Lindauer Zeitung

Freiburger Gefühlsexp­losion

Streichs Team träumt weiter von der Königsklas­se

- Von Kristina Puck

(dpa) - Vincenzo Grifo wusste, dass er dies so noch nie erlebt hatte. „Mein erster, oder? Mein erster Doppelpack. Ja, ich habe es mitbekomme­n“, antwortete der 28Jährige, nachdem er zum ersten Mal in der Fußball-Bundesliga zweimal in einem Spiel getroffen und den SC Freiburg zum 3:2 (2:0) gegen den VfL Wolfsburg geführt hatte. „Mal läuft es, mal läuft es nicht“, sagte Grifo.

Insgesamt läuft es bei den Badenern so gut, dass es in der furiosen Schlusspha­se auch mit dem Sieg noch klappte. Und dass die Freiburger am Ende der Saison noch etwas ganz anderes zum ersten Mal schaffen könnten: Es ist noch immer realistisc­h, dass die Spielzeit im Mai mit dem SC Freiburg als ChampionsL­eague-Teilnehmer enden kann. „Der Sieg war sauwichtig“, sagte der Premieren-Doppeltors­chütze.

Grifo steht stellvertr­etend für manche Entwicklun­g im Breisgau. Wie Nationalve­rteidiger und Siegtorsch­ütze Nico Schlotterb­eck hat er etwa eine individuel­le Klasse, die neben der außergewöh­nlichen Breite im Freiburger Kader entscheide­nd für die Europapoka­l-Hoffnungen ist. So gelingt mit Trainer Christian Streich eine der besten Freiburger Spielzeite­n. Streich hatte erst unter der Woche nach mehr als zehn Jahren seinen Vertrag erneut verlängert. Mit seinem 104. Bundesliga-Sieg mit dem Sport-Club schloss er nun bereits zu Volker Finke auf.

Grifo weiß, was er an Freiburg und seinem Förderer Streich hat. „Ich glaube, über unseren Trainer brauchen wir gar nicht mehr viel quatschen“, sagte Grifo zwar, redete aber voll des Lobes weiter: „Er ist ein außergewöh­nlicher Trainer. Er gibt dir ein gutes Gefühl.“Weil der Coach alle zusammenha­lte, sei die Atmosphäre gut und das Team „happy“.

Gegen die in Halbzeit eins schwachen Wolfsburge­r machte Grifo zunächst das, was er mit am liebsten macht: Er schoss einen Freistoß und verwandelt­e ihn direkt (7. Minute). Dann legte er mit einem VolleySchu­ss nach (44.). In Streichs Worten klang das Lob dann so: „Vince ist fleißig, ist unterwegs, arbeitet, malocht. Vince hat vor längerer Zeit verstanden, dass ein kompletter

Spieler, ein Spieler ist, der sich zu 100 Prozent für die Mannschaft einsetzt“, sagte Streich: „So ist er italienisc­her Nationalsp­ieler geworden. Das ist eine große Auszeichnu­ng.“

Auch Nico Schlotterb­eck steht dafür, dass man Freiburg nicht verlassen muss, um sich fürs Nationalte­am zu empfehlen. Bundestrai­ner Hansi Flick hat ihn für die WM in Katar auf dem Zettel. Schlotterb­eck untermauer­te seine Ansprüche, als er mit links den Ball ins Tor hämmerte (87.) und nach den Wolfsburge­r Toren von Max Kruse (52.) und Maximilian Arnold (84.) für Freiburger Jubel sorgte. „Ich hatte so etwas noch nie, so eine Gefühlsexp­losion am Schluss“, sagte er. Auch Streich war außer Rand und Band, mit etwas Abstand reagierte er mit einem Augenzwink­ern: „Nico hat den Ball so gut abgelegt gekriegt, dass er im Prinzip nur noch den Fuß durchschwi­ngen musste. Mit seiner Qualität kann man das ja ein Stück weit erwarten.“

Der zwölfte Saisonsieg war für Streich auch deswegen wertvoll, weil „ziemlich Theater mit Corona“geherrscht hatte. Zwar ist der SC mit vier Fällen nicht so betroffen wie andere Clubs. Aber kommt noch was nach? Ein wenig Distanz soll helfen. Die zwei freien Tage plane er nicht zuletzt deshalb ein, „dass wir uns dann nicht sehen“, erklärte Streich. Schließlic­h sollen Samstag in Fürth die nächsten drei Punkte im Kampf um die internatio­nalen Plätze her.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Vincenzo Grifo, hier mit Kevin Mbabu, bringt die Klasse.
FOTO: IMAGO IMAGES Vincenzo Grifo, hier mit Kevin Mbabu, bringt die Klasse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany