsidentenberater
Mychajlo Podoljak. Russlands Verhandlungsführer Wladimir Medinski sagte, dass es an diesem Dienstag einen neuen Anlauf geben solle, um die Menschen über die Korridore in Sicherheit zu bringen. Er zeigte sich insgesamt aber enttäuscht von dem Treffen. „Die Erwartungen wurden nicht erfüllt“, sagte Medinski im russischen Staatsfernsehen.
Zwölf Tage nach Beginn der russischen Invasion sind Hunderttausende Menschen in Not. Nach UN-Angaben sind bisher 1,7 Millionen Menschen vor dem Krieg geflohen. Das Bundesinnenministerium weiß bislang von 50 294 nach Deutschland eingereisten Kriegsflüchtlingen. In den Erstaufnahmeeinrichtungen Baden-Württembergs seien mittlerweile 1053 Schutzsuchende registriert worden, sagte ein Sprecher des Migrationsministeriums am Montag in Stuttgart. Der Südwesten trifft zudem weitere Vorbereitungen für die Flüchtlingsaufnahme. Neben den bestehenden Erstaufnahmeeinrichtungen in Heidelberg, Sigmaringen, Ellwangen, Freiburg und Karlsruhe soll nun auch die frühere ZollernalbKaserne in Meßstetten reaktiviert werden.