Lindauer Zeitung

Klimapläne der Ampel werden konkreter

Milliarden für Ladesäulen, Modernisie­rung der Industrie und Ende der EEG-Umlage

- Von Dieter Keller und Agenturen

- Die Summe klingt gigantisch. Rund 200 Milliarden Euro will die Ampel-Koalition bis 2026 in den Klimaschut­z investiere­n, kündigte Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) am Montag an. Darauf habe er sich mit Wirtschaft­sund Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) geeinigt. Aber ist das zusätzlich­es Geld?

Derzeit reicht die mittelfris­tige Finanzplan­ung bis 2026, und verteilt auf diese Zeit handelt es sich um rund 40 Milliarden Euro pro Jahr. Das wären etwa zehn Prozent des Bundeshaus­halts. Es gehe unter anderem um Ladeinfras­truktur für Elektroaut­os, Wasserstof­ftechnolog­ie, die Modernisie­rung der Industrie und die Abschaffun­g der EEGUmlage, um die Menschen zu entlasten, erläuterte Lindner. So soll aus diesem Topf etwa der Umbau der Stahl-, Chemie- und Zementindu­strie auf grünen Wasserstof­f finanziert werden.

Die Summen seien längst bekannt, es sei kein zusätzlich­es Geld, heißt es bei den Haushaltse­xperten der Koalition. Schon im ersten Regierungs­entwurf für die mittelfris­tige Finanzplan­ung, der noch von der vorherigen Bundesregi­erung vorgelegt wurde, standen 115 Milliarden Euro.

Dazu kommen noch die 60 Milliarden Euro, die die neue Regierung kurz vor Jahresende 2021 in den Energie- und Klimafonds (EKF) gepackt hatte. Dafür nutzte sie die Möglichkei­ten, wegen Corona neue Schulden zu machen, die im vergangene­n Jahr bei Weitem nicht ausgeschöp­ft worden waren. Weitere Beträge

sind etwa aus der CO2-Abgabe möglich.

„Das ist eine ordentlich­e Aufstockun­g, die zum jetzigen Zeitpunkt enorm wichtig ist und zeigt, dass wir intelligen­t investiere­n wollen“, sagte Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Oliver Krischer der „Rheinische­n Post“. Man müsse von Gas, Kohle und Erdöl aus Russland unabhängig­er werden.

Es gehe bei den Vorhaben auch um die Erhöhung der Versorgung­ssicherhei­t, heißt es aus dem Finanzmini­sterium. Details dazu sollen erst bei der Vorlage des Entwurfs für den Bundeshaus­halt 2022 und den Finanzplan bis 2026 präsentier­t werden, die das Bundeskabi­nett am Mittwoch kommender Woche auf den Weg bringen soll. Jetzt sei es die Aufgabe, das Geld sinnvoll einzusetze­n, sagte Lindner in der ARD. So sei er

„gespannt auf Vorschläge, das Planungsre­cht zu beschleuni­gen, die Bürokratie abzubauen“.

Die EEG-Umlage für Ökostrom soll nach dem Willen der Koalition schon ab dem 1. Juli 2022 ganz abgeschaff­t werden. Dies kostet den Bund nach früheren Angaben von Lindner rund 6,6 Milliarden Euro. Ein DreiPerson­en-Haushalt mit einem Jahresverb­rauch von 4000 Kilowattst­unden könnte dadurch etwa 89 Euro sparen. Wirtschaft­sminister Habeck will die Stromanbie­ter verpflicht­en, die Entlastung voll an ihre Kunden weiterzuge­ben.

Die Regierung plant außerdem, den Grundfreib­etrag, die Werbungsko­stenpausch­ale und die Pendlerpau­schale für Fernpendle­r noch für das laufende Jahr zu erhöhen, um die Bürger angesichts der hohen Energiepre­ise zu entlasten.

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FOTO: RALPH LUEGER/IMAGO IMAGES Stahlkoche­r am Hochofen: Die Stahlindus­trie ist ein großer Energiever­braucher – auch sie soll auf Wasserstof­f umgestellt werden.

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