Lindauer Zeitung

CSU plädiert für „sofortige Energiepre­isbremse“

Partei fordert Senkung der Mehrwertst­euer für Benzin – Manfred Weber ist Kandidat für EVP-Chefposten

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(dpa) - Eine rasche Senkung der Mehrwertst­euer für Benzin, Klarheit über die angekündig­ten Milliarden-Investitio­nen in die Bundeswehr und eine bessere Koordinati­on und mehr Geld für die Flüchtling­shilfe: Die CSU richtet angesichts des Ukraine-Krieges und dessen Folgen eine Serie von Forderunge­n an die Bundesregi­erung.

Die Mehrwertst­euer für Benzin müsse „so schnell wie möglich“von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden, sagte CSU-Chef Markus Söder am Montag anlässlich einer CSUVorstan­dssitzung in München. Zudem soll auf europäisch­er Ebene darauf hingewirkt werden, dass die Steuer für eine gewisse Zeit komplett auf Null abgesenkt werden könne. Vor allem bei den Kraftstoff­en brauche es eine „sofortige Energiepre­isbremse“– doch bisher handle die Ampel bei den Energiepre­isen halbherzig. „Hier ist die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, schnellstm­öglich ein Konzept vorzulegen“, sagte Generalsek­retär Stephan Mayer.

Skeptisch äußerte sich Söder erneut, was einen Importstop­p für Öl und Gas aus Russland angeht. „Ich habe dafür emotional Verständni­s“, sagte er. Er teile aber die Zurückhalt­ung der Bundesregi­erung, „denn ein sofortiger Ausstieg aus allen Versorgung­ssystemen

kann zumindest kurzfristi­g sehr kalt und sehr teuer für Deutschlan­d werden“. Der Bund müsse nun einen Vorschlag unterbreit­en, wie auch bei einem solchen Schritt Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­tet werden könne. Ohnehin plädiert die CSU dafür, geplante Abschaltun­gen von Atom- oder Kernkraftw­erken angesichts der neuen Lage erst einmal auszusetze­n.

Zudem müsse die Ampel einen Plan vorlegen, wohin die angekündig­ten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr genau fließen sollen – die Ampel müsse sich hier einig sein, forderte Söder. Die Union trage die Mehrausgab­en mit, wolle aber nicht nur „Mehrheitsb­eschaffer“sein.

Der CSU-Vorstand billigte dafür ein eigenes Konzept, das schon am Sonntag bekannt geworden war, mit den aus CSU-Sicht zunächst notwendige­n Anschaffun­gen. „Prioritäre Projekte sind die Auffüllung der Munitionsb­estände, die Bewaffnung von Drohnen, die Weiterentw­icklung des Euro-Fighters, die Beschaffun­g des Taktischen Luftvertei­digungssys­tems (TLVS) und eine umfassende Stärkung im Bereich Helikopter“, heißt es dort. Und: Die Landstreit­kräfte müssten „durch eine bodengebun­dene Luft- und Drohnenabw­ehr, neue Kampf- und Schützenpa­nzer sowie eine flächendec­kende Digitalisi­erungsoffe­nsive gestärkt und die Reserviste­n besser ausgestatt­et werden“.

Eine Wiedereinf­ührung einer Wehr- oder Dienstpfli­cht hält die CSU dem Papier zufolge dagegen „für nicht zielführen­d und nicht umsetzbar“. Jetzt sei nicht die Zeit, diese Debatte zu führen, betonte Mayer. Stattdesse­n will die CSU bestehende Freiwillig­endienste stärken.

Die Bundesregi­erung hatte kürzlich angekündig­t, 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr investiere­n zu wollen. Bislang ist aber noch offen, wofür und wann das Geld aus dem Sonderfond­s ausgegeben werden soll.

Bei der Aufnahme von Kriegsflüc­htlingen forderte die CSU-Spitze erneut eine faire Verteilung innerhalb Deutschlan­ds und Europas. Söder forderte die Bundesregi­erung auf, einen Koordinier­ungsrat zu schaffen, der für eine vernünftig­e Verteilung der Menschen sorge. Zudem brauche es finanziell­e Unterstütz­ung für Länder und Kommunen.

Die Staatsregi­erung geht allein für Bayern von Zehntausen­den Flüchtling­en aus, die in den nächsten Wochen untergebra­cht werden müssen. „Ich glaube, dass die Zahl von 50 000 eher übertroffe­n wird“, sagte Söder. In vielen Kommunen und kirchliche­n Einrichtun­gen müssten vorübergeh­ende Unterbring­ungsmöglic­hkeiten vorbereite­t werden.

Im Schatten des Krieges in der Ukraine nominierte die CSU-Spitze ihren Europapoli­tiker Manfred Weber offiziell zum Kandidaten für den EVP-Chefposten – und zwar einstimmig. Am 2. Mai soll Weber nach Worten Söders dann auch noch in einer gemeinsame­n Präsidiums­sitzung von CDU und CSU gekürt werden.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Der CSU-Vorsitzend­e und bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder stellt eine Serie an Forderunge­n an die Bundesregi­erung.

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