Vettels letzte Mission
Der Ex-Weltmeister steht erneut vor einer schwierigen Formel-1-Saison
(SID) - Sebastian Vettel gibt in der Formel 1 weiterhin den Takt vor. Zumindest außerhalb der Rennstrecke. Der viermalige Weltmeister, der seit fast zweieinhalb Jahren auf einen Sieg wartet, ist so etwas wie das gute Gewissen der Rennserie. Ob Klimaschutz, Menschenrechte oder Russlands Angriff auf die Ukraine: Vettel hat eine starke Meinung und erntet dafür viel Anerkennung. Fast schon mitleidig wurden dagegen zuletzt seine Resultate im Rennwagen bewertet.
„Letztes Jahr war schwierig“, räumte auch Vettel vor dem Start in seine zweite Saison für Aston Martin ein. Doch der 34-Jährige gibt sich nicht nur mit Blick auf das Auftaktrennen in Bahrain am Sonntagnachmittag (16 Uhr MEZ/Sky) durchaus zuversichtlich. „Unser Potenzial wächst kontinuierlich“, sagt er.
Aber: Der Vertrag des Heppenheimers mit der James-Bond-Marke läuft am Jahresende aus. Durch die Blume ließ Vettel durchblicken, dass die Performance des AMR22 für seine Zukunftsplanung sehr wohl eine Rolle spielt.
Die Testfahrten allerdings machten wenig Hoffnung auf den Sprung an die Spitze, in die Regionen, in denen der 53malige Grand-Prix-Sieger lange zu Hause war. Aston Martin, das sich auf dem zweiten Teilstück eines Fünfjahresplans befindet, dürfte sich nach den bisherigen Eindrücken zumindest zu Saisonbeginn im breiten Mittelfeld einfinden.
Von Teamseite wird jeder Zweifel zerstreut, dass Vettel mit den durchwachsenen Resultaten der vergangenen Saison zu tun hatte. „Wir haben mit ihm fahrerisch einen Topmann, bei dem wir keine Zweifel haben müssen, ob er der richtige Fahrer ist“, sagte sein neuer Teamchef Mike Krack, der mit dem jungen Vettel erstmals vor mehr als 15 Jahren bei BMW zusammengearbeitet hatte.
Es sei „klar, dass jemand wie Seb nicht auf Platz 15, zwölf oder acht herumfahren will“, führte der 49-jährige Luxemburger aus: „Aber ich denke, Seb ist ein schlauer Kerl. Er wird seinen Fokus auf das langfristige Potenzial richten.“
Und das sei immens, wird der schwerreiche Aston-Martin-Eigner Lawrence Stroll nicht müde zu unterstreichen. „Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder im Fahrerlager anerkennt, dass wir das nächste große Ding in der Formel 1 sind“, sagte der Kanadier, der zugleich Vater von Vettel-Teamkollege Lance Stroll ist, im Königsklassen-Podcast „Beyond the Grid“.
Aston Martin baut eine gigantische und hochmoderne Fabrik, wirbt bei der Konkurrenz reihenweise Superhirne ab und begegnet dank des Budgetdeckels auch wirtschaftlich den Branchengrößen Mercedes, Red Bull und Ferrari mittlerweile auf Augenhöhe.
Die Frage bleibt: Geht es für Vettel, der dreifacher Vater und ein ausgesprochener Familienmensch ist, zügig genug voran? Im Jahr 2025, wenn Aston Martin die Formel-1Krone erringen will, wäre er 38 Jahre alt.