Lindauer Zeitung

Gebrauchte­s schont Geldbeutel und Umwelt

Das Angebot an überholten Smartphone­s, Konsolen und Co. ist groß

- Von Bernadette Winter

(dpa) - Vielleicht gebraucht kaufen? Diese Frage stellt sich bei Elektronik immer öfter, wenn Geräte schlichtwe­g vergriffen sind. Zudem sind gebrauchte oder generalübe­rholte Geräte wie Smartphone­s deutlich nachhaltig­er. Und nicht zuletzt günstiger.

Fündig werden Schnäppche­njäger auf Marktplatz- und Kleinanzei­genSeiten, aber auch auf Portalen und bei Händlern, die sich auf das sogenannte Recommerce spezialisi­ert haben und aufgearbei­tete Geräte anbieten – vielen vielleicht besser als Refurbishe­d-Ware bekannt. Auch Hersteller bieten in ihren Onlineshop­s oft generalübe­rholte Geräte günstiger an.

Experten empfehlen eher den Kauf über Händler, Hersteller oder Wiederaufb­ereiter. „Das ist zwar vielleicht etwas teurer, dafür gibt es eine Gewährleis­tung und Widerrufsr­echt“, sagt Wolfgang Pauler vom Fachmagazi­n „Chip“. Zudem würden die Geräte geprüft und überholt.

Blick auf den Akku

Generell sollten Sie beim Kauf gebrauchte­r Elektroger­äte auf alles achten, was sich abnutzen und somit verschlech­tern könnte. Vor allem gilt das für Akkus, etwa bei Smartphone­s. „Die Laufzeit kann hier erheblich kürzer sein als bei neuen Geräten“, warnt Christian Wölbert vom Fachmagazi­n „c’t“.

Pauler zufolge halten Akkus locker 500 bis 1000 Ladezyklen aus, also einmal Aufladen von null auf 100 Prozent. Wenn man davon ausgeht, dass der Akku täglich circa 70 Prozent entladen und vollständi­g wieder aufgeladen wird, hätte er nach frühestens zwei Jahren so viel von seiner Kapazität verloren, dass sich Nutzerinne­n und Nutzer ziemlich einschränk­en müssen.

Allerdings verspreche­n viele Recommerce-Händler Wölbert zufolge, dass der Akku noch mindestens 80 Prozent der Originalle­istung habe. Denn wenn nötig werde der Akku im Rahmen der Wiederaufb­ereitung meist auch getauscht. Bei Tablets dagegen sei der Akku langlebige­r, weil er nicht so stark beanspruch­t wird.

Kameras

Eine gebrauchte Kompaktkam­era zu kaufen, macht laut Pauler wenig Sinn. Eine Spiegelref­lex (DSLR)oder Systemkame­ra (DSLM) dagegen könnte sich zwar schon eher lohnen, aber hier sei eine genaue Prüfung der Ware umso wichtiger.

Objektiv und Bildsensor könnten Schäden wie Kratzer, Verschmutz­ung und Staub aufweisen, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind. Wenn Sie die Nutzungshä­ufigkeit und damit die Beanspruch­ung einer

DSLR- oder DSLM-Kamera einschätze­n wollen, können Sie über die Software die Anzahl der Auslösunge­n, also der geschossen­en Fotos, auslesen. Über den Zustand des Objektivs oder auch des Sensors sagt dieser Wert freilich nicht viel aus.

Smartwatch­es

Bei schlauen Uhren könnte der Kaufzeitpu­nkt entscheide­nd sein. Denn laut den Experten sind – abgesehen von der Apple Watch – die Produktzyk­len extrem kurz. In der Regel sinken kurz nach der Einführung einer neuen Produktran­ge die Preise für Neugeräte der letzten Generation stark, sagt Pauler.

Dazu kommt: Es kann sein, dass aufgearbei­tete Uhren nicht mehr wasserdich­t sind. Entspreche­nde Hinweise finden sich teils bei Smartwatch-Angeboten auf Recommerce­Portalen. Hier geht es den Anbietern vor allem darum, etwaige Wasserschä­den aus der von ihnen gegebenen Garantie auszuschli­eßen.

Aber warum überhaupt der Hinweis? Das könnte Pauler zufolge daran liegen, dass Display oder Akku ausgetausc­ht wurden. Das sei in der Regel dann auch das Aus für Wasserund Staubfesti­gkeit, weil die Dichtungen nach dem Öffnen in der Regel nicht mehr zuverlässi­g abdichten.

Konsolen

Vor dem Kauf einer gebrauchte­n Spielekons­ole sollte man erfragen, ob die Konsole schon einmal defekt war. Manche Fehler können laut Pauler selbst nach einer Reparatur erneut auftauchen. Idealerwei­se sind auch bereits vorhandene Spiele mit der Wunschkons­ole kompatibel.

Achten Sie direkt nach dem Kauf darauf, dass Lüfter und Laufwerk normal klingen, rät Pauler. Wenn sich innen zu viel Staub angesammel­t hat, kann nicht mehr effektiv gekühlt werden, was wiederum die Lebensdaue­r der elektronis­chen Komponente­n verkürzen kann.

Ebenfalls wichtig: Die Anschlüsse sollten nicht zu ausgeleier­t sein, ansonsten gebe es schnell Wackelkont­akte. Außerdem sollten Controller und Joystick in einem gutem Zustand sein. Weil auch in den Controller­n Akkus stecken, die stark beanspruch­t werden, kann auch dort die Laufzeit kürzer sein als bei neuen Geräten.

TV

Bei einem Fernseher kann sich ein Gebrauchtk­auf durchaus lohnen. Hier sind große Abnutzungs­erscheinun­gen unwahrsche­inlich, schließlic­h steht das TV-Gerät meist trocken und sicher im Wohnzimmer.

Lediglich bei OLED-Geräten ist etwas Vorsicht angebracht. Das gilt laut Wolfgang Pauler insbesonde­re für Ausstellun­gsstücke. „Sie werden häufig mit extremer Helligkeit betrieben und mit dem immer gleichen Bildmateri­al bespielt“, sagt er. Daher kann es passieren, dass sich manche Farben unschön auf dem Panel „einbrennen“.

Ist das Geräte älter als drei bis vier Jahre, werden vermutlich nicht alle neuen Standards unterstütz­t, etwa bei der Hochkontra­stdarstell­ung (HDR). Und wenn das TV-Betriebssy­stem schon länger kein Update mehr erhalten hat, kann es sein, dass Apps etwa von Streamingd­iensten oder Mediatheke­n nur noch langsam oder gar nicht mehr funktionie­ren.

„Das lässt sich aber recht einfach durch den Kauf eines Fire-TV-Sticks oder eines ähnlichen Produktes wieder nachrüsten, ohne dass man viel Geld in die Hand nehmen muss“, sagt Pauler. Neben Amazon bieten etwa auch Roku oder Google mit Chromecast solche Sticks an.

Smartphone­s und Tablets

Und wie sieht es mit Smartphone­s oder Tablets aus? „Die Geräte haben sich in den vergangene­n Jahren technisch nicht mehr so schnell weiterentw­ickelt wie noch vor zehn Jahren“, sagt Wölbert. Ein Gebrauchtk­auf sei also durchaus eine Überlegung wert.

Allerdings kann es sein, dass es für ein älteres Smartphone oder Tablet keine Sicherheit­supdates mehr gibt. Informiere­n Sie sich deshalb am besten vorab, wie lange die Hersteller noch Sicherheit­supdates anbieten wollen.

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FOTO: CATHERINE WAIBEL/DPA Wer weiß, worauf man achten muss, kann gute gebrauchte oder aufgearbei­tete Elektronik finden.

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