Bryan Adams kehrt zurück in den Summer of ’69
Trotz seiner Berühmtheit ist der kanadische Poprocker Bryan Adams der bodenständige Musiker von nebenan geblieben. Sein neues Album „So Happy It Hurts“liefert gewohnt positive Vibes. Dabei ist Adams auch der Typ mit den Hits. Der Kanadier mit der Raufaser-Stimme und den eingängigen Softrock-Songs ist längst fest etabliert in der Mainstream-Welt des Rock’n’Roll. Der 62-Jährige hatte Nummer-1-Hits in über 40 Ländern, gewann Grammys, wurde dreimal für den Oscar nominiert und fünfmal für einen Golden Globe.
Obwohl Adams die Zimmer seiner Anwesen mit Auszeichnungen tapeziert haben dürfte, ist er im Vergleich etwa mit Aerosmith-Frontmann Steven Tyler oder Rüschen-Rocker Rod Stewart jemand, bei dem man sich vorstellen kann, dass er noch regelmäßig den Müll rausbringt. Wahrscheinlich muss er nicht einmal darum gebeten werden. Abstürze, Drogenexzesse, das Klischee-Leben eines Rockmusikers? Nicht wirklich. Adams arbeitet hart, und das nicht nur in der Musikszene. Er ist seit Jahren ein sehr erfolgreicher Fotograf. Man nimmt ihm ab, dass er seinen Job liebt.
„So Happy It Hurts“habe ihm die Möglichkeit gegeben, die Ideen, die er auf Quittungen in seiner Manteltasche gekritzelt hatte, „endlich auf richtiges Papier zu bringen“, sagt Adams. In bekannter FeelgoodRock-Manier präsentiert der Kanadier zwölf neue Songs, die für wenig Überraschung sorgen. Da klingt ein Refrain dann eben so, als hätte man ihn bereits gehört.
Doch genau damit liefert Adams, der jeden Titel als Co-Autor mitgeschrieben hat, die Kontinuität, nach der sich viele Menschen sehnen dürften. Er strahlt eine Verlässlichkeit aus, die ihn womöglich gerade im Sicherheitsbedürfnisland
Deutschland so beliebt macht: ein stabiler Typ, dem der Familienvater seinen Golf zum Einparken anvertrauen würde.
Seine Texte sind nicht Pulitzerpreis-verdächtig, aber Bob Dylan gibt es ja auch schon. Adams’ Musik will Ablenkung vom Alltag verschaffen. Oder aber vom Wahnsinn. Und er gehört nicht zu denen, die an ihrer Musik leiden müssen, um etwas von Bedeutung zu erschaffen. Der Erfolg gibt ihm ohnehin recht.
In den Titel des Albums sollte nicht zu viel hineingelesen werden, so Adams. Es gehe schlicht um die Rückkehr zu etwas Spontaneität, um Freiheit und um „all die Dinge, die wir während des Lockdowns und der Pandemie nicht tun konnten“. Auch Adams selbst rettete sich mit Musik durch die Pandemie: „Bob Marley ist das beste Gegenmittel gegen den Blues“, sagt er. Da Adams das Album während der Pandemie geschrieben und aufgenommen hat, klingen Lockdown-Themen trotzdem durch.
Die Hymne des Albums ist die Single-Auskopplung „Never Gonna Rain Again“. Bassline, Gospelchor und eine abwartende Hi-Hat erklingen so selbstbewusst, dass nach spätestens 45 Sekunden mindestens eines von drei Dingen passieren wird: 1. Der Kopf nickt im Takt. 2. Die Finger schnippen. 3. Es wird mitgesungen. In dem Song gehe es darum, im Moment zu leben anstatt in permanenter Angst, kommentiert Adams. Und so hallt wieder der Klang einer ausgelassenen Nacht durch die Straßen – sei es nun im Summer of ’69 oder im PandemieFrühjahr ’22. (dpa)
Das Album „So Happy It Hurts“von Bryan Adams erscheint bei BMG Rights.