TSV Tettnang setzt auf viele junge Eigengewächse
Beim Frauenfußball-Oberligisten steht die Ausbildung im Vordergrund – Nach Pleite droht der Abstiegskampf
- Ambitionierte Frauenfußballerinnen aus der hiesigen Region stoßen zwangsläufig auf den TSV Tettnang. Ob am Bodensee, im Allgäu oder in Oberschwaben: Der TSV ist einer der wenigen Vereine in der Umgebung, die erfolgreich in einer hohen Spielklasse spielen. Schon seit 2014 ist der Club in der FrauenOberliga vertreten. Die B-Juniorinnen spielten 2013 sogar eine Saison in der Bundesliga und sind nun genauso lange wie die Aktiven in der Oberliga unterwegs. In der Region ist der TSV Tettnang damit Hochburg im Frauenfußball. Um den Status zu halten, investiert der Club enorm viel in die Weiterentwicklung der eigenen Spielerinnen.
Durch ihre Ligazugehörigkeit besitzt der Verein einen besonderen Status. „Wir sind Ausbildungsverein vom Württembergischen FußballVerband (WFV)“, sagt Karin RaschBoos, Sportliche Leiterin des TSV. Den Titel versucht der Verein auch zu leben. Gerade bei den D-Juniorinnen erlebe Tettnang dabei einen großen Zulauf. In diesem Bereich spielt die Leistungsorientierung noch nicht die größte Rolle. „In den kleineren Altersstufen sind wir auf die Breite ausgerichtet“, meint RaschBoos. Danach rückt die Talentförderung immer mehr in den Mittelpunkt. Um die jungen Fußballerinnen weiter reifen zu lassen und auf die B-Juniorinnen-Oberliga vorzubereiten, duellieren sie sich als CMädchen gegen männliche D-Jugendteams. Aber auch die schwächeren Spielerinnen werden nicht fallen gelassen. „Bei den A-Juniorinnen bieten wir Breitensportmöglichkeiten“, sagt Rasch-Boos, die das Engagement von Heike Weirauch im Juniorinnenbereich hervorhebt.
Weniger leistungsstarke Fußballerinnen landen übrigens auch gerne mal bei Rasch-Boos in der Mannschaft. Die Sportliche Leiterin ist zugleich Trainerin der zweiten Mannschaft in der Regionenliga, die dort aktuell den zweiten Platz belegt. Über diesen Weg, so Rasch-Boos, haben es schon einige Spielerinnen in die Oberligamannschaft geschafft.
Das Oberligateam wird seit dieser Saison von Philipp Zimmermann trainiert und muss angesichts von fünf Absteigern um den Klassenerhalt kämpfen. Am vergangenen Samstag gab es dabei einen kleinen Rückschlag. Die erste Frauenmannschaft des TSV verlor vor etwa 80 Zuschauern mit 0:1 gegen den SV Gottenheim und rutschte dadurch in der 14er-Liga auf den ersten Abstiegsplatz. Das Siegtor in einem chancenarmen Spiel erzielte Milena Bühler, die einen Eckball von Julia Meyer freistehend im Tor unterbrachte. „Es war nicht so besprochen, wie wir es verteidigt haben“, haderte Zimmermann mit dem Gegentor. Die Pleite ging allerdings absolut in Ordnung. Tettnang hat insgesamt hinten zwar „voll gut“gestanden, wie Stürmerin Simone Birkle richtig festhielt. Jedoch fehlten dem TSV vorne die Mittel. „Wir waren nicht wirklich konzentriert und nicht konsequent“, meinte Birkle.
Auch die 22-Jährige kam kaum einmal nennenswert zum Abschluss. Ungewöhnlich, denn Birkle führt mit zwölf Toren die Oberliga-Torjägerliste an und eine der Spielerinnen, die den Weg des TSV Tettnang perfekt symbolisieren. Sie kommt aus Horgenzell und nahm eine Anfrage des TSV als B-Jugendliche an. Seitdem spielt sie im Riedstadion, weil es ihr „Spaß macht“und sie dort „viele Freunde hat“. Birkle ist ein Eigengewächs – so wie laut Rasch-Boos „80 Prozent“der ersten Mannschaft. „Wir bilden aus, damit sie hier spielen“, betont die 51-jährige Sportliche Leiterin. Der TSV legt aber auch keinem Talent Steine in den Weg. „Wenn es die Möglichkeit gibt, höherklassig zu spielen, dann unterstützen wir das und melden die Mädels auch zum Probetraining an“, berichtet Rasch-Boos. Ins Schaufenster gespielt hat sich Birkle. An einen Wechsel denkt sie aktuell aber nicht. Sie identifiziert sich mit dem TSV und will in einer jungen Mannschaft ihren Beitrag zum Klassenerhalt leisten. Die Stürmerin, Zimmermann und auch Rasch-Boos wissen um die Schwere der Aufgabe, sind aber noch entspannt und machen sich keinen Druck. Das Selbstbewusstsein ist da: Im kommenden Auswärtsspiel beim Spitzenreiter VfL Herrenberg (Sonntag, 13 Uhr) nimmt sich der TSV einen Punktgewinn vor.