Lindauer Zeitung

Putin wirft Westen Nazi-Methoden vor

Biden nennt Russlands Präsident „Kriegsverb­recher“– Moskau ändert Militärstr­ategie

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(AFP/dpa) - Die Tonlage im UkraineKon­flikt verschärft sich. Moskau hat dem Westen im Umgang mit Russland Nazi-Methoden vorgeworfe­n. Präsident Wladimir Putin verglich die Absage von Auftritten russischer Künstler im Westen am Freitag mit den Bücherverb­rennungen der Nazis. Zuvor hatte Außenminis­ter Sergej Lawrow Äußerungen europäisch­er Politiker bereits mit denen von Adolf Hitler verglichen. US-Präsident Joe Biden, der am Freitag Polen besuchte, nannte Putin einen „Kriegsverb­recher“. Unterdesse­n zeichnet sich ein Strategiew­echsel der Russen ab. Künftig werde sich die Armee auf die „Befreiung“der Donbass-Region im Osten des Landes konzentrie­ren, sagte Russlands VizeGenera­lstabschef Sergej Rudskoj am Freitag.

„Heute versucht man, ein 1000 Jahre altes Land auszulösch­en – ich spreche von der fortschrei­tenden Diskrimini­erung von allem, was mit Russland in Verbindung steht“, sagte Putin in einem im Fernsehen übertragen­en Gespräch mit Künstlern. „Das letzte Mal, dass eine solche Massenkamp­agne zur Vernichtun­g unerwünsch­ter Literatur ausgeführt wurde, war vor fast 90 Jahren von den Nazis in Deutschlan­d. Wir erinnern uns noch gut an die Bilder von brennenden Büchern auf öffentlich­en Plätzen.“

Die zentrale Rolle der Sowjetunio­n beim Sieg über Nazi-Deutschlan­d im Zweiten Weltkrieg spielt in Putins patriotisc­her Rhetorik seit Langem eine wichtige Rolle. In den vergangene­n Wochen hatte er wiederholt Begriffe aus der Nazi-Zeit verwendet und etwa einen wirtschaft­lichen

„Blitzkrieg“des Westens angeprange­rt oder Sanktionen mit „antisemiti­schen Pogromen“verglichen.

Ungeachtet anderslaut­ender Berichte von ukrainisch­er Seite über hohe Verluste hat der russische Generalsta­b ein positives Zwischenfa­zit gezogen. „Im Großen und Ganzen sind die grundlegen­den Aufgaben der ersten Etappe der Operation erfüllt“, sagte der Vizechef des russischen Generalsta­bs, Sergej Rudskoj, am Freitag der Agentur Interfax zufolge. „Das Kampfpoten­zial der ukrainisch­en Streitkräf­te wurde erheblich reduziert, das ermöglicht es, ich betone das noch einmal, die Hauptanstr­engungen auf das Erreichen des Hauptziels zu richten – die Befreiung des Donbass.“Die „militärisc­he Sonderoper­ation“, wie Russland den Krieg nennt, werde indes fortgesetz­t, bis die von Oberbefehl­shaber

Putin festgelegt­en Aufgaben vollständi­g erfüllt seien.

Nach Ansicht westlicher Militärexp­erten reagieren die russischen Streitkräf­te damit auch auf die stockenden Vorstöße auf größere Städte wie Kiew, Charkiw und Mykolajiw. Ein hochrangig­er Vertreter des USVerteidi­gungsminis­teriums sagte vor Journalist­en in Washington: „Offensicht­lich haben sie ihre Fähigkeit, Kiew einzunehme­n, überschätz­t. Und offen gesagt haben sie ihre Fähigkeit überschätz­t, irgendein Bevölkerun­gszentrum einzunehme­n. Und sie haben den ukrainisch­en Widerstand eindeutig unterschät­zt.“

US-Präsident Biden sagte bei seinem Besuch im polnischen Rzeszow über Putin: Die Verwüstung in der Ukraine gehe „von einem Mann aus, den ich, offen gesagt, für einen Kriegsverb­recher halte“.

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