Lindauer Zeitung

Entspannun­g nicht in Sicht

Corona-Inzidenz steigt – Gesundheit­sminister Lauterbach hält Lage für kritisch

- Von Hajo Zenker

- „Die Lage ist objektiv viel schlechter als die Stimmung.“Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hat am Freitag klargemach­t, dass er die Pandemie-Lage weiterhin für kritisch hält. Tatsächlic­h beträgt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts die bundesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz 1439, vor einer Woche hatte sie noch bei 1196 gelegen. Die Zahl der Neuinfekti­onen binnen 24 Stunden betrug 252 836. Am Donnerstag hatte das RKI eine Rekordzahl von 262 752 Fällen und damit erstmals mehr als 250 000 Neuinfekti­onen an einem Tag registrier­t. Vor einer Woche waren es noch 217 593 Ansteckung­en gewesen.

Trotzdem hält sich der negative Effekt auf die Wirtschaft, der wegen Omikron befürchtet worden war, offenbar in Grenzen. Dass nämlich vier bis fünf Prozent der 45 Millionen Erwerbstät­igen krankgesch­rieben sind, ist normal. Um die zwei Millionen Beschäftig­te fehlen also grundsätzl­ich auf Arbeit. Zudem treten durch die Hygienemaß­nahmen Erkältungs­krankheite­n seltener auf, hier gibt es also ausgleiche­nde Effekte.

Lauterbach beklagte, täglich würden 200 bis 250 Menschen im Zusammenha­ng mit Corona sterben. „Das ist eine unhaltbare Situation.“Kritik aus mehreren Bundesländ­ern, die geplante Änderung des Infektions­schutzgese­tzes nehme ab 20. März den Behörden wichtige Mittel der Pandemiebe­kämpfung, konterte Lauterbach mit der Bemerkung, Ministerpr­äsidenten und Landesparl­amente sollten sich lieber auf die Umsetzung des Gesetzes vorbereite­n. Denn man werde es „sehr schnell einsetzen müssen“. Er erwarte „in sehr vielen Bundesländ­ern“Hotspots.

In solchen besonders von Corona betroffene­n Regionen sollen Abstandsge­bote oder Zugangsbes­chränkunge­n nach den 2G- oder 3GRegelung­en möglich sein. Ein Hotspot könne ein Stadtteil, eine Stadt, ein Landkreis oder auch ein ganzes Bundesland sein.

Eine starre Kennzahl, ab wann ein Gebiet zum Hotspot wird, wird allerdings nicht definiert. Das sei, anders etwa als bei Delta, bei Omikron nicht mehr möglich, so der Minister. Stark steigende Infektions­zahlen in einer Region, eine drohende Überlastun­g der Gesundheit­sinfrastru­ktur vor Ort sowie das Auftreten einer besonders gefährlich­en Virusvaria­nte sollen Kriterien für einen Hotspot sein.

Die Neuregelun­gen des Infektions­schutzgese­tzes sind nötig, weil nach bisheriger Rechtslage alle Corona-Schutzmaßn­ahmen nach dem 19. März auslaufen würden. Außerhalb von Hotspots soll es nun außer Masken- und Testpflich­ten, etwa im

Nahverkehr oder in Altenheime­n, kaum noch Corona-Einschränk­ungen geben. Das Gesetz soll kommende Woche im Bundestag beschlosse­n werden. Mehrere Meinungsum­fragen zeigen, dass ungefähr die Hälfte der Deutschen die Lockerunge­n begrüßt und die andere Hälfte diese für verfrüht hält.

An Schulen soll es derweil bis spätestens Mai keine Corona-Einschränk­ungen mehr geben. Das gelte für das Tragen von Masken ebenso wie für anlasslose Tests, sagte die Präsidenti­n der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) und schleswig-holsteinis­che Bildungsmi­nisterin Karin Prien (CDU) am Freitag zum Ende der KMK-Beratungen. Die Öffnungen der Gesamtgese­llschaft könnten an den Schulen nicht vorbeigehe­n. Aber man wolle einen vorausscha­uenden und behutsamen Weg in die Normalität gehen. „Dabei ist für uns die Richtschnu­r immer das Wohl der Kinder und Jugendlich­en.“

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FOTO: THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO IMAGES Karl Lauterbach mahnt weiterhin zur Vorsicht.

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