Banken erwarten eine Zinserhöhung
Mit welchen wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine die Volksbank und die Kreissparkasse rechnen
- Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Wirtschaft in Deutschland und der Region. Viele Unternehmen müssen etwa mit verstärkten Preiserhöhungen oder Lieferengpässen zurechtkommen. Auch an der Volksbank Allgäu-Oberschwaben (VBAO) und der Kreissparkasse Ravensburg (KSK) werden die Folgen nicht ganz spurlos vorübergehen, wie die Verantwortlichen gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“erklären. Sie rechnen unter anderem damit, dass etliche Firmenkunden betroffen sein werden und sich auch in Europa der Leitzins erhöhen wird.
Konkret haben die Finanzexperten bei der Kreissparkasse Ravensburg seit Beginn des Krieges „Turbulenzen an den Kapitalmärkten“erlebt, wie Anna-Theresia Rittler, die beim Unternehmen für die Öffentlichkeit zuständig ist, auf Anfrage mitteilt. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Kreissparkasse seien vergleichsweise gering, allerdings sei die Betroffenheit der Firmenkunden auch relevant für die „Hausbank der Unternehmen vor Ort“.
Ähnliche Beobachtungen beim Kapitalmarkt haben auch VBAOVorstandsmitglieder Josef Hodrus und Werner Mayer gemacht. Sie berichten im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz von einem „Ukraine-Knick“bei der DAX-Entwicklung. Der Wert habe sich inzwischen glücklicherweise aber wieder stabilisiert. „Den Firmen geht es immernoch relativ gut“, sagt Hodrus. Auch das eigene Unternehmen sehen die Verantwortlichen für die Zukunft gut gerüstet. „Die Folgen des Ukraine-Kriegs werden für uns nicht existenziell sein“, betont Mayer.
Als eine der großen Herausforderungen für Firmen in der Region beschreibt Anna-Theresia Rittler die steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Schon vor dem Angriffskrieg Russlands hätten zwei Drittel der Unternehmen diesen Faktor als „größtes Geschäftsrisiko“bezeichnet. „Durch den Krieg sind die Preise bekanntlich weiter extrem angestiegen.“Das habe negative Auswirkungen auf die Erträge. Weil viele Unternehmen dringend Energie einsparen müssten, sei bei der Kreissparkasse derzeit eine „verstärkte Nachfrage nach Kurzfristkrediten“zu beobachten.
Mit Spannung beobachten die Finanzexperten derweil die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. „Die Negativ-Zinsphase geht schon seit 2008“, blickt Josef Hodrus zurück. „Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht. Noch ziert sich die EZB davor, einen Schritt zu machen.“Mit der steigenden Inflationsrate steige der Druck, das Zinsniveau zu erhöhen, um damit zumindest Teile der Verluste an Kaufkraft auszugleichen. Hodrus und Mayer plädieren in diesem Zusammenhang – im Gegensatz zu einem sprunghaften Anstieg – für eine „langsame Steigerung“bei der Zinspolitik, damit sich sämtliche Beteiligten auf die neue Situation einstellen können.
„Wir erwarten konkrete Leitzinserhöhungen“, heißt es auch von Seiten der Kreissparkasse. Die Finanzwirtschaft in Deutschland und Europa wünsche sich eine Geldpolitik, die zu einer „Eindämmung der erkennbaren Inflationstendenzen führt“. Sollte der Leitzins steigen, hat das unter anderem Auswirkungen auf die privaten Bauherren in der Region. Hinzu kommt, dass steigende Rohstoffpreise wiederum auch zu steigenden Baupreisen führen werden.
Weil die Zinsen nach Angaben von Rittler trotz potenzieller Erhöhung „auf absehbare Zeit vergleichsweise niedrig“bleiben werden, rechnen die KSK-Verantwortlichen mit einer weiterhin hohen Nachfrage nach Immobilien.