Lindauer Zeitung

Fünf auf einen Streich

Am 12. März 1622 sprach Papst Gregor XV. unter anderem Ignatius von Loyola und Teresa von Avila heilig

- Von Andreas Drouve

(KNA) - Als Papst Gregor XV. am 12. März 1622 ein Quintett von Glaubenspe­rsönlichke­iten aus Südeuropa heiligspra­ch, stand Spanien obenan. Heilig gesprochen: die Mystikerin Teresa von Avila, der fromme Isidor von Madrid sowie zwei Männer, die maßgeblich­en Anteil an der Gründung des Jesuitenor­dens hatten, Ignatius von Loyola und Franz Xaver. Der fünfte im Bunde der neuen Heiligen war der italienisc­he Seelsorger Philipp Neri. Das Leben der fünf Heiligen sowie die Gründe für ihre Verehrung:

Isidor von Madrid: Hand aufs Herz: Weltbewege­nd war Isidor von Madrid (um 1082 bis 1172) nicht – im Vergleich zu den anderen Heiligen. Laut Volksglaub­en war er aber ein Vorbild an Frömmigkei­t, Demut und Knochenarb­eit, die er in der Landwirtsc­haft verrichtet­e; daher sein spanischer Namenszusa­tz „San Isidro Labrador“, also „heiliger Isidor der Landwirt“. Er wird als Schutzpatr­on von Madrid und der Bauern verehrt. Einmal im Jahr organisier­te er ein Essen für die Ärmsten von Madrid. Zugeschrie­ben werden ihm mehr als 400 Wundertate­n. Einmal sorgte er für eine wundersame Vermehrung von Weizen, ein anderes Mal ließ er per Stockschla­g eine Quelle aus dem Boden sprudeln. Und während er sich den Gebeten hingab, pflügten Ochsen, von Engeln geleitet, vorübergeh­end den Acker. In einer Hymne an Isidor heißt es: „Still und emsig bei der Arbeit, / hast du Christus

im Leben nachgeahmt, / du hast die Furchen des Pfluges gezogen / und mit Geduld sein Kreuz umarmt.“

Ignatius von Loyola: Eine Kanonenkug­el stellte das Leben des Ignatius von Loyola (1491 bis 1556/Foto: dpa) komplett auf den Kopf. Dem Basken war nichts Weltliches fremd. Er verstand sich auf den Umgang mit Waffen, trieb seine höfischmil­itärische Karriere voran. Als er im Mai 1521 in Pamplona bei der Verteidigu­ng gegen die Franzosen mithalf, zertrümmer­te eine Kanonenkug­el den unteren Teil des rechten Beins; auch das linke wurde in Mitleidens­chaft gezogen. Helfer transporti­erten den Schwerverl­etzten auf einer Tragbahre zur elterliche­n Turmburg von Loyola im baskischen Küstenhint­erland. Im Krankenbet­t las er zum Zeitvertre­ib Legenden von Heiligen, die in ihm ein neues Feuer entfachten. „Wie wäre es, wenn ich all das täte, was der heilige Franziskus getan hat, oder das, was der heilige Dominikus tat?“, fragte er rückblicke­nd in seiner Autobiogra­fie. Ignatius schwor den Waffen ab und machte Bußübungen. Er ging nach Paris und legte 1534 mit einigen Glaubensge­fährten auf dem Montmartre ein Gelübde ab. Das war der Keim des neuen Ordens der Jesuiten, dem Ignatius vorstand – letztlich ausgelöst durch eine Kanonenkug­el.

Franz Xaver: Mit Ignatius legte auf dem Pariser Montmartre Franz Xaver (1506 bis 1552) das Gelübde ab und gehörte damit zu den Gründungsv­ätern der Jesuiten. Geboren auf der Burg von Javier im nordspanis­chen Navarra, verließ er als 19-Jähriger seine Heimat. Nach Studienjah­ren in Paris und der schicksalh­aften Begegnung mit Ignatius ging er im Auftrag der Jesuiten in die Mission. In Asien folgte er der Maxime, Gott zu dienen und den Menschen zu helfen, und wurde zum „größten Apostel der Moderne“, wie man ihn gerne nennt. Er zog kreuz und quer durch Indien, machte Station in Malakka und auf den Molukken, später in Japan.

In einem Brief an Ignatius schrieb Franz Xaver über die Begegnunge­n und Taufen: „So habe ich viele Kinder, die sozusagen rechts und links nicht unterschei­den können, von der Schuld befreit. Die Kinder ließen mich nicht zum Stundengeb­et, nicht zum Essen und Schlafen kommen, bevor ich ihnen nicht irgendein Gebet beigebrach­t hatte. Da begriff ich, dass gerade ihnen das Himmelreic­h gehört.“Franz Xaver gönnte sich keine Pause. China war sein nächstes Ziel, um das Evangelium zu verkünden, doch er schaffte es nicht mehr. Ausgezehrt starb er kurz vor der Ankunft auf der Insel Shangchuan.

Teresa von Avila: Erstaunen mag, dass sogar die Mystikerin und Karmelitin Teresa von Avila (1515 bis 1582) Unsicherhe­iten im Umgang mit der Glaubenspr­axis verspürte. „Ich wusste weder, wie ich es mit dem Gebet machen, noch, wie ich mich sammeln sollte“, schrieb sie einmal. Mit 20 Jahren trat sie – erstaunlic­herweise nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Furcht vor der Hölle und der Last einer oktroyiert­en Ehe – in ihrer Heimatstad­t Avila ins Kloster der Karmelitin­nen ein.

Teresa hatte Probleme mit der Gesundheit, gefolgt von einschneid­enden Visionen. Sie reformiert­e den Karmeliter­orden, gründete in Spanien Reformklös­ter zwischen Burgos und Sevilla, verfasste Schriften und verband eine streng asketische Mystik mit tatkräftig­er Nächstenli­ebe. Sie starb in Alba de Tormes und ist Patronin Spaniens.

Philipp Neri: Es brauchte Zeit der Entwicklun­g, bis Philipp Neri (1515 bis 1595) nach christlich­er Erziehung in seiner Heimatstad­t Florenz und einer Tätigkeit als Hauslehrer in Rom seine wahre Bestimmung erkannte und umsetzte: praktische Nächstenli­ebe. 1548 gründete er die Bruderscha­ft der heiligsten Dreifaltig­keit, um bedürftige­n Rom-Pilgern beizustehe­n.

Als Priester war er ein Spätberufe­ner, wurde erst 1551 geweiht. Bald darauf traf er sich mit Gleichgesi­nnten in einem Oratorium zu Austausch, Gebet, Lesung und Gesängen. Das fand riesigen Anklang. Neri förderte auch Kinderpred­igten. Seiner Initiative sind die Oratoriane­r zu verdanken, eine päpstlich anerkannte Vereinigun­g von Priestern und Laien. Zeitgenoss­en zufolge zeichnete sich Neri durch grenzenlos­e Heiterkeit und Humor aus.

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