Drei Ex-Präsidenten fordern Aus für Koch
Die Altvorderen wollen die DFB-Wahl beeinflussen und fordern einen Neuanfang
(SID) - Die drei früheren DFB-Bosse Fritz Keller, Reinhard Grindel und Theo Zwanziger fordern kurz vor der Entscheidung über den neuen Präsidenten das Aus für den umstrittenen Spitzenfunktionär Rainer Koch. Damit leisten sie indirekt Wahlkampfhilfe für Peter Peters, der am Freitag beim Bundestag in Bonn gegen Bernd Neuendorf antritt. „Aus unserer langjährigen Erfahrung heraus appellieren wir an die Delegierten des DFB-Bundestages: Beenden Sie das System Koch und sorgen Sie für einen echten Neuanfang im DFB“, teilten Keller, Grindel und Zwanziger in einer gemeinsamen Erklärung mit: „Voraussetzung dafür ist, dass alle Delegierten in geheimen Wahlen und ohne Druck über die Zukunft des DFB entscheiden können.“
Der 63 Jahre alte Koch führt derzeit den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gemeinsam mit seinem CoChef Hans-Joachim Watzke als Interimspräsident. Er ist zudem 1. DFBVizepräsident, Präsident des Süddeutschen Fußball-Verbandes und sitzt im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA).
Koch werden von seinen Kritikern zahlreiche Verfehlungen und Verstrickungen in dubiose Machenschaften vorgeworfen. Während Präsidentschaftskandidat Neuendorf den langjährigen Funktionär dennoch weiter im DFB-Präsidium und im UEFA-Exko sieht, schloss Peters eine Zusammenarbeit mit Koch aus.
Ob sich die Einlassungen der drei Ex-Bosse tatsächlich auf die Wahl auswirken, scheint jedoch offen. Neuendorf gilt nach wie vor als Favorit, weil ihm als Kandidat der Landesverbände die Stimmenmehrheit der Delegierten sicher sein sollte. Keller kritisierte seinen Intimfeind Koch wie erwartet am heftigsten und bezeichnete ihn als „Spaltpilz“, der „von der Intrige“lebe: „Sein System ist das des Beschwörens von falschen Feindbildern, des Druckausübens.“Es gehe ihm „dabei ausschließlich um sich“. Wer Koch weiterhin wähle, „versündigt sich meiner Meinung nach an allen Werten des Fußballs“.
Keller und Grindel mussten allerdings ihrerseits jeweils nach Verfehlungen von ihrem Amt als DFB-Präsident zurücktreten. Darauf wies Koch auch in seiner Reaktion hin. „Die Aussagen – insbesondere von Reinhard Grindel und Fritz Keller – sind absurd. Es handelt sich um pauschale, diffamierende Äußerungen ohne jedwede Fakten und jede Substanz“, ließ Koch wissen: „Fakt ist vielmehr, dass ausschließlich persönliche Verfehlungen zu beiden Rücktritten geführt haben.“
Auch die Konferenz der Landesund Regionalverbände missbillige, so der DFB auf seiner Homepage, die Erklärung der drei ehemaligen Präsidenten. Sie stelle sich „vor den Menschen Rainer Koch“.
Für Fritz Keller war im Mai des vergangenen Jahres Schluss, weil er Koch mit einem skandalösen NaziVergleich verunglimpft hatte. Im Hinblick auf Kellers Vorgänger Grindel halten sich die Vorwürfe, wonach Koch in dessen Sturz verwickelt war.
Die drei Ex-Bosse fordern „einen Wandel der Verbandskultur“. Demnach müssen „Machtspiele, Intrigen und Indiskretionen der Vergangenheit“angehören: „Der DFB steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Beim Bundestag in Bonn müssen die richtigen sachlichen und vor allem personellen Entscheidungen getroffen werden, damit der Fußball wieder im Mittelpunkt steht.“