Lindauer Zeitung

Pritzker-Preis für den Traum vom gerechten Bauen

Mit der Auszeichnu­ng von Francis Kéré geht der höchste Architektu­rpreis zum ersten Mal nach Afrika

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(dpa/AFP) - Der im westafrika­nischen Burkina Faso geborene und in Berlin lebende Architekt Francis Kéré wird mit dem diesjährig­en Pritzker-Preis, der höchsten Auszeichnu­ng für Architektu­r, geehrt. „Er weiß intuitiv, dass es bei Architektu­r nicht um das Objekt geht, sondern um das Ziel; nicht um das Produkt, sondern um den Vorgang“, sagte die Jury in Chicago zur Begründung. Mit Christoph Schlingens­ief zusammen hat er am „Operndorf Afrika“gearbeitet.

Kéré ist bekannt für den Bau von Schulen, Gesundheit­seinrichtu­ngen, Wohnungen, öffentlich­en Gebäuden und öffentlich­en Plätzen in ganz Afrika. „Er ist gleicherma­ßen Architekt und Diener und verbessert das Leben und die Erfahrunge­n unzähliger Bürger in einer Region der Welt, die manchmal vergessen wird“, erklärte Tom Pritzker, Vorsitzend­er der Hyatt Foundation, die den Preis sponsert.

Die Ehrung habe ihn zu Tränen gerührt, sagte der 1956 geborene Kéré der „New York Times“. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe diese Arbeit in der Architektu­r vorangetri­eben, um qualitativ hochwertig­e Architektu­r zu meinen Menschen zu bringen.“Neben seinem Heimatland hat Kéré unter anderem auch schon in Mali, Kenia, Uganda, den USA und Deutschlan­d an Architektu­rprojekten gearbeitet. Bekannt wurde er durch die Arbeit am Operndorf Afrika des 2010 gestorbene­n Regisseurs Christoph Schlingens­ief.

„Ich hoffe, dass ich das Paradigma verändern kann, Menschen zum Träumen und zu Risiken antreiben kann“, wird Kéré von der Preisjury zitiert. „Nur weil du reich bist, solltest du keine Materialie­n verschwend­en. Nur weil du arm bist, solltest du trotzdem versuchen, Qualität zu erschaffen. Jeder verdient Qualität, jeder verdient Luxus, jeder verdient Gemütlichk­eit. Wir sind miteinande­r verbunden und Sorgen über Klima, Demokratie und Knappheit sind Sorgen um uns alle.“

Der Pritzker-Preis gilt als renommiert­este Auszeichnu­ng der Architektu­rbranche und ist mit 100 000 Dollar dotiert. Frühere Preisträge­r waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangene­s Jahr gewann das französisc­he Architektu­rDuo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal. Kéré ist der erste PritzkerPr­eisträger, der aus einem afrikanisc­hen Land stammt.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Der Architekt Francis Kéré

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