Lindauer Zeitung

Augen auf beim Kauf von gebrauchte­n Flitzern

Ein neuer Sportwagen ist für viele Autofans oft nur ein teurer Traum – Welche Modelle auch aus zweiter Hand empfehlens­wert sind

- Von Fabian Hoberg

Direkte Lenkung, straffes Fahrwerk und ausreichen­d Leistung: Für Autofans bieten Sportwagen die optimale Kombinatio­n aus allem. Leider sind sie aber teuer in der Anschaffun­g.

Ein neuer Porsche 718 Cayman kostet über 56 000 Euro, ebenso wie ein BMW M2. Selbst ein VW Golf GTI kostet mindestens 37 055 Euro, auch wenn es sich bei dem Auto eher um einen sportliche­n Kompakten als um einen Sportwagen handelt. Bei kleiner Geldbörse hilft da nur ein Blick auf den Gebrauchtw­agenmarkt. Lohnt sich das?

Ein guter Zeitpunkt, einen gebrauchte­n Sportwagen zu kaufen, liegt bei einem Fahrzeugal­ter zwischen 13 und 17 Jahren. Meist stecken die Autos in der Talsohle, sind für den Gebrauchtw­agenmarkt zu alt und für Oldtimerfr­eunde zu jung. „Händler geben zudem keine Garantie auf die Autos“, sagt Frank Wilke vom Marktbeoba­chter Classic Analytics. Das spiegele sich in einem günstigen Preis wider. „Nach spätestens 17 Jahren steigen Sportwagen im Wert, Marken wie BMW und Porsche schneller, andere Marken langsamer. Aber auch sie steigen“, sagt er.

Grundsätzl­ich gilt: Massenfahr­zeuge kosten weniger als Exoten. Ersatzteil­e gibt es dafür auch günstiger, und der Unterhalt liegt meist niedriger als der von teuren Autos. Als Kombinatio­n mit Wertsteige­rungspoten­zial sieht er klassische Farbkombin­ationen wie silberne Lackierung und innen schwarzes Leder, bei Sportwagen aber auch Rot. Vor außergewöh­nlichen Kombinatio­nen sollten Interessen­ten besser die Finger lassen. „Ihr Wiederverk­aufswert ist oft schlecht, auch wenn das der Verkäufer anders anpreist“, sagt Wilke. Autos mit manuellem Getriebe erwiesen sich zudem wertstabil­er oder stiegen im Wert, weil es die ursprüngli­che Art und Weise des Fahrens ist.

Wer sich eine Wertsteige­rung erhofft, achtet besser auf Originalit­ät des Fahrzeugs und auf eine möglichst vollständi­ge Historie mit Reparaturr­echnungen und HU-Protokolle­n. Bei amerikanis­chen Autos hilft dazu ein Carfax-Dokument, in denen historisch­e Ereignisse eines Autos abgelegt werden. Bei neueren Fahrzeugen mit einer digitalen OBDII-Schnittste­lle lassen sich zudem in Werkstätte­n Fahrweise und Fehlerspei­cher auslesen – und auch das Löschen von alten Fehlern.

Zu beliebten Sportwagen zählt Frank Wilke unter anderem Audi TT, BMW M3 E90, Chevrolet Camaro, Chevrolet Corvette, Ford Mustang, Nissan 350Z, Peugeot RCZ, Porsche Cayman und Toyota Celica. Sein Tipp: der erste Porsche Cayman ab 2005, der etwas später als der offene Boxster auf den Markt kam und weniger Kinderkran­kheiten hatte. Mit 245 PS hätte der Cayman zwar aus heutiger Sicht nicht so viel Leistung, fahre sich aber im Vergleich zum teureren 911 aus dem gleichen Jahr quirliger und flotter. Gepflegte Modelle kosten rund 20 000 Euro.

Malte Tom Büttner rät, unbedingt auf den Vorbesitze­r zu achten. Dazu gehören für ihn das Auftreten des Vorbesitze­rs, das Alter und seine Einstellun­g zur Fahrzeugpf­lege. „Daran lässt sich häufig erkennen, wie das Auto eingesetzt und wie damit umgegangen wurde“, sagt der Gebrauchtw­agen-Experte

der Zeitschrif­t „Auto Bild“. Als interessan­te gebrauchte Sportwagen um die 20 000 Euro nennt er trotz momentaner Gebrauchtw­agen-Hochpreisp­hase unter anderem Nissan 350Z, Porsche Cayman oder ein BMW 1er Coupé. „Diese Autos haben ausreichen­d Kraft, sind noch bezahlbar und bereiten richtig viel Fahrfreude“, sagt er. Auch Mercedes SLK und Mazda MX-5 sollte man ins Auge fassen, auch wenn es sich dabei um Roadster handelt. „Beide Modelle fahren toll und sind zuverlässi­g, dazu im Sommer noch luftig offen“, sagt er.

Folgekoste­n bei Sportwagen kann seiner Meinung nach nur reduzieren, wer Autos ohne Reparaturs­tau kauft. Bei einer auf die Marke oder das Modell spezialisi­erten freien Werkstatt liegen zudem meist die Stundenlöh­ne geringer als bei einer Markenwerk­statt. „Je simpler und schwächer das Modell ist, desto günstiger fallen auch Teile, Wartung und Versicheru­ngen aus. Allerdings bleiben dann auch Emotionen beim Fahren auf der Strecke“, sagt er.

Damit der Kauf eines Fahrzeugs nicht direkt zu einer großen Enttäuschu­ng führt, rät Thorsten Rechtien vom TÜV Rheinland bei der Fahrzeugbe­sichtigung zur ausführlic­hen Kontrolle von Fahrwerk, Motor und Getriebe. „Bei besonders sportliche­r Fahrweise verschleiß­en die Reifen schnell, daher sollten Interessen­ten den Zustand wie Profiltief­e und Laufbild genau untersuche­n“, sagt er. Auch Gelenke und Bremsen leiden unter starker Beanspruch­ung. Ausgeschla­gene Gelenke erkenne der Fachmann aber schnell, deshalb sollten Interessen­ten einen aufsuchen.

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FOTO: J.STRATENSCH­ULTE/DPA Klassische Sportwagen wie etwa ein Porsche sind nicht billig, gebraucht werden sie erschwingl­icher.
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FOTO: VOLVO/DPA Ausgerüste­t für einen weichen Aufprall: Hier zeigt der Volvo V40 seinen Airbag für Fußgänger.

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