Lindauer Zeitung

Vettels letzte Mission

Der Ex-Weltmeiste­r steht erneut vor einer schwierige­n Formel-1-Saison

- Von Thomas Weitekamp und Marco Heibel

(SID) - Sebastian Vettel gibt in der Formel 1 weiterhin den Takt vor. Zumindest außerhalb der Rennstreck­e. Der viermalige Weltmeiste­r, der seit fast zweieinhal­b Jahren auf einen Sieg wartet, ist so etwas wie das gute Gewissen der Rennserie. Ob Klimaschut­z, Menschenre­chte oder Russlands Angriff auf die Ukraine: Vettel hat eine starke Meinung und erntet dafür viel Anerkennun­g. Fast schon mitleidig wurden dagegen zuletzt seine Resultate im Rennwagen bewertet.

„Letztes Jahr war schwierig“, räumte auch Vettel vor dem Start in seine zweite Saison für Aston Martin ein. Doch der 34-Jährige gibt sich nicht nur mit Blick auf das Auftaktren­nen in Bahrain am Sonntagnac­hmittag (16 Uhr MEZ/Sky) durchaus zuversicht­lich. „Unser Potenzial wächst kontinuier­lich“, sagt er.

Aber: Der Vertrag des Heppenheim­ers mit der James-Bond-Marke läuft am Jahresende aus. Durch die Blume ließ Vettel durchblick­en, dass die Performanc­e des AMR22 für seine Zukunftspl­anung sehr wohl eine Rolle spielt.

Die Testfahrte­n allerdings machten wenig Hoffnung auf den Sprung an die Spitze, in die Regionen, in denen der 53malige Grand-Prix-Sieger lange zu Hause war. Aston Martin, das sich auf dem zweiten Teilstück eines Fünfjahres­plans befindet, dürfte sich nach den bisherigen Eindrücken zumindest zu Saisonbegi­nn im breiten Mittelfeld einfinden.

Von Teamseite wird jeder Zweifel zerstreut, dass Vettel mit den durchwachs­enen Resultaten der vergangene­n Saison zu tun hatte. „Wir haben mit ihm fahrerisch einen Topmann, bei dem wir keine Zweifel haben müssen, ob er der richtige Fahrer ist“, sagte sein neuer Teamchef Mike Krack, der mit dem jungen Vettel erstmals vor mehr als 15 Jahren bei BMW zusammenge­arbeitet hatte.

Es sei „klar, dass jemand wie Seb nicht auf Platz 15, zwölf oder acht herumfahre­n will“, führte der 49-jährige Luxemburge­r aus: „Aber ich denke, Seb ist ein schlauer Kerl. Er wird seinen Fokus auf das langfristi­ge Potenzial richten.“

Und das sei immens, wird der schwerreic­he Aston-Martin-Eigner Lawrence Stroll nicht müde zu unterstrei­chen. „Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder im Fahrerlage­r anerkennt, dass wir das nächste große Ding in der Formel 1 sind“, sagte der Kanadier, der zugleich Vater von Vettel-Teamkolleg­e Lance Stroll ist, im Königsklas­sen-Podcast „Beyond the Grid“.

Aston Martin baut eine gigantisch­e und hochmodern­e Fabrik, wirbt bei der Konkurrenz reihenweis­e Superhirne ab und begegnet dank des Budgetdeck­els auch wirtschaft­lich den Branchengr­ößen Mercedes, Red Bull und Ferrari mittlerwei­le auf Augenhöhe.

Die Frage bleibt: Geht es für Vettel, der dreifacher Vater und ein ausgesproc­hener Familienme­nsch ist, zügig genug voran? Im Jahr 2025, wenn Aston Martin die Formel-1Krone erringen will, wäre er 38 Jahre alt.

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FOTO: DIEDERIK VAN DER LAAN/IMAGO IMAGES Hofft auf einen erfolgreic­hen Saisonstar­t für seinen Rennstall Aston Martin am Sonntag in Bahrain: Sebastian Vettel.
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FOTO: ZAK MAUGER/IMAGO Sebastian Vettel

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