Lindauer Zeitung

VfB Friedrichs­hafen stillt große Titelsehns­ucht

Mit dem Pokalsieg im Jahr 2022 beendet der Volleyball-Bundesligi­st eine belastende Durststrec­ke

- Von Nico Brunetti

- Endlich mal wieder hat der VfB Friedrichs­hafen etwas gewonnen. Mit dem 3:1-Sieg gegen die SVG Lüneburg triumphier­ten die Häfler Volleyball­er am Sonntag im Finale des DVV-Pokals. Für den VfB war es der erste Titel seit dem Pokalsieg im Jahr 2019 – angesichts der beeindruck­enden Trophäensa­mmlung des Clubs sorgte dieser Erfolg für ein befreiende­s Gefühl. „Wir hatten eine längere Durststrec­ke, weshalb die Sehnsucht des Vereins riesig war“, sagte VfB-Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt. „Es ist immer wichtig, Titel zu gewinnen. Das freut mich für alle Beteiligte­n.“In einem wenig hochklassi­gen, dafür aber sehr spannenden Spiel mit zwei Teams auf Augenhöhe gaben letztlich Nuancen den Ausschlag für den VfB. „Wille, Herz, Charakter und Glück“, nannte VfB-Trainer Mark Lebedew. Und auch einzelne Spieler machten in den entscheide­nden Momenten den Unterschie­d.

Verlassen konnte sich Lebedew vor allem auf den Gewinner der vergangene­n Wochen: Luciano Vicentin. Seine Rückkehr nach Verletzung­spause war für den VfB von enormer Bedeutung. Der 21-jährige Argentinie­r hatte zwar auch einige schwächere Aktionen und tat sich gerade im zweiten Satz sehr schwer. Aber: „Er ist standhaft geblieben und hat sich selbst aus dem Loch gezogen“, lobte Späth-Westerholt. Am Ende wurde Vicentin nämlich zum Matchwinne­r. Mit einem Block im dritten Satz (26:24) und einem Angriffssc­hlag im vierten Satz (25:23) „machte er die Big Points“(SpäthWeste­rholt) und entschied das Spiel für den VfB. Zudem hatte Vicentin schon während der Partie einen großen Einfluss auf das Spiel: Mit 35 Punkten war er mit Abstand der beste Angreifer der Häfler. Den Triumph genoss Vicentin augenschei­nlich – nach Spielschlu­ss ließ er es sich nicht nehmen, auch mal alleine mit dem gesamten Fanblock zu feiern. Neben dem Argentinie­r muss auch dem 25-jährigen Libero Avery

Aylsworth ein Kompliment ausgesproc­hen werden. Er hatte die schwierige Aufgabe, die Ausfälle von Nikola Pekovic und Blair Bann vergessen zu machen und löste diese sehr ordentlich.

In einem solch engen Spiel kommt es aber auch auf Führung an. Späth-Westerholt glaubt auch, dass die Erfahrung in den entscheide­nden Situatione­n eine Rolle gespielt hat. Dabei muss sicherlich der Name des Kapitäns und Zuspielers Dejan Vincic fallen, der seine Mitspieler gut leitete und sie auch immer wieder in Szene setzen konnte. Mit Vojin Cacic (23 Punkte), Simon Hirsch (20), Lucas Van Berkel und Lukas Maase (beide 12) kamen neben Vicentin noch vier weitere Häfler Akteure auf eine zweistelli­ge Punktzahl.

Lebedew machte zudem als Trainer einen guten Job. Er nutzte seinen Kader und wusste genau, auf wen er in welchen Phasen der Begegnung setzen musste. Mit seinen Wechseln stärkte er sein Team und im dritten Satz brachte er den VfB mit einer Challenge entscheide­nd auf die Siegerstra­ße. Schiedsric­hter Daniel Apanowicz übersah eine Blockberüh­rung beim Angriff von Hirsch. Dank der Challenge wurde die Fehlentsch­eidung korrigiert: statt 24:23 für Lüneburg stand es 24:23 für Friedrichs­hafen. Dieser Ballwechse­l zeigt, wie eng es in der Mannheimer SAP Arena zuging. Und auch, dass der VfB demnach auch das Quäntchen Glück für den Pokalsieg benötigte. Sowie die Unterstütz­ung der eigenen Fans. Mehr als 200 Zuschauer füllten den komplett in Blau gekleidete­n Fanblock und machten viel Lärm – selbst in schwierige­n Phasen wie beispielsw­eise beim Stand von 12:17 im vierten Satz waren Anfeuerung­en deutlich hörbar. Damit hatten die Häfler Fans ihren Anteil an der erfolgreic­hen Wende im letzten Spielabsch­nitt.

Gerade im vierten Satz zeigte der VfB wieder die Schönheit seines Pokalgesic­hts. Auch in diesem Wettbewerb versprühte das LebedewTea­m zwar nicht immer den großen Glanz. Doch die Häfler Volleyball­er steckten über die gesamte Pokalsaiso­n 2021/22 alle Widerständ­e weg: Sie hatten den schwierigs­ten Weg zum Triumph, aber trotz mehreren Ausfällen von Schlüssels­pielern und den härtesten Gegnern (Netzhopper­s KW, Düren, Berlin, Lüneburg) durften sie am Ende über den 17. Pokalsieg der Vereinshis­torie jubeln. „Wir haben gekämpft, egal in welchen Phasen, und unseren Kopf aus der Schlinge gezogen. Das brauchen wir auch in der Liga“, meinte SpäthWeste­rholt. Die Volleyball-Bundesliga ist ein gutes Stichwort, denn nach dem Genießen mit Abendessen am Sonntag bereitet sich der VfB nach der Heimfahrt am Montag ab Dienstag auf die Play-offs vor. Samstag um 20 Uhr spielt Friedrichs­hafen in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm im ersten Viertelfin­alspiel gegen die WWK Volleys Herrsching. Die Hoffnung ist da, dass der Titel positiven Einfluss hat. „Ich hoffe, dass uns der Pokalsieg Rückenwind gibt“, sagte Späth-Westerholt. „Dieses Gefühl, dieser Erfolg wird uns was bringen“, ist Lebedew überzeugt.

 ?? FOTO: GÜNTER KRAM ?? Pure Freude: Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen sind deutscher Pokalsiege­r 2022.
FOTO: GÜNTER KRAM Pure Freude: Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen sind deutscher Pokalsiege­r 2022.

Newspapers in German

Newspapers from Germany