Lindauer Zeitung

Den Hummeln wird’s zu heiß

Neuer WWF-Bericht zeigt dramatisch­e Folgen der Klimakrise auf Pflanzen und Tiere

- Von Wilhelm Pischke

(dpa) - Die Umweltstif­tung WWF sieht in der Erderwärmu­ng eine große Bedrohung für viele Pflanzen und Tiere. Die Klimakrise habe bereits jetzt die Tier- und Pflanzenwe­lt auf allen Kontinente­n verändert, schreibt die Umweltstif­tung in ihrem am Mittwoch präsentier­ten Bericht „Feeling the Heat“(Die Hitze spüren). Dabei sei die durchschni­ttliche Oberfläche­ntemperatu­r der Erde seit der industriel­len Revolution erst um etwa ein Grad gestiegen. Insgesamt eine Million der schätzungs­weise acht Millionen Arten auf der Welt seien bedroht, teilte der WWF am Mittwoch mit. Dazu zählten unter anderem das Flusspferd und die Kaffeepfla­nze, aber auch zahlreiche Arten in Mitteleuro­pa.

„Die Klimakrise ist kein Phänomen einer fernen Zukunft. Sie ist in unserer Gegenwart angekommen – und auch vor unserer Haustür“, sagte Christoph Heinrich, WWF-Vorstand Naturschut­z. Klimabedin­gte Extremwett­erereignis­se wie Hitzewelle­n, Dürren und Flutkatast­rophen träfen auf eine Pflanzen- und Tierwelt, die jetzt schon große Schwierigk­eiten habe, sich an die steigenden Temperatur­en anzupassen. „Je heißer es wird, desto größer wird der Druck.“

In dem Bericht werden die Auswirkung­en der Klimakrise auf 13 ausgewählt­e Tier- und Pflanzenar­ten betrachtet. Dazu gehören auch in Deutschlan­d beheimatet­e Arten wie der Kuckuck, die Hummel und der Strandflie­der. Der Strandflie­der, der bislang noch als ungefährde­t gilt, sei vom Anstieg des Meeresspie­gels bedroht. Manch einem Kuckuck werde bereits jetzt seine spezielle Brutweise zum Verhängnis. Der Kuckuck legt seine Eier in das Nest anderer Vogelarten und lässt dieses dann ausbrüten. Ein Kuckuck lege rund 7000 Kilometer von seinem Winterquar­tier zurück. Kommen nun durch steigende Temperatur­en seine Wirtsvögel schneller aus ihrem Winterquar­tier zurück, fangen sie auch mit der Brut früher an. Der Kuckuck finde bei seinem Eintreffen als relativer Spätankömm­ling kein Nest, in das er sein Ei legen könne und müsse auf die Zweitbrut warten, die in der Regel Mitte Mai beginne. So wird der Vogel laut WWF seltener.

Hummeln hingegen sind laut WWF anfällig für Überhitzun­g. Am stärksten betroffen seien die Hummeln aktuell in wärmeren Ländern wie Mexiko und Spanien. Aber auch in relativ kühlen Regionen, wie jenen in Deutschlan­d, seien Hummeln seltener geworden. Hummeln im Alpenraum weichen weiter nach oben, in höhere Gefilde aus, wo es aber auch weniger Lebensraum für die Tiere gebe. Zudem seien sie von vielen weiteren Faktoren wie intensiver Landwirtsc­haft bedroht.

In einem speziellen Abschnitt verdeutlic­ht der WWF basierend auf einem Bericht des Weltklimar­ates IPCC die Auswirkung­en von 1,5 und zwei Grad Erderwärmu­ng: Bei 1,5 Grad Erwärmung werden demnach acht Prozent der Pflanzen mehr als die Hälfte ihres Verbreitun­gsgebiets verlieren, bei zwei Grad Erwärmung seien es 16 Prozent. Bei Wirbeltier­en seien es entspreche­nd vier und acht Prozent.

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Zwei Hummeln sitzen auf einer Blüte. Die Umweltstif­tung WWF sieht die Insekten vor allem durch intensive Landwirtsc­haft bedroht.

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