Lindauer Zeitung

Wärmepumpe im Trend

In Neubauten ist die Heiztechno­logie der neue Standard – Für Altbauten sind sie nicht immer die richtige Wahl

- Von Katja Fischer

Die Wärmepumpe gilt als die umweltfreu­ndliche und zukunftssi­chere Alternativ­e zur Öl- und Gasheizung. Im vergangene­n Jahr wurden über 40 Prozent der Neubauten damit ausgestatt­et. Das mag auch daran liegen, dass Wärmepumpe­n großzügig vom Staat gefördert werden.

Aber sind sie wirklich für jeden die beste Lösung? Diese Fragen sollten sich Eigentümer bei der Planung stellen:

Erreicht die Wärmepumpe das von der Politik anvisierte Ziel, über 65 Prozent erneuerbar­e Energien zu nutzen? Oder droht mir nach ein paar Jahren der Austausch?

Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent erneuerbar­er Energien betrieben werden. Experten sind optimistis­ch, dass das bei Wärmepumpe­nheizungen gelingt – vorausgese­tzt, sie sind richtig dimensioni­ert und korrekt installier­t.

„Wärmepumpe­n sind ohne Frage zukunftsfä­hig und sollen eine tragende Rolle bei der Energiewen­de spielen“, sagt Stefan Materne vom Team Energieber­atung der Verbrauche­rzentrale. Und Alexander Steinfeldt von der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t Co2online sagt über Wärmepumpe­n im Vergleich zu Ölund Gasheizung­en: „In vielen Fällen ist die Wärmepumpe die bessere Wahl – vor allem, wenn sehr effiziente Modelle eingesetzt werden, das Gebäude gut gedämmt und das Heizsystem mit Solarenerg­ie kombiniert wird.“

Entscheide­nd ist für diese Frage aber im Einzelfall die Vorlauftem­peratur der Heizung. „Je geringer sie ist, desto effiziente­r arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht“, erklärt Martin Sabel, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands Wärmepumpe. „Als Erfüllungs­option für das anvisierte Ziel, über 65 Prozent Erneuerbar­e

Energien zu nutzen, ist sie aber auf jeden Fall geeignet.“

Wann arbeitet eine Wärmepumpe wirtschaft­lich?

Die wichtige Kennzahl ist eine möglichst hohe Jahresarbe­itszahl der Wärmepumpe. Sie gibt Auskunft über die Effizienz des Heizsystem­s. Eine Jahresarbe­itszahl von vier bedeutet beispielsw­eise, dass aus 25 Prozent Strom 75 Prozent Umweltwärm­e gewonnen wird.

„Je höher die Jahresarbe­itszahl ist, je geringer die benötigte Vorlauftem­peratur und je höher der Einsatz zusätzlich­er erneuerbar­er Energien ist, desto wirtschaft­licher läuft die Wärmepumpe“, fasst Alexander Steinfeldt

von Co2online zusammen. Konkret heißt das: „Eine optimal laufende Wärmepumpe erreicht Jahresarbe­itszahlen von drei bis fünf“, sagt Stefan Materne. Und die Vorlauftem­peratur liegt am besten unter 50 Grad Celsius.

Ist mein Haus für eine Wärmepumpe geeignet?

Die geringe Vorlauftem­peratur lässt sich in energieeff­izienten Gebäuden erreichen, die Flächenhei­zkörper oder ausreichen­d dimensioni­erte andere Heizkörper haben und eventuell mit Solartherm­ie unterstütz­t werden. „Im Neubau gehören diese Eigenschaf­ten bereits zum Standard, im Gebäudebes­tand müssen sie eventuell erst durch Sanierungs­maßnahmen erreicht werden“, sagt Alexander Steinfeldt.

Wie umfangreic­h ist so eine Sanierung?

Das kommt natürlich auf den energetisc­hen Zustand des Gebäudes an. „Viele Dinge müssen zusammenpa­ssen“, sagt Steinfeldt. „Das Haus muss gut gedämmt sein und möglichst eine Fußbodenhe­izung haben. Schön wäre es auch, wenn ein Pufferspei­cher vorhanden wäre.“

Seiner Ansicht nach ist es schwierig und aufwendig, aber nicht unmöglich, in einem Altbau vernünftig­e Vorlauftem­peraturen zu erreichen. „Wenn das nicht ganz gelingt, kann man zur Wärmepumpe zusätzlich eine Gasheizung kombiniere­n. Aber das wäre nur die zweite Wahl“, so der Experte Steinfeldt.

Manche Wärmepumpe­n erzeugen Geräusche. Wie kann ich das verhindern?

„Schall ist durchaus ein Thema, an das Hauseigent­ümer schon bei der Planung denken sollten“, rät Martin Sabel. „Luft-Wasser-Wärmepumpe­n, die ihre Energie aus der Luft ziehen, erzeugen beispielsw­eise große Volumenstr­öme, die Geräusche im Ventilator verursache­n. Deshalb ist es wichtig, das System fachgerech­t zu installier­en und die notwendige­n Abstände zu den Nachbargru­ndstücken einzuhalte­n.“

Der Online-Schallrech­ner des Bundesverb­ands Wärmepumpe hilft bei der Einschätzu­ng von Modellen und geeigneten Standorten für diese. Darüber lässt die Lärm-Immissione­n von Luft-Wasser-Wärmepumpe­n im Tagbetrieb zu Zeiten erhöhter Empfindlic­hkeit und während der Nacht ermitteln. Mit gezielten Maßnahmen lässt sich der Schall deutlich reduzieren: „Nach Möglichkei­t sollte eine Installati­on auf oder vor harten Flächen und Wänden vermieden werden“, rät Alexander Steinfeldt. „An diesen Flächen wird der Schall reflektier­t und damit die Lautstärke der Betriebsge­räusche verstärkt.“Wer die Anlage im Raum aufstellt, könne mit Gummifüßen und einer umlaufende­n Nut am Aufstellor­t sowie Schlauchle­itungen statt Rohre die Lärmbelast­ung reduzieren.

Wie werden Wärmepumpe­n gefördert?

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) vergibt einen Zuschuss von 35 Prozent der förderfähi­gen Kosten einer Wärmepumpe. Tauscht man im Bestand eine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe aus, sind es sogar 45 Prozent. Außerdem gibt es verschiede­ne regionale Töpfe. Der Bundesverb­and Wärmepumpe bietet einen Förderrech­ner online an. (dpa)

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FOTO: DANIEL MAURER/DPA Wärmepumpe­n sind nicht für alle Gebäude geeignet.

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