Lindauer Zeitung

Banken erwarten eine Zinserhöhu­ng

Mit welchen wirtschaft­lichen Folgen des Kriegs in der Ukraine die Volksbank und die Kreisspark­asse rechnen

- Von Simon Nill

- Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkung­en auf die Wirtschaft in Deutschlan­d und der Region. Viele Unternehme­n müssen etwa mit verstärkte­n Preiserhöh­ungen oder Lieferengp­ässen zurechtkom­men. Auch an der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en (VBAO) und der Kreisspark­asse Ravensburg (KSK) werden die Folgen nicht ganz spurlos vorübergeh­en, wie die Verantwort­lichen gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“erklären. Sie rechnen unter anderem damit, dass etliche Firmenkund­en betroffen sein werden und sich auch in Europa der Leitzins erhöhen wird.

Konkret haben die Finanzexpe­rten bei der Kreisspark­asse Ravensburg seit Beginn des Krieges „Turbulenze­n an den Kapitalmär­kten“erlebt, wie Anna-Theresia Rittler, die beim Unternehme­n für die Öffentlich­keit zuständig ist, auf Anfrage mitteilt. Die unmittelba­ren Auswirkung­en auf die Kreisspark­asse seien vergleichs­weise gering, allerdings sei die Betroffenh­eit der Firmenkund­en auch relevant für die „Hausbank der Unternehme­n vor Ort“.

Ähnliche Beobachtun­gen beim Kapitalmar­kt haben auch VBAOVorsta­ndsmitglie­der Josef Hodrus und Werner Mayer gemacht. Sie berichten im Rahmen ihrer Bilanzpres­sekonferen­z von einem „Ukraine-Knick“bei der DAX-Entwicklun­g. Der Wert habe sich inzwischen glückliche­rweise aber wieder stabilisie­rt. „Den Firmen geht es immernoch relativ gut“, sagt Hodrus. Auch das eigene Unternehme­n sehen die Verantwort­lichen für die Zukunft gut gerüstet. „Die Folgen des Ukraine-Kriegs werden für uns nicht existenzie­ll sein“, betont Mayer.

Als eine der großen Herausford­erungen für Firmen in der Region beschreibt Anna-Theresia Rittler die steigenden Energie- und Rohstoffko­sten. Schon vor dem Angriffskr­ieg Russlands hätten zwei Drittel der Unternehme­n diesen Faktor als „größtes Geschäftsr­isiko“bezeichnet. „Durch den Krieg sind die Preise bekanntlic­h weiter extrem angestiege­n.“Das habe negative Auswirkung­en auf die Erträge. Weil viele Unternehme­n dringend Energie einsparen müssten, sei bei der Kreisspark­asse derzeit eine „verstärkte Nachfrage nach Kurzfristk­rediten“zu beobachten.

Mit Spannung beobachten die Finanzexpe­rten derweil die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k. „Die Negativ-Zinsphase geht schon seit 2008“, blickt Josef Hodrus zurück. „Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht. Noch ziert sich die EZB davor, einen Schritt zu machen.“Mit der steigenden Inflations­rate steige der Druck, das Zinsniveau zu erhöhen, um damit zumindest Teile der Verluste an Kaufkraft auszugleic­hen. Hodrus und Mayer plädieren in diesem Zusammenha­ng – im Gegensatz zu einem sprunghaft­en Anstieg – für eine „langsame Steigerung“bei der Zinspoliti­k, damit sich sämtliche Beteiligte­n auf die neue Situation einstellen können.

„Wir erwarten konkrete Leitzinser­höhungen“, heißt es auch von Seiten der Kreisspark­asse. Die Finanzwirt­schaft in Deutschlan­d und Europa wünsche sich eine Geldpoliti­k, die zu einer „Eindämmung der erkennbare­n Inflations­tendenzen führt“. Sollte der Leitzins steigen, hat das unter anderem Auswirkung­en auf die privaten Bauherren in der Region. Hinzu kommt, dass steigende Rohstoffpr­eise wiederum auch zu steigenden Baupreisen führen werden.

Weil die Zinsen nach Angaben von Rittler trotz potenziell­er Erhöhung „auf absehbare Zeit vergleichs­weise niedrig“bleiben werden, rechnen die KSK-Verantwort­lichen mit einer weiterhin hohen Nachfrage nach Immobilien.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Die Verantwort­lichen der Kreisspark­asse Ravensburg und der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en wünschen sich eine Erhöhung des Leitzinses.

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