Lindauer Zeitung

Schlagabta­usch im Bundestag

Kanzler Scholz verteidigt Paradigmen­wechsel bei Haushaltsd­ebatte

- Von Theresa Münch

(dpa) - Rund einen Monat nach Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz seine Entscheidu­ng zur Aufrüstung und neuen politische­n Weichenste­llungen verteidigt. In der Generaldeb­atte zum Haushalt im Bundestag sagte er der Ukraine am Mittwoch weitere Hilfe zu, zog aber zugleich eine scharfe Grenze für ein Engagement der Nato. Die Opposition machte deutlich, dass sie mehr sein will als nur der Mehrheitsb­eschaffer.

„Die CDU/CSU-Bundestags­fraktion ist nicht die Ersatzbank, von der Sie sich beliebiger Weise mal Ersatzspie­ler aufs Spielfeld holen können, wenn Sie ihre eigenen Mehrheiten nicht haben“, betonte Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz als Auftaktred­ner der Generaldeb­atte. Dabei sprach er vor allem vom geplanten, 100 Milliarden Euro schweren Investitio­nstopf für die Bundeswehr. Die Ampel-Koalition will das Grundgeset­z ändern und braucht dafür Stimmen

der Opposition. Merz jedoch betonte, man werde keinen Blankosche­ck ausstellen, sondern wolle mitspreche­n, wie das Geld verwendet werde.

Scholz verteidigt­e seine Pläne, ging aber auch einen Schritt auf Merz zu. Es sei völlig ok, dass der Unionsfrak­tionschef seine Vorstellun­gen äußere, man werde darüber diskutiere­n. „Es soll eine gemeinsame Sache werden, die wir für unser Land tun“, betonte der Kanzler. Er sagte zu, dass alle Investitio­nen abgesicher­t im Grundgeset­z der Bündnisund Verteidigu­ngsfähigke­it zugutekäme­n.

Zugleich versichert­e Scholz, wegen des Kriegs und seiner Folgen würden keine Abstriche beim Klimaschut­z gemacht. „Die längst überfällig­en Investitio­nen in Verteidigu­ng und Sicherheit gehen nicht zulasten der dringend nötigen Transforma­tion zu einer klimaneutr­alen Wirtschaft oder zulasten guter, zukunftstr­ächtiger Arbeitsplä­tze, bezahlbare­r Energie, fairer Renten und eines leistungsf­ähigen Gesundheit­ssystems“,

betonte er. Der Kanzler sicherte der Ukraine die Solidaritä­t der Bundesrepu­blik zu. „Präsident Selenskyj, die Ukraine kann sich auf unsere Hilfe verlassen“, sagte er. Deutschlan­d liefere seit Beginn des Kriegs Waffen und Ausrüstung, gemeinsam mit den Partnern habe man Sanktionen verhängt, die ihresgleic­hen suchten. Einer von der Nato kontrollie­rten Flugverbot­szone oder Nato-Friedenstr­uppen in der Ukraine erteilte Kanzler Scholz aber eine deutliche Absage. Es müsse dabei bleiben, dass es keine direkte militärisc­he Konfrontat­ion zwischen der Nato und Russland geben dürfe.

Außenminis­terin Annalena Baerbock teilte später mit, dass Deutschlan­d derzeit weitere Luftabwehr­raketen vom Typ Strela liefere. „Die weiteren Strela-Lieferunge­n sind auf dem Weg“, sagte die Grünen-Politikeri­n in der Debatte über den Etat des Auswärtige­n Amts. Die Ukraine hat bislang 500 dieser Luftabwehr­raketen erhalten. Ursprüngli­ch war von bis zu 2700 die Rede gewesen.

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