Fest des Glaubens trotz Krise und Krieg
Katholikentag stellt Programm vor – Bundespräsident Steinmeier in Stuttgart zu Gast
- 30 000 Teilnehmende, 1500 Veranstaltungen: Die Vorbereitungen für den 102. Deutschen Katholikentag, der Ende Mai in Stuttgart wie geplant als Präsenztreffen stattfinden soll, laufen auf Hochtouren. Am Montag stellten die Verantwortlichen ihr Programm vor. Gerade in Krisenzeiten seien Austausch, Diskussion und gegenseitige Ermutigung wichtig, hieß es.
Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, die Austrittswelle, der Streit um den Reformprozess des Synodalen Weges: Die deutschen Katholiken treffen sich in bewegten Zeiten in Stuttgart. Eine Absage des Katholikentreffens sei nie erwogen worden, hatte Gebhard Fürst, der Bischof der gastgebenden Diözese Rottenburg-Stuttgart, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, gesagt und begründet: „Die Kirche hat den Auftrag, das Evangelium glaubwürdig zu verkünden. Wo uns das gelingt, haben wir dieser Welt, den einzelnen Gruppierungen im Hinblick auf Gelingen und Sinn ihres Lebens vieles zu geben. Also einen Sinnhorizont zu eröffnen, eine Basis religiöser Grundüberzeugungen zu erschließen.“
Am Montag kündigt Fürst an, „ein Fest, ein Fest des Glaubens“zu feiern, „trotz Krieg und trotz der Krise in der Kirche.“Schon immer seien
Katholikentage Orte gewesen, „an denen die Themen besprochen wurden, die den Menschen auf den Nägeln brannten.“
Selbst ausgemachte Kritiker der Amtskirche befürworten das Treffen „Eine Absage wäre das falsche Zeichen“, sagt Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“: „Andere Länder sind neidisch, dass die deutsche Kirche den Austausch schafft.“
Die Vorbereitung auf die fünf Tage vom 25. bis zum 29. Mai erfordern vor allem eine leistungsfähige Internet-Verbindung. Denn erstmals liegt das Programm nur in digitaler Form vor. Eine 80-seitige Broschüre soll ausführlich in die Online-Darstellung des kompletten Programms einführen. Ein Blick darauf zeigt, dass die Organisatoren Akteuren aus dem Südwesten Raum und Zeit geben. Einige Beispiele: Die Musiker der Immanuel Lobpreiswerkstatt aus Ravensburg sind ebenso dabei wie die
Laupheimer Ordensschwester Bernadette Dunkel von den Steyler Missionarinnen oder die Religionslehrerin Angelika Scholz aus Biberach.
Bei einem Katholikentag darf die nationale Prominenz nicht fehlen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will nach Stuttgart kommen. Die Bundesministerinnen Bettina Stark-Watzinger (FDP, Bildung und Forschung) und Svenja Schulze (SPD, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sowie ihr Kollege Hubertus Heil (SPD, Arbeit und Soziales) und Ex-Bundesminister Thomas de Maiziere (CDU) haben ihre Teilnahme zugesagt. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und ihre Stellvertreterinnen Katrin GöringEckhardt und Petra Pau wollen ebenso mitmachen. Dass der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sich engagiert, gilt als ausgemacht: Er ist praktizierender Katholik. Aufschlussreich: Konservative Bischöfe wie der Regensburger Oberhirte Rudolf Voderholzer bleiben fern.
Kontrovers wird es zugehen, wenn über die aktuellen Konflikte in der katholischen Kirche gestritten wird. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagt am Montag: „Wir brauchen den Austausch – auch über die Wunden.“Und so dürfte der Missbrauchsskandal mit seinen Auswirkungen ebenso präsent sein wie der Reformprozess des Synodalen Wegs mit seinen Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen
Stolz sind die Katholikentags-Organisatoren darauf, dass das Zentrum Regenbogen von und für queere Menschen erstmals in das offizielle Programm des Katholikentags integriert wird: „Diese Entscheidung fiel übrigens lange vor der Kampagne #OutinChurch“, betont Thomas Großmann, der für die Organisation verantwortlich zeichnet. Andere Veranstaltungen dieses Themenbereichs befassen sich mit Antisemitismus und Rechtspopulismus, mit ethischen Fragen der künstlichen Intelligenz oder der fairen Verteilung von Arbeit.
Bleibt die Frage, wie die Organisatoren mit den Gefahren der CoronaPandemie umgehen wollen. Wie die Hygiene-Maßnahmen, Abstandsregeln und Maskenpflicht in elf Wochen aussehen, ist ungewiss. Die ZdK-Vorsitzende Stetter-Karp bleibt vage: „Die ausgehende fünfte Welle der Pandemie macht uns noch zu schaffen.“Mit Blick auf die Unterkunft merkt sie an: Die Privatquartier-Kampagne ist gerade erst richtig angelaufen. Wir merken langsam, dass die Anmeldezahlen anziehen.“
Das Programm des Katholikentages finden Sie unter www.katholikentag.de/programm