Mit Schwung und neuem Investor
VfB Stuttgart möchte gegen Union Berlin nachlegen und stellt neuen Anteilseigner vor
- Ein Stück Stoff kann einem Fußballfan die Welt bedeuten. Die Farben des Vereins auf dem bedruckten Grund begleiten durch das eigene Leben. Jedes Leibchen ein Stück Erinnerung. Doch dass das Textil mal etwas Materielles zurückgibt, ist ungewöhnlich. Anders dagegen beim VfB Stuttgart – zumindest im übertragenen Sinne. So stellte der Verein nun Jako als neuen Investor vor. Der Sportbekleidungshersteller übernimmt 1,16 Prozent der Anteile an der ausgegliederten Profiabteilung der Schwaben und zahlt dafür rund vier Millionen Euro, so VfBVorstandschef Thomas Hitzlsperger.
Auch wenn das Kontingent monetär natürlich nicht in den Bereich der 11,75-prozentigen Mercedes-BenzAnteile heranreicht, könne das Engagement dem durch die Corona-Krise schwer getroffenem Verein dabei helfen, die schwierige Situation ein Stück weit besser zu meistern“(Hitzlsperger). Einen Angriff auf dem Transfermarkt werde dies aber nicht nach sich ziehen. „Wir können in der aktuellen Phase nicht sagen: Jetzt gehen wir groß auf Shoppingtour. Wir müssen weiter vorsichtig haushalten“, so Hitzlsperger. Das Geld könne aber „helfen, im besten Fall mal einen Topspieler zu halten“und somit die Mannschaft auch über die Saison hinaus im Kern zusammenzuhalten und langfristig etwas zu entwickeln.
Wer sich jetzt über die nicht gerade überwältigende Dimension des nach langem Suchen gefundenen zweiten Investors wundert, der sei beruhigt. Das Unternehmen mit Sitz in Mulfingen im Hohenlohekreis – das zusätzlich seinen ursprünglich noch bis 2023 laufenden Ausrüstervertrag um weitere sechs Jahre bis 2029 verlängerte – soll nur der Startschuss sein für das seit Jahren beim VfB oft gewünschte Mittelstandsbündnis, das in seiner Gesamtheit zweiter Ankerinvestor werden soll. „Wir hoffen, das ist der Auslöser, dem sich noch mehr Unternehmen in der Region anschließen“, so
Hitzlsperger, für den die Vorstellung aufgrund seines angekündigten Abschiedes eine seiner letzten großen Amtshandlungen bei seinem Herzensclub gewesen sein dürfte. Daher ist dem 39-Jährigen umso mehr daran gelegen, die Weichen auf wirtschaftlichen Erfolgskurs zu stellen.
Auf dem Rasen müssen es dagegen andere richten. Und sieht Trainer Pellegrino Matarazzo seine Mannen für die kommende Aufgabe beim 1. FC Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gerüstet. Nach dem so wichtigen 3:2-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach wolle man nun
„den Schwung und die breite Brust mitnehmen“. Gewinnt der VfB gegen Union, zieht er zumindest schon mal für ein paar Stunden an Hertha BSC auf dem Relegationsplatz vorbei – und setzt das Team seines Ex-Trainers Tayfun Korkut vor dem Abendspiel bei den schwächelnden Gladbachern gehörig unter Druck.
Nach zuvor neun Spielen in Serie ohne Sieg soll der jüngste Erfolg zum Brustlöser werden. „Es war erfrischend, aufzustehen und einen Sieg nachbereiten zu müssen und keine Niederlage“, sagte der Trainer. Schon im ersten Training zu Beginn der Woche habe man „ein paar Prozent mehr Freude gespürt“, berichtete der 44-Jährige. Diese Freude will sich der VfB bewahren. Wohlwissend, dass der Comeback-Erfolg gegen die Borussia nach 0:2-Rückstand nur ein erster Schritt war.
Denn aktuell ist Stuttgart weiterhin Tabellenvorletzter. Auf dem Kurzzeiterfolg auszuruhen wäre fatal. Für eine ordentliche Kehrtwende braucht es zuvorderst ein Erfolgserlebnis gegen Union und danach auch im Schwaben-Duell gegen den FC Augsburg. Das weiß auch Matarazzo. „Es ist auf der anderen Seite wichtig, es sich jede Woche neu zu erarbeiten. Wir wollen den Schwung mitnehmen“, gibt der Trainer vor. Zudem „alles daran setzen, dreifach zu punkten und nicht nur gut zu spielen“.
Doch ist das gegen „zäh zu bespielende“Berliner keine leichte Aufgabe. So erwartet der Trainer ein „ganz anderes Spiel“als zuletzt gegen Gladbach. „Geduld“und „taktische Disziplin“seien daher am Samstag gefragt. Dabei soll Offensivmann Chris Führich, der schon gegen die Borussia getroffen hat, auch gegen Union Gefahr zu erzeugen. Der 24Jährige ist nach Magen-Darm-Problemen wieder ins Training eingestiegen. „Ich habe ein gutes Gefühl bei ihm“, sagte Matarazzo.
Gute Voraussetzungen also, um weiterzumachen, die Fans zu befrieden und dem Trikot mit dem Brustring neue ruhmreiche Erinnerungen anzuheften.