Corona-Aufschwung bei Dorfläden lässt nach
Während das erste Pandemiejahr vielen Betreibern einen Kundenansturm bescherte, ist nun wieder alles beim Alten
- Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 waren viele Menschen froh, für den Einkauf die großen Supermärkte meiden zu können. Über entsprechend mehr Zulauf freuten sich viele Dorfläden im Oberallgäu. Doch inzwischen habe sich das Einkaufsverhalten wieder normalisiert, heißt es aus Börwang,
Niedersonthofen, und Altstädten. Vor allem Senioren und Seniorinnen nutzen das Angebot. Ute Barwig, Pächterin des Dorfladens Frauenzell, möchte das ändern und auch junge Menschen für sich gewinnen.
„Im ersten Corona-Jahr ist die Post abgegangen“, sagt Brigitte Lipphardt, stellvertretende Leiterin des Dorfladens Börwang. Das Team betreute deutlich mehr Kunden als üblich. Inzwischen habe sich das normalisiert. „Wir haben viel Stammkundschaft, die älteren Leute aus dem Dorf bekommen alles bei uns.“
Im Gegensatz zu vielen anderen Dorfläden, spiele in Börwang auch die Laufkundschaft eine Rolle, sagt Lipphardt. „Wir liegen an der Strecke nach Obergünzburg. Lkw können bei uns parken.“Das Sortiment sei nach und nach erweitert worden. Von vielen Produkten stünden jetzt mehr Sorten zur Auswahl. „Die Kunden finden das toll.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Marktleiterin Barbara Schratt in Altstädten gemacht. „Im ersten Lockdown sind alle zu uns gekommen, egal ob jung oder alt.“Nun würden die Jungen wieder nach Sonthofen zum Einkaufen fahren. Die Senioren kommen dagegen meist täglich in den Laden, sagt Schratt. Für viele sei er ein Treffpunkt. „Wenn Bekannte da sind, wird geratscht.“
Das bestätigt auch Hermann Siegel, einer der drei Geschäftsführer des Dorfladens Niedersonthofen. Manche Senioren schauten sogar mehrmals pro Tag vorbei. Er stellt fest, dass die Menschen jetzt wieder mehr auf den Preis schauen bei Lebensmitteln – angesichts der Nachwirkungen von Lockdown, Kurzarbeit und der hohen Inflationsrate. „Wir spüren den Druck der Discounter.“
In Börwang, Altstädten und Niedersonthofen merkt man zudem, dass coronabedingt zeitweise weniger Touristen in der Region unterwegs waren. Denn auch die lassen Geld in den Dorfläden, wenn sie ein typisches Mitbringsel aus dem Allgäu suchen: Käse, Honig, Schnaps oder Skiwasser-Sirup.
Ute Barwig ist seit Oktober 2020 Pächterin des Dorfladens in Frauenzell. Wie viele andere Kollegen und Kolleginnen setzt sie auf Produkte von heimischen Erzeugern. Doch die sollen nicht nur die Menschen überzeugen, die dem Ort verbunden sind – sondern auch junge Familien, die sich gesund ernähren wollen und auf Nachhaltigkeit achten.
„Der Kunde ist kein Verdauungsschlauch mit ec-Karte“, sagt Barwig. „Er will etwas entdecken und überrascht werden.“Die Menschen sollen es sich gut gehen lassen können im Dorfladen. Deshalb gibt es inzwischen nur noch Bio-Obst und -Gemüse von einem Großhändler aus der Bodensee-Region. Frühstückssemmeln und Partybrezen belegen die Mitarbeitenden nach Wunsch, etwa mit veganen Zutaten.
Barwig hat außerdem einen „Frische-Donnerstag“eingeführt, an dem Obst, Gemüse und Brot frisch zu haben sind. Und sie legt Wert darauf, dass keine Lebensmittel mehr weggeworfen werden. Produkte mit kurzer Mindesthaltbarkeit werden mit Rabatt verkauft und entsprechend gekennzeichnet. Älteres Obst und Gemüse wandert in den „Verschenk-Korb“.