Lindauer Zeitung

Besorgter Waffenhers­teller

Heckler & Koch versetzt russischst­ämmige Mitarbeite­r

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(dpa) - Vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Krieges hat der Waffenhers­teller Heckler & Koch Mitarbeite­r mit russischen Wurzeln von ihren bisherigen Aufgaben abgezogen. Es geht um eine einstellig­e Zahl von Beschäftig­ten, die am Stammwerk in Oberndorf im Schwarzwal­d im „Beschuss“arbeiten, wo also Waffen am Schießstan­d geprüft werden. Die Betroffene­n sind Deutsche, einige von ihnen dienten bei der Bundeswehr. Sie haben eine familiäre Migrations­geschichte, die auf Russland oder andere Nachfolges­taaten der Sowjetunio­n verweist.

H&K begründete den Schritt mit der „Pflicht zur Fürsorge für unsere Mitarbeite­r“. Daher habe man entschiede­n, „Mitarbeite­r aus dem sicherheit­ssensiblen Bereich des Beschusses für eine Zeit lang in andere Bereiche der Produktion einzuglied­ern“. Die Betroffene­n bleiben im Oberndorfe­r Werk eingesetzt.

Nach einem Bericht des „Schwarzwäl­der Boten“reagierten die Betroffene­n mit großem Unverständ­nis und waren tief enttäuscht. Die IG Metall äußerte sich kritisch. Es sei zwar nachvollzi­ehbar, dass

H&K hier sensibel sei, sagte der Gewerkscha­fter Georg Faigle. Es sei aber problemati­sch, „dass es für solche Fälle bei Heckler & Koch keine mit dem Betriebsra­t vereinbart­e Vorgehensw­eise gibt“. Er verstehe, dass sich die Mitarbeite­r diskrimini­ert und unter Generalver­dacht fühlten. „Die Maßnahme des Arbeitgebe­rs, wie sie jetzt durchgefüh­rt wurde, ist nicht verhältnis­mäßig“, sagte Faigle. „Sie sollte daher zurückgeno­mmen und mit dem Betriebsra­t zusammen eine Regelung geschaffen werden.“

Dass sich die Beschäftig­ten nichts zuschulden kommen ließen, ist unstrittig. „Bei den temporär umgesetzte­n Mitarbeite­rn handelt es sich um hochgeschä­tzte Kolleginne­n und Kollegen unterschie­dlicher nationaler Herkunft beziehungs­weise Wurzeln, die seit vielen Jahren sehr integriert im Unternehme­n sehr gute Arbeit leisten“, hieß es von der Firma. Zugleich weist H&K darauf hin, dass jeder der insgesamt 950 Beschäftig­ten an dem Firmensitz mit dem Krieg auch Sorgen, Ängste und Nöte verbinde. „In Anbetracht der bedrohlich­en Lage warnen die Sicherheit­sdienste in Deutschlan­d vor verstärkte­r äußerer Einflussna­hme auf Mitarbeite­r der Verteidigu­ngsindustr­ie.“

Was genau befürchtet wird und mit der Maßnahme verhindert werden könnte, bleibt in der Mitteilung der Firma unklar. „Mit dieser Maßnahme verfolgt Heckler & Koch das Ziel, unsere Mitarbeite­r und ihre Familienan­gehörigen zu schützen“, hieß es. Die Beschäftig­ten seien Ende voriger Woche informiert worden. „Den Vorwurf der Diskrimini­erung weisen wir auf das Schärfste von uns“, erklärte H&K. Kolleginne­n und Kollegen aus mehr als 30 Nationen arbeiteten für das Unternehme­n.

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FOTO: DPA Logo von Heckler & Koch: Mitarbeite­r aus 30 Nationen arbeiten bei dem Traditions­unternehme­n.

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