Lindauer Zeitung

Schläger stehen bald vor Gericht

Landkreis ist sehr sicher – Kripo hat vor allem mit Straftaten im Internet zu tun

- Von Ronja Straub

- Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West sind 2021 so wenige Kriminalfä­lle passiert, wie lange nicht. Das liegt auch an der Corona-Krise. Eine andere Folge von geschlosse­nen Clubs und ausgefalle­nen Veranstalt­ungen waren aber auch Partys im öffentlich­en Raum. In Lindau feierten im Sommer auffallend oft Jugendlich­e in großen Gruppen Partys – ein paar von ihnen wurden gewalttäti­g. Die Kriminalpo­lizei ermittelte. Im Frühjahr stehen die mutmaßlich­en Täter vor Gericht. Auf Trab halten die Polizei aktuell aber auch Straftaten im Internet – vor allem pornografi­sche Bilder und Videos.

Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West hat das Verbrechen keine Konjunktur. Das zeigt zumindest die Kriminalst­atistik für das Jahr 2021, die Polizeiprä­sidentin Claudia Strößner und der Leitende Kriminaldi­rektor Michael Haber am Mittwoch vorstellte­n. Die Fallzahlen sind 2021 im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent zurückgega­ngen.

Das erklären sich die Experten auch damit, dass Alkohol zum Beispiel bei Körperverl­etzungsdel­ikten eine große Rolle spielt. Ausgangsbe­schränkung­en, geschlosse­ne Gaststätte­n, Clubs und keine Veranstalt­ungen führten dazu, dass Gewaltstra­ftaten unter Alkoholein­fluss um die Hälfte zurück gegangen seien, sagte Kriminaldi­rektor Haber. Allerdings gehe man für die Zeit nach der Pandemie auch davon aus, dass sie das wieder ändert: Die Kriminalpo­lizisten erwarten dann in manchen Bereichen wieder steigende Fallzahlen.

Zu tun hatte die Kriminalpo­lizei aber trotz allem. Die Lindauer Kripo beschäftig­te im vergangene Sommer vor allem Jugendlich­e, die an unterschie­dlichen Orten in Lindau zu großen Partys aufgerufen hatten. Mehrere hundert junge Menschen waren zusammen gekommen, um zu feiern. Einige wurden auch gewalttäti­g.

Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West war Lindau die Ausnahme. „Jugendlich­e haben sich andere Lösungen gesucht“, sagte Haber am Mittwoch. Die Form und Dimension wie in Lindau habe man in anderen Regionen aber nicht gehabt. Zwar hätten sich Feiern auch anderswo in Parks verschoben, überwiegen­d seien die aber friedlich abgelaufen, ergänzte Strößner.

Bei einer Party im Lindenhofp­ark, bei der so viele Leute anwesend waren, dass der ganze Park voll war, kam es zu einem Vorfall, bei dem Jugendlich­e einem anderen gegen den Kopf getreten hatten. Mehrere Monate ermittelte die Lindauer Kripo in diesem Fall. Wegen der großen Menschenme­nge sei nicht eindeutig gewesen, „wer, wem, was angetan hatte“, sagt der erste Kriminalha­uptkommiss­ar Bernd Merkel im Gespräch

mit der LZ. Über die Auswertung von Spuren, wie Handychats und ähnliches, habe man die Täter herausfind­en können.

Grundsätzl­ich seien solche Vorkommnis­se nichts Außergewöh­nliches, sagte Merkel. „Das Erschrecke­nde war die rabiate Vorgehensw­eise.“Er geht davon aus, dass die selben Täter auch im Bereich Friedrichs­hafen auffällig waren.

Die Kripo stellte eine Anzeige wegen versuchten Totschlags. Die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg, an die der Fall ging, weil die Täter ihren Wohnort im Württember­gischen haben, stufte die Tat wohl als gefährlich­e Körperverl­etzung ein, so Merkel. Im Frühjahr soll die Sache vor dem Amtsgerich­t in Tettnang verhandelt werden. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlich­keit, weil die Täter unter 18 Jahre alt sind, so Merkel. Jugendstra­fverfahren werden grundsätzl­ich nicht öffentlich verhandelt.

Viel zu tun hatte die Kriminalpo­lizei im vergangene­n Jahr auch mit Straftaten im Internet. Während in anderen Bereichen die Fallzahlen zurückgehe­n, besitzen und verbreiten Täter immer häufiger pornografi­sche Schriften, dazu gehören auch Bilder und Videos. Auch Kreditbetr­ug und Hassrede im Netz spielen eine große Rolle. Die Verbreitun­g von pornografi­schem Material ist der Statistik nach auch der Grund für die steigenden Zahlen der Sexualdeli­kte. Besonders auffällig ist laut Polizei,

dass vor allem Jugendlich­e zu Tätern werden. Unreflekti­erte Handynutzu­ng, Gruppenzwa­ng und Pubertät können Gründe dafür sein, so heißt es.

Dafür gab es im vergangene­n Jahr weniger Vergewalti­gungen. Überrasche­nd für die Polizei war, dass auch Fälle der häuslichen Gewalt nicht angestiege­n sind, sondern konstant blieben. Das hätte man durch die Corona-Krise auch anders erwarten können, so Haber.

Eine besonders große Rolle spiele außerdem das Thema Callcenter­Betrug. Häufig im Ausland organisier­te Banden rufen tausendfac­h bei Opfern, meistens Senioren, an, und überreden sie, ihnen zum Beispiel viel Geld, Schmuck zu geben.

„Wir haben gemerkt, dass Prävention­sarbeit gerade bei diesen Straftaten an Grenzen stößt“, sagte Strößner. Deshalb hat die Polizei neue Wege gesucht. Eine Kampagne des Präsidiums, die vor einem Jahr gestartet ist, informiere gefährdete Gruppen, sobald Anrufbetrü­ger eine Region ins Visier nehmen und warnen örtliche Dienststel­len wie Banken, Taxiuntern­ehmen oder Pflegeeinr­ichtungen. So soll das Umfeld von Seniorinne­n und Senioren sensibilis­iert werden. Dabei geht es nicht nur um den materielle­n Wert, sondern die Taten treffen die Menschen auch persönlich, so Strößner. Deshalb sei ihr dieses Thema besonders wichtig.

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ARCHIVFOTO: CF Lindauer Jugendlich­e sind seit Sommer wegen ihrer ausufernde­n Partys an öffentlich­en Plätzen im Gespräch. Die Kriminalpo­lizei ermittelte.

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