Zehntausende demonstrieren für Frieden
Proteste in mehreren deutschen Städten – Forderungen nach Importstopp für russisches Gas
(dpa) - In mehreren deutschen Großstädten sind Menschen am Sonntag gegen den Krieg Russlands in der Ukraine auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Veranstalter demonstrierten bundesweit 125 000 Menschen für den Frieden – in Berlin demnach 60 000 Menschen, in Stuttgart 35 000, in Frankfurt 12 000, in Hamburg 10 000 und in Leipzig 8000.
In Stuttgart kamen die Menschen am Oberen Schlossgarten vor der mit einer großen Ukraine-Flagge geschmückten Oper zusammen, sie trugen Schilder mit Aufschriften wie „Die Waffen nieder“, „Wir sind Ukraine“und „Russland raus aus der Ukraine“. Viele Menschen hielten Ukraine-Flaggen und Fahnen mit Friedenstauben oder dem Peace-Zeichen in den Händen.
„Es stärkt mich, so viele Menschen zu sehen, die gegen diesen Krieg sind“, sagte Teilnehmerin Ingrid Himmelmann. Das brutale Vorgehen sogar gegen Kinder und Kranke in der Ukraine könne sie nicht begreifen.
„Please help us“(Bitte helft uns) stand auf einem Plakat der vor zwei Wochen kurz nach Kriegsausbruch geflohenen Marianna Huisiwa. Die 30-Jährige kam nach eigenen Angaben bei einem Freund unter, sie ist geschockt vom Krieg. „Man empfindet eine gewisse Machtlosigkeit gegenüber der aktuellen Situation“, sagte der 58 Jahre alte Ewald Wössner aus Stuttgart.
Während der Veranstaltung legte die Gewerkschaft IG Metall ein großes Banner auf dem Boden aus mit einer mehrere Meter großen Vorlage einer Friedenstaube. Kinder und Erwachsene malten die Taube im Laufe der Veranstaltung in ukrainischen Farben an. „Es geht um die Vorstellung, wie wir in Europa zusammenleben wollen“, sagte Kai Burmeister, Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes DGB Baden-Württemberg, der die erste Rede hielt.
Zu den Demonstrationen hatte ein Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts-, Umweltschutzorganisationen sowie Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. Sie fordern, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sofort alle Angriffe einstellt, sich aus der Ukraine zurückzieht und die territoriale Integrität des Landes wiederherstellt.
„Es kamen viel mehr Menschen als erwartet“, sagte eine Sprecherin eines Mitveranstalters, des Umweltschutzverbandes BUND BadenWürttemberg. Angemeldet waren eigentlich nur rund 20 000 Menschen. Die Polizei selbst nannte keine Zahlen. Zwischenfälle gab es nicht, alles sei friedlich geblieben, berichtete ein
Bei neuen Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 800 Menschen festgenommen worden. Insgesamt seien am Sonntag Demonstranten in mehr als 35 russischen Städten auf die Straßen gegangen, teilte die Organisation Owd-Info am Abend mit. Das russische Innenministerium hatte zuvor von etwa 300 Festnahmen allein in Moskau gesprochen. Aktionen gab es etwa auch
Polizeisprecher. Auch Forderungen nach einem Stopp von Russlands Energielieferungen nach Deutschland wurden laut. „Echte Solidarität mit der Ukraine bedeutet, dass wir die Kriegskasse Putins nicht weiter füllen und ein sofortiges Gas-, Ölund Kohle-Embargo umsetzen“, sagte ein Sprecher der Klimabewegung in Wladiwostok im äußersten Osten Russlands und in Irkutsk am Baikalsee. Bilder und Videos in sozialen Netzwerken zeigten, wie Menschen von Polizisten mit Schutzhelmen und schwerer Ausrüstung weggezerrt wurden. Es gab auch Videos aus überfüllten Gefangenentransportern. Insgesamt wurden den Angaben von Owd-Info zufolge seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar mehr als 14 100 Menschen festgenommen. (dpa)
Fridays For Future Baden-Württemberg.
In Berlin liefen die Demonstranten vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Auf der Kundgebung in der Hauptstadt sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann, der „Aggressor Putin“habe jede Menschlichkeit verloren. Er nannte es „ein starkes Zeichen der Friedensbewegung“, dass so viele Menschen gegen den Krieg auf die Straße gingen. Er mahnte Solidarität für die Menschen in der Ukraine an. Die Gedanken seien aber auch „bei den mutigen Menschen in Russland, die gegen den Krieg demonstrieren“. Nötig ist Hoffmann zufolge ein neues Nachdenken über eine europäische Friedens- und Sicherheitsarchitektur. Es bleibe aber „bei unserem klaren Nein zur Aufrüstung“.
„Schwäbische bringt zusammen“: Hilfe für die Ukraine in der Region auf www.schwäbische.de/ukrainehilfe