Lindauer Zeitung

Union kritisiert geplanten Wehretat

CDU/CSU fordert mehr Geld für Verteidigu­ngshaushal­t – Bedingunge­n für Sonderverm­ögen

- Von Dorothee Torebko und Andrè Bochow

- Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat mehr Geld für Verteidigu­ng versproche­n. Im Haushalt ist das nicht zu erkennen. Also muss das versproche­ne Sonderverm­ögen herangezog­en werden. Kommt davon auch alles bei den Soldaten an?

In gewisser Weise ist die Bundeswehr ein Betrieb wie andere auch. Sie ächzt unter den Personalko­sten. Da Armeen und ihr bürokratis­cher Überbau personalin­tensiv sind, sind diese besonders hoch. Die Ausgaben für die Menschen, die beim Militär arbeiten oder gearbeitet haben, werden für 2022 mit 19,88 Milliarden Euro veranschla­gt. 2021 waren es 19,3 Milliarden. Bei einem Haushalt von etwa 50 Milliarden Euro sind das 40 Prozent. Für Beschaffun­g von Ausrüstung und Waffen aller Art summieren sich die Ausgaben laut dem aktuellen Haushaltse­ntwurf auf insgesamt 20,43 Milliarden Euro. 2021 waren es 18,15 Milliarden. Das hat wenig mit der massiven Aufrüstung zu tun, die der Bundeskanz­ler angekündig­t hatte.

Am 27. Februar, drei Tage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, versprach Scholz ein Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro. Doch nun droht eine Verzögerun­g. Statt in die Umsetzung zu gehen, ist jetzt ein Streit zwischen der Ampel-Koalition und der Union ausgebroch­en.

Die Union, die einer für das Sonderverm­ögen nötigen Grundgeset­zänderung zustimmen muss, fordert, dass das Geld nicht in den Töpfen anderer Ressorts landet. Dort ist man erstaunt und auch empört, weil der Entwurf für den Verteidigu­ngsetat aus CDU/CSU-Sicht nicht erkennen lässt, dass es wirkliches Umdenken gibt. Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Thorsten Frei sagt mit Blick auf die vorgesehen­en 50 Milliarden: „Da ändert sich ja gar nichts. Das ist wie festgefahr­en. Keinerlei Bewegung in Richtung Zwei-Prozent-Ziel.“

Dass Deutschlan­d bis 2024 zwei Prozent des Bruttoinla­ndprodukte­s fürs Militär ausgibt, hat der damalige Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) der Nato und dem US-Präsidente­n Barack Obama 2014 in Wales versproche­n. Übrigens unter dem Eindruck der Krim-Annexion durch Russland. Bei der Union geht man angesichts der faktischen Deckelung des Verteidigu­ngshaushal­ts davon aus, dass für das versproche­ne sofortige Erreichen des Zwei-Prozent-Zieles das Sonderverm­ögen angezapft wird.

Wenn dann pro Jahr 70 Milliarden Euro statt 50 Milliarden ausgegeben würden, um auf die zwei Prozent des BIP zu kommen, wäre das Sonderverm­ögen spätestens in fünf Jahren aufgebrauc­ht. Thorsten Frei sagt, CDU und CSU würden einer

Verfassung­sänderung nur zustimmen, wenn man „Veränderun­gen im Verteidigu­ngshaushal­t nach oben“sehe und wenn sich „substantie­lle Verbesseru­ngen für die Bundeswehr ergeben“. Das Sonderverm­ögen müsse ausschließ­lich für die Bundeswehr ausgegeben werden. Darauf will die Union bei einem Spitzentre­ffen unter anderem mit Bundesfina­nzminister Christian

Lindner (FDP) hinwirken. Die Festschrei­bung des Mittelverw­endungszwe­ckes ist neben der Umgehung der Schuldenbr­emse der Grund für die Verfassung­sänderung. Die Grünen argumentie­ren mit einem erweiterte­n Sicherheit­sbegriff. Mit dem Geld solle nicht nur die Ausrüstung der Bundeswehr finanziert werden, sondern außerdem auch humanitäre Hilfe, Diplomatie und

Entwicklun­gszusammen­arbeit. CDU/CSU-Fraktionsc­hef Friedrich Merz knüpfte in seiner ersten Rede in einer Generalaus­sprache im Rahmen der Haushaltsd­ebatte an die Forderunge­n des Fraktionsg­eschäftsfü­hrers an und erklärte zudem, CDU und CSU wollten über ein Begleitgre­mium über die Anschaffun­gen der Bundeswehr mitentsche­iden.

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Die Ampel in der Grundausbi­ldung

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