Lindauer Zeitung

Sie ermitteln bei den schweren Verbrechen

Wie eine Sonderkomm­ission arbeitet – Auch nach dem Memmingerb­erger Mord wurde eine Soko gebildet

- Von Thomas Schwarz

- An der weißen Stellwand hängt ein Foto der ermordeten 16-Jährigen. Drumherum sind Infos zu den beiden Tatverdäch­tigen platziert und weitere wichtige Details zu dem Fall, der im November das Unterallgä­u erschütter­te. Die Stellwand steht bei der Memminger Kripo in einem Raum im zweiten Stock. Von dort aus arbeitet die „Soko Shelter“, die den Memmingerb­erger Mordfall aufklären soll.

„Das schaut bei uns schon so aus, wie man das aus Krimis im Fernsehen kennt“, sagt Thorsten Ritter. „Wir arbeiten mit Stellwände­n, aber natürlich auch mit entspreche­nder Software.“Ritter leitet die Kripo Memmingen und die „Soko Shelter“. Details zum Mordfall gibt er mit Blick auf die laufenden Ermittlung­en nicht preis. Aber er spricht allgemein über die Arbeit einer Soko – die Kurzform für „Sonderkomm­ission“.

Wann wird eine Soko gebildet und wer entscheide­t das?

„Bei einem schweren Kapitalver­brechen – vor allem bei Tötungsdel­ikten – wird eine Soko eingericht­et“, sagt Ritter. In der Regel bestehe sie aus „einer hohen zweistelli­gen Zahl an Mitarbeite­rn“. Die Entscheidu­ng falle in den ersten Stunden nach einer Straftat: „Wenn etwa viele Zeugen zu vernehmen, der oder die Täter unbekannt sind oder die Spurenlage sehr umfangreic­h ist, hat eine Soko Sinn.“Ob eine Sonderkomm­ission im Allgäu eingericht­et wird, entscheide­n die jeweiligen Kripo-Chefs im Einvernehm­en mit dem Polizeiprä­sidium in Kempten. Aus dessen Zuständigk­eitsgebiet werden die Mitarbeite­r zusammenge­stellt.

Wer arbeitet in einer Soko mit? Die Mitglieder einer Soko kommen sowohl von der Kripo als auch von der Schutzpoli­zei, aus allen Dienststel­len des Polizeiprä­sidiums oder vom Landeskrim­inalamt (LKA). „Entscheide­nd ist neben der Fachkompet­enz insbesonde­re die Teamfähigk­eit“, beschreibt Ritter das Anforderun­gsprofil. Einzelkämp­fer seien nicht erwünscht. Die Leitung übernimmt in der Regel der örtliche Kripo-Chef. Die Soko ist in der Dienststel­le angesiedel­t, in deren Bereich die Straftat geschehen ist. Auch ein Staatsanwa­lt ist bereits mit im Boot, wenn der Tatort unter die Lupe genommen wird.

Wie ist eine Soko ausgestatt­et?

In der Dienststel­le der jeweiligen Kripo werden eigene Räume und

Ausstattun­g nur für eine Soko vorgehalte­n – für Memmingen nahezu eine Etage. „So ist gewährleis­tet, dass die Mitarbeite­r in Ruhe an dem Fall arbeiten können“, sagt Ritter.

Kurze Kommunikat­ionswege seien sehr wichtig. Damit alle immer auf dem aktuellen Stand sind, gibt es tägliche Besprechun­gen. Der Soko stehen zum Abarbeiten der vielen

Infos neben modernster Technik wie spezieller Fahndungss­oftware auch Labore zur Auswertung der Spuren zur Verfügung. Gearbeitet wird in der Soko gerade in der Anfangspha­se

rund um die Uhr. „Bei der Belastung ist auch Motivation gefordert – und eine gute Verpflegun­g zum Beispiel mit Obst und viel Kaffee.“

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FOTO: RALF LIENERT Thorsten Ritter bei der Arbeit.

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