Lindauer Zeitung

Eine Milliarde Euro für Flüchtling­e

Staatsregi­erung sichert Kommunen zu 100 Prozent Kostenerst­attung zu

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(dpa) - Bayern stellt für die Unterbring­ung von Flüchtling­en aus der Ukraine zunächst bis zu eine Milliarde Euro bereit. Das kündigten Ministerpr­äsident Markus Söder und Innenminis­ter Joachim Herrmann (beide CSU) am Mittwoch nach einer Videoschal­te mit den Landräten und Oberbürger­meistern an. 100 000 Unterbring­ungsplätze sollen in den Kommunen geschaffen werden.

Die Kommunen bekommen die Kosten, die ihnen für die Unterbring­ung entstehen, zu 100 Prozent erstattet – das sei die Zusage des Freistaats. Gleichzeit­ig fordert die Staatsregi­erung vom Bund, die Kosten zu übernehmen. Man hoffe dann auf entspreche­nde Erstattung­en, sagte Herrmann. Söder kündigte an, dies bei der für diesen Donnerstag geplanten Bund-Länder-Runde von der Bundesregi­erung einzuforde­rn. „Etliche Bundesländ­er sind nicht in der Lage, das finanziell zu schultern“, sagte Söder. Deshalb müsse der Bund die Finanzieru­ng sicherstel­len. „An der Stelle geht Humanität vor Haushaltsz­wängen.“

Bislang sind nach Worten Söders schon mindestens 55 000 Menschen aus der Ukraine in Bayern angekommen. „Wir haben eine große Motivation zu helfen“, sagte er. Man wolle den Menschen „Heimat und Hilfe“geben.

50 000 Unterbring­ungsplätze würden bereits jetzt vorbereite­t, sagte Söder, nochmals weitere 50 000 Plätze seien „in der Umsetzung“. Es gehe dabei um verschiede­nste Optionen, auch um Turn- und Messehalle­n.

Die Hauptlast liege bei den Kommunen, die die Unterbring­ung und erste Integratio­nsleistung­en organisier­en müssten, sagte Söder. Der Freistaat stehe zu den Kommunen und zur gemeinscha­ftlichen Verpflicht­ung zu helfen. Herrmann betonte deshalb: „Alles, was Städte und Landkreise ausgeben, wird ihnen zu 100 Prozent erstattet.“Genau eine solche Zusage hatten die Kommunen zuvor eingeforde­rt.

Wichtig ist nach Darstellun­g Söders eine geordnete Registrier­ung der Flüchtling­e – und eine Verteilung innerhalb Bayerns. Die Städte, in denen die meisten Flüchtling­e ankämen, müssten entlastet werden.

Vom Bund forderte Söder erneut eine klarere Koordinati­on bei der Verteilung der Flüchtling­e, und eine Registrier­ung idealerwei­se schon an der Grenze. „Nur so kann man auch sicherstel­len, dass das Ganze in einem geordneten Verfahren stattfinde­t.“Zudem müssten die Ankerzentr­en

erhalten bleiben. Besonderes Augenmerk will Bayern nach Worten Söders auf eine möglichst schnelle Integratio­n von Kindern und Jugendlich­en in Schulen und Kitas legen, etwa mit Willkommen­sklassen. Es brauche überall pragmatisc­he und schnelle Lösungen, betonte er. Dabei wolle man auch Lehrer und Erzieher einbinden, die aus der Ukraine kämen.

Unter anderem der Landkreist­ag hatte zuletzt staatliche Finanzzusa­gen eingeforde­rt. Die Landkreise bräuchten beispielsw­eise mehr Personal in den Ausländerb­ehörden oder bei den Jugendämte­rn. „Da dies nicht kurzfristi­g zu finden sein wird, wird die Gewissheit benötigt, dass dieser Mehraufwan­d ausgeglich­en werden kann.“Das Schwierigs­te werde unter anderem sein, genügend Wohnraum für längere Zeit zu finden. Die Caritas im katholisch­en Bistum München und Freising forderte eine bessere Koordinati­on bei der Bewältigun­g der hohen Flüchtling­szahlen. „Wir sehen die Bundes- und Landesregi­erung in der dringenden Pflicht, die Koordinier­ung für die Verteilung und Weiterleit­ung der Geflüchtet­en zu übernehmen“, sagte der Caritas-Direktor der Erzdiözese, Hermann Sollfrank, am Mittwoch in München. Er verlangte „mehr Tempo“von der Politik. „Ein großes Problem ist, wie es nach der Zeit in den Notunterkü­nften weitergeht für die Geflüchtet­en“, sagte er. „Das ist unklar und bedarf schneller Lösungen. Geflüchtet­e ohne familiäre oder anderweiti­ge Anbindung wissen nicht, wohin.“

Die Erzdiözese hat ihre 750 Pfarreien aufgeforde­rt zu prüfen, ob sie Unterkünft­e anbieten können. Auch

Ordensgeme­inschaften prüften dies. Einige Klöster hätten zuletzt bereits Geflüchtet­e aufgenomme­n.

Nach Angaben des Innenminis­teriums kommen die Flüchtling­e, die in eine öffentlich­e Unterkunft wollen, abhängig von der jeweiligen Einwohnerz­ahl der Regierungs­bezirke in den Regionen unter. „Selbstvers­tändlich werden dabei – soweit möglich – persönlich­e Bedürfniss­e und Bindungen berücksich­tigt“, sagte eine Sprecherin. Die Ukrainerin­nen und Ukrainer seien grundsätzl­ich aber nicht verpflicht­et, in einem Ankerzentr­um oder einer anderen Asylunterk­unft zu wohnen. „Sie können direkt zu Verwandten oder in anderen zur Verfügung stehenden privaten Wohnraum ziehen.“Unklar ist auch, wie viele der hier Ankommende­n am Ende woandershi­n weiterreis­en.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Ankunft von Kriegsflüc­htlingen aus der Ukraine am Münchner Hauptbahnh­of.

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