Selenskyj betont Kompromissbereitschaft
Ukrainischer Präsident setzt auf Gespräche – Russland soll Kinderklinik beschossen haben
(AFP/dpa) - Trotz anhaltender Angriffe auf sein Land hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Kompromissbereitschaft betont. „In jeder Verhandlung ist mein Ziel, den Krieg mit Russland zu beenden“, sagte Selenskyj vor den an diesem Donnerstag stattfindenden Gesprächen mit Russland in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. „Man kann Kompromisse eingehen, aber diese dürfen nicht der Verrat meines Landes sein.“Jedoch müsse auch die Gegenseite „zu Kompromissen bereit sein“.
Heute ist das erste hochrangige Treffen von Vertretern Russlands und der Ukraine seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor zwei Wochen geplant. Der russische Außenminister Sergej Lawrow will im türkischen Antalya Gespräche mit dem ukrainischen Ressortchef Dmytro Kuleba führen. Über Details der anstehenden Gespräche wollte Selenskyj „noch nicht reden“. Er habe noch keinen direkten Kontakt zu Russlands Präsident Wladimir Putin gehabt, sagte er. „Nur nach den direkten Gesprächen zwischen den zwei
Präsidenten können wir diesen Krieg beenden.“Selenskyj hatte zuletzt nicht länger auf eine Nato-Mitgliedschaft seines Landes gedrungen. Sein außenpolitischer Berater Ihor Tschowka zeigte sich in der ARD gesprächsbereit über eine mögliche Neutralität seines Landes.
Selenskyj kritisierte das russische Vorgehen im Kampf um die Stadt Mariupol. „Was jetzt in Mariupol abgeht, ist eine humanitäre Katastrophe“, sagte der Präsident. Er verurteilte den laut ukrainischen Angaben erfolgten Beschuss einer Kinderklinik
in der Stadt. Den mutmaßlichen Beschuss der Klinik kritisierte auch der britische Premierminister Boris Johnson. „Es gibt wenige Dinge, die verkommener sind, als die Verletzlichen und Hilflosen ins Visier zu nehmen“, schrieb Johnson bei Twitter. Im Weißen Haus erklärte US-Präsident Joe Bidens Sprecherin Jen Psaki mit Blick auf Berichte zum Angriff in Mariupol: „Es ist schrecklich, in einem unabhängigen Staat diese Art von barbarischer Anwendung militärischer Gewalt gegen Zivilisten zu sehen.“