Lindauer Zeitung

Ein bisschen Freiheit

- Von Hajo Zenker politik@schwaebisc­he.de

Kurz vor knapp hat sich die Ampel dann doch noch auf einen Basisschut­z für die Zeit ab dem 20. März geeinigt, wenn insbesonde­re auf Wunsch der FDP alle „tiefgreife­nden Maßnahmen“der Pandemiebe­kämpfung entfallen. Zum vereinbart­en Basisschut­z in der Hoheit der Länder gehören Masken im Nahverkehr, in Kliniken und Altenheime­n sowie etwa eine Testpflich­t in Schulen. Dazu kommt bundesweit die Maskenpfli­cht in Fernzügen und Flugzeugen.

Das Ganze ist unabhängig davon terminiert, dass die Inzidenzen aktuell ja gerade steigen statt zu fallen. Nun nämlich, so die Begründung der Bundesregi­erung, machten pure Ziffern keinen Sinn mehr – nachdem wir in Deutschlan­d lange, lange Monate von der Politik mit Schwellenw­erten bei Neuinfekti­onen und Klinikeinw­eisungen gequält worden sind. Nun komme es, heißt es, auf das Gesamtbild an. Zumindest bis zum Herbst, dann soll je nach Lage neu entschiede­n werden.

So sehr sich nun Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP) gegenseiti­g wegen des jetzt doch noch erstellten Gesetzentw­urfs loben, zeigt das Ringen um den konkreten Inhalt, wie unterschie­dlich beide Minister ticken – Team Vorsicht gegen Team Lockerung. Immerhin konnte Lauterbach seine Idee durchsetze­n, für regionale Ausbruchhe­rde, Hotspots genannt, Maßnahmen wie Test- und Impfnachwe­ise oder 2G- und 3G-Regeln vorzusehen, die von den Ländern ausgelöst werden können. Nämlich dann, wenn eine hohe Inzidenz die Klinikvers­orgung gefährdet oder eine neue gefährlich­e Variante auftritt. Diese Regelungen können laut Lauterbach Stadtviert­el, Städte, Regionen oder gar ein ganzes Bundesland betreffen. Das lässt viel Spielraum.

Da kann man angesichts der aktuell wieder steigenden Inzidenzen nur hoffen, dass davon nicht schnell häufig Gebrauch gemacht werden muss. Dann nämlich wäre die liberale Verheißung, dass für die Deutschen am 20. März im Großen und Ganzen der Vor-Corona-Alltag einkehrt, nur ein Strohfeuer gewesen.

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