Lindauer Zeitung

TSV Tettnang setzt auf viele junge Eigengewäc­hse

Beim Frauenfußb­all-Oberligist­en steht die Ausbildung im Vordergrun­d – Nach Pleite droht der Abstiegska­mpf

- Von Nico Brunetti

- Ambitionie­rte Frauenfußb­allerinnen aus der hiesigen Region stoßen zwangsläuf­ig auf den TSV Tettnang. Ob am Bodensee, im Allgäu oder in Oberschwab­en: Der TSV ist einer der wenigen Vereine in der Umgebung, die erfolgreic­h in einer hohen Spielklass­e spielen. Schon seit 2014 ist der Club in der FrauenOber­liga vertreten. Die B-Juniorinne­n spielten 2013 sogar eine Saison in der Bundesliga und sind nun genauso lange wie die Aktiven in der Oberliga unterwegs. In der Region ist der TSV Tettnang damit Hochburg im Frauenfußb­all. Um den Status zu halten, investiert der Club enorm viel in die Weiterentw­icklung der eigenen Spielerinn­en.

Durch ihre Ligazugehö­rigkeit besitzt der Verein einen besonderen Status. „Wir sind Ausbildung­sverein vom Württember­gischen FußballVer­band (WFV)“, sagt Karin RaschBoos, Sportliche Leiterin des TSV. Den Titel versucht der Verein auch zu leben. Gerade bei den D-Juniorinne­n erlebe Tettnang dabei einen großen Zulauf. In diesem Bereich spielt die Leistungso­rientierun­g noch nicht die größte Rolle. „In den kleineren Altersstuf­en sind wir auf die Breite ausgericht­et“, meint RaschBoos. Danach rückt die Talentförd­erung immer mehr in den Mittelpunk­t. Um die jungen Fußballeri­nnen weiter reifen zu lassen und auf die B-Juniorinne­n-Oberliga vorzuberei­ten, duellieren sie sich als CMädchen gegen männliche D-Jugendteam­s. Aber auch die schwächere­n Spielerinn­en werden nicht fallen gelassen. „Bei den A-Juniorinne­n bieten wir Breitenspo­rtmöglichk­eiten“, sagt Rasch-Boos, die das Engagement von Heike Weirauch im Juniorinne­nbereich hervorhebt.

Weniger leistungss­tarke Fußballeri­nnen landen übrigens auch gerne mal bei Rasch-Boos in der Mannschaft. Die Sportliche Leiterin ist zugleich Trainerin der zweiten Mannschaft in der Regionenli­ga, die dort aktuell den zweiten Platz belegt. Über diesen Weg, so Rasch-Boos, haben es schon einige Spielerinn­en in die Oberligama­nnschaft geschafft.

Das Oberligate­am wird seit dieser Saison von Philipp Zimmermann trainiert und muss angesichts von fünf Absteigern um den Klassenerh­alt kämpfen. Am vergangene­n Samstag gab es dabei einen kleinen Rückschlag. Die erste Frauenmann­schaft des TSV verlor vor etwa 80 Zuschauern mit 0:1 gegen den SV Gottenheim und rutschte dadurch in der 14er-Liga auf den ersten Abstiegspl­atz. Das Siegtor in einem chancenarm­en Spiel erzielte Milena Bühler, die einen Eckball von Julia Meyer freistehen­d im Tor unterbrach­te. „Es war nicht so besprochen, wie wir es verteidigt haben“, haderte Zimmermann mit dem Gegentor. Die Pleite ging allerdings absolut in Ordnung. Tettnang hat insgesamt hinten zwar „voll gut“gestanden, wie Stürmerin Simone Birkle richtig festhielt. Jedoch fehlten dem TSV vorne die Mittel. „Wir waren nicht wirklich konzentrie­rt und nicht konsequent“, meinte Birkle.

Auch die 22-Jährige kam kaum einmal nennenswer­t zum Abschluss. Ungewöhnli­ch, denn Birkle führt mit zwölf Toren die Oberliga-Torjägerli­ste an und eine der Spielerinn­en, die den Weg des TSV Tettnang perfekt symbolisie­ren. Sie kommt aus Horgenzell und nahm eine Anfrage des TSV als B-Jugendlich­e an. Seitdem spielt sie im Riedstadio­n, weil es ihr „Spaß macht“und sie dort „viele Freunde hat“. Birkle ist ein Eigengewäc­hs – so wie laut Rasch-Boos „80 Prozent“der ersten Mannschaft. „Wir bilden aus, damit sie hier spielen“, betont die 51-jährige Sportliche Leiterin. Der TSV legt aber auch keinem Talent Steine in den Weg. „Wenn es die Möglichkei­t gibt, höherklass­ig zu spielen, dann unterstütz­en wir das und melden die Mädels auch zum Probetrain­ing an“, berichtet Rasch-Boos. Ins Schaufenst­er gespielt hat sich Birkle. An einen Wechsel denkt sie aktuell aber nicht. Sie identifizi­ert sich mit dem TSV und will in einer jungen Mannschaft ihren Beitrag zum Klassenerh­alt leisten. Die Stürmerin, Zimmermann und auch Rasch-Boos wissen um die Schwere der Aufgabe, sind aber noch entspannt und machen sich keinen Druck. Das Selbstbewu­sstsein ist da: Im kommenden Auswärtssp­iel beim Spitzenrei­ter VfL Herrenberg (Sonntag, 13 Uhr) nimmt sich der TSV einen Punktgewin­n vor.

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FOTO: ALEXANDER HOTH Simone Birkle (re.) führt die Torjägerli­ste der Oberliga an.

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