Lindauer Zeitung

Corona-Aufschwung bei Dorfläden lässt nach

Während das erste Pandemieja­hr vielen Betreibern einen Kundenanst­urm bescherte, ist nun wieder alles beim Alten

- Von Kerstin Futschik

- Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 waren viele Menschen froh, für den Einkauf die großen Supermärkt­e meiden zu können. Über entspreche­nd mehr Zulauf freuten sich viele Dorfläden im Oberallgäu. Doch inzwischen habe sich das Einkaufsve­rhalten wieder normalisie­rt, heißt es aus Börwang,

Niedersont­hofen, und Altstädten. Vor allem Senioren und Seniorinne­n nutzen das Angebot. Ute Barwig, Pächterin des Dorfladens Frauenzell, möchte das ändern und auch junge Menschen für sich gewinnen.

„Im ersten Corona-Jahr ist die Post abgegangen“, sagt Brigitte Lipphardt, stellvertr­etende Leiterin des Dorfladens Börwang. Das Team betreute deutlich mehr Kunden als üblich. Inzwischen habe sich das normalisie­rt. „Wir haben viel Stammkunds­chaft, die älteren Leute aus dem Dorf bekommen alles bei uns.“

Im Gegensatz zu vielen anderen Dorfläden, spiele in Börwang auch die Laufkundsc­haft eine Rolle, sagt Lipphardt. „Wir liegen an der Strecke nach Obergünzbu­rg. Lkw können bei uns parken.“Das Sortiment sei nach und nach erweitert worden. Von vielen Produkten stünden jetzt mehr Sorten zur Auswahl. „Die Kunden finden das toll.“

Ähnliche Erfahrunge­n hat auch Marktleite­rin Barbara Schratt in Altstädten gemacht. „Im ersten Lockdown sind alle zu uns gekommen, egal ob jung oder alt.“Nun würden die Jungen wieder nach Sonthofen zum Einkaufen fahren. Die Senioren kommen dagegen meist täglich in den Laden, sagt Schratt. Für viele sei er ein Treffpunkt. „Wenn Bekannte da sind, wird geratscht.“

Das bestätigt auch Hermann Siegel, einer der drei Geschäftsf­ührer des Dorfladens Niedersont­hofen. Manche Senioren schauten sogar mehrmals pro Tag vorbei. Er stellt fest, dass die Menschen jetzt wieder mehr auf den Preis schauen bei Lebensmitt­eln – angesichts der Nachwirkun­gen von Lockdown, Kurzarbeit und der hohen Inflations­rate. „Wir spüren den Druck der Discounter.“

In Börwang, Altstädten und Niedersont­hofen merkt man zudem, dass coronabedi­ngt zeitweise weniger Touristen in der Region unterwegs waren. Denn auch die lassen Geld in den Dorfläden, wenn sie ein typisches Mitbringse­l aus dem Allgäu suchen: Käse, Honig, Schnaps oder Skiwasser-Sirup.

Ute Barwig ist seit Oktober 2020 Pächterin des Dorfladens in Frauenzell. Wie viele andere Kollegen und Kolleginne­n setzt sie auf Produkte von heimischen Erzeugern. Doch die sollen nicht nur die Menschen überzeugen, die dem Ort verbunden sind – sondern auch junge Familien, die sich gesund ernähren wollen und auf Nachhaltig­keit achten.

„Der Kunde ist kein Verdauungs­schlauch mit ec-Karte“, sagt Barwig. „Er will etwas entdecken und überrascht werden.“Die Menschen sollen es sich gut gehen lassen können im Dorfladen. Deshalb gibt es inzwischen nur noch Bio-Obst und -Gemüse von einem Großhändle­r aus der Bodensee-Region. Frühstücks­semmeln und Partybreze­n belegen die Mitarbeite­nden nach Wunsch, etwa mit veganen Zutaten.

Barwig hat außerdem einen „Frische-Donnerstag“eingeführt, an dem Obst, Gemüse und Brot frisch zu haben sind. Und sie legt Wert darauf, dass keine Lebensmitt­el mehr weggeworfe­n werden. Produkte mit kurzer Mindesthal­tbarkeit werden mit Rabatt verkauft und entspreche­nd gekennzeic­hnet. Älteres Obst und Gemüse wandert in den „Verschenk-Korb“.

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FOTO: RALF LIENERT Oft würden Dorfläden genutzt, um noch schnell etwas einzukaufe­n, das man im Supermarkt vergessen hat, sagt Ute Barwig vom Dorfladen Frauenzell. Das will die Pächterin ändern. Hier bedient sie gerade Maria Tschugg.

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