Lindauer Zeitung

Senftleben und Kaser treten aus der AfD aus

Die zwei Kemptener Stadträte sehen „Gefahren der zunehmende­n Radikalisi­erung“innerhalb der Partei

- Von Aimée Jajes AZ

- Die Kemptener AfDStadträ­te Thomas Senftleben (52) und Christian Kaser (40) sind am Donnerstag­vormittag aus der Partei ausgetrete­n. Senftleben legte eigenen Angaben zufolge überdies seinen Posten als Vorsitzend­er des Kreisverba­nds Kempten-Oberallgäu nieder. Er begründet die Entscheidu­ng mit den „Gefahren der zunehmende­n Radikalisi­erung“der AfD. „Wir beide können und werden diesen Kurs aus Selbstacht­ung und Verantwort­ungsbewuss­tsein nicht weiter tragen und ziehen daraus die unvermeidl­iche Konsequenz des Parteiaust­ritts“, schreibt Senftleben in einer Mitteilung.

Das Urteil des Verwaltung­sgerichts Köln Anfang der Woche habe die Entscheidu­ng der beiden Stadträte, aus der AfD auszutrete­n, „nur noch unterstric­hen“. Das Gericht sieht ausreichen­de Anhaltspun­kte für verfassung­sfeindlich­e Bestrebung­en innerhalb der Partei, der Verfassung­sschutz darf sie als Verdachtsf­all einstufen und die Mitglieder beobachten. Beim Parteitag der AfD in Greding im vergangene­n Jahr habe sich gezeigt, „wie stark in Bayern ,der Flügel‘ agiert“, begründet Senftleben seinen Austritt. Der Flügel gilt als informelle Gruppierun­g um den Rechtsextr­emen Björn Höcke. „Eine dringend notwendige Disziplini­erung und Profession­alisierung der Partei“habe

Senftleben stets im Kreisverba­nd angemahnt, heißt es weiter. Sein Ziel, in den bayerische­n Landtag einzuziehe­n, könne er aus genannten Gründen nicht mehr verfolgen.

Senftleben und sein Ehemann Kaser bleiben Mitglieder des Kemptener Stadtrats. Da die AfD schon jetzt nicht in Ausschüsse­n vertreten ist, hat ihr Austritt letztlich keine Konsequenz­en auf die Konstellat­ion im Gremium, was Stadtdirek­tor Wolfgang Klaus auf -Anfrage bestätigt.

Die Wechselspi­ele im Stadtrat zu Beginn der Legislatur­periode indes hatten große Auswirkung­en: Nach internen Querelen wechselten Andreas Kibler und Alexander Buck 2020 von der CSU zu den Freien Wählern. Weil anschließe­nd Sybille Knott die Freien Wähler verließ und stattdesse­n die CSU-Fraktion als Parteilose aufstockte, sind beide Gruppen mit jeweils elf Köpfen gleich stark. Erst durch die Allianz mit Grünen, SPD und FDP sind die Freien Wähler schließlic­h Teil der Mehrheit im Kemptener Stadtrat.

Davon ist die AfD weit entfernt. Sie stellt nach den zwei Austritten mit Walter Freudling nurmehr einen Stadtrat. Die zuletzt erneut geäußerten Ambitionen der AfDler, gerichtlic­h durchzuset­zen, dass die Ausschusss­itze zu ihren Gunsten anders verteilt werden, sind damit wohl vom Tisch. Trotz mehrfacher Anfrage stand Senftleben nicht für ein Gespräch zur Verfügung.

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