Zwei Menschen sterben in Flammen
Eine ehemalige Sennerei im Ostallgäu wird bei einem Großbrand vollkommen zerstört
- Wie eine offene Wunde klafft die Brandruine im Ortsteil Neuenried in Ronsberg (Kreis Ostallgäu). Auch 24 Stunden nach dem Brand steigen noch kleine Rauchwolken zwischen den verkohlten Balken auf. Von der einstigen Sennerei ist nur ein Skelett übrig geblieben. Was auf den ersten Blick wie Schnee aussieht, ist Löschwasser und -schaum, der auf der Unglücksstelle liegt. Zwei Menschen sind dort bei einem Großbrand ums Leben gekommen
Am Samstag ist das Gebäude in Flammen aufgegangen. Einen Tag später sind Polizei und Feuerwehr noch immer vor Ort. „Wir erledigen noch letzte Löscharbeiten“, sagt Stefan Rauscher, Kommandant der Feuerwehr Obergünzburg. „Im Keller des Hauses ist es derzeit noch 400 Grad heiß.“Seit Samstag, 9.30 Uhr, lief der Einsatz, laut Polizei rückten die Wehren aus Ronsberg, Obergünzburg, Willofs, Burg, Ottobeuren und Unterthingau aus. Beim Eintreffen der Löschzüge stand der Dachstuhl bereits in Vollbrand. Bis tief in die Nacht waren die Löscharbeiten im Gange, immer wieder bildeten sich Glutnester im ziemlich vollgeräumten Haus – keine leichte Aufgabe für die Feuerwehrkräfte.
„Der Einsatz war physisch und psychisch belastend“, sagt Stefan Sörgel von der Feuerwehr Obergünzburg. Viele Stunden wussten die Einsatzkräfte nicht, ob sich die Bewohner noch im Gebäude befinden. Das einsturzgefährdete Haus konnte von der Feuerwehr zunächst nicht betreten werden, ein Teil wurde gar mit schwerem Gerät abgetragen, bestätigte die Polizei.
Am Samstagabend dann die traurige Gewissheit: Einsatzkräfte fanden die sterblichen Überreste von zwei Personen. Eine abschließende Identifizierung der Verstorbenen steht noch aus. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handle es sich dabei um die Bewohner – eine 80 Jahre alte Frau und ihren 77 Jahre alten Bruder, teilt die Polizei mit. „Unser Team wurde nach dem Einsatz gut betreut. Wir sind sehr gut damit zurecht gekommen“, erklärte der Obergünzburger Feuerwehrkommandant. Die Frage, warum das Feuer in dem Gebäude in Neuenried ausbrach, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. „Die
Brandursache ist noch unklar.“Der Zerstörungsgrad sei zu groß, um das auf Anhieb festzustellen, sagt ein Sprecher der Polizei an der Unglücksstelle. Brandermittler der Kriminalpolizei Kaufbeuren sollen die Ursache zusammen mit einem Sachverständigen des Bayerischen Landeskriminalamtes herausfinden.
Für die Rettungskräfte ist der Einsatz auch einen Tag nach dem großen Brand noch nicht beendet. Mehrere Feuerwehrautos stehen um die kleine Dreifaltigkeitskapelle in der Neuenrieder Ortsmitte herum. Schläuche und Absperrbaken zeugen vom Großeinsatz, der immer noch nicht abgeschlossen ist.
Neuenried, das nur aus wenigen Häusern, viele davon Höfe, besteht, wirkt abseits des Trubels der Rettungskräfte wie betäubt. Außer den Feuerwehrleuten ist kaum jemand unterwegs, auf der Straße lassen sich keine Anwohner blicken. In den Gebäuden brennt kein Licht, Autofahrer werden umgeleitet. Im wenige Kilometer entfernten Nachbarort Wineden, einem Ortsteil von Markt Rettenbach, ist die Betroffenheit groß.
„Natürlich, in so einem kleinen Ort kennt man sich“, sagt eine Anwohnerin. „Wir haben das Blaulicht gestern gehört. Es ist schlimm, dass das so ein Ende genommen hat.“
Das Feuer in Neuenried ist nicht das einzige an diesem Wochenende im Ostallgäu. Ein Brand am Freitagabend in Biessenhofen- Ebenhofen endet jedoch glimpflicher. Die Bewohner schaffen es rechtzeitig ins Freie, zwei Erwachsene und vier Kinder müssen wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.