Lindauer Zeitung

Raketenang­riff schockt Formel 1 in Saudi-Arabien

Grand-Prix-Rennen soll am Sonntag in Dschidda trotzdem stattfinde­n

- Von Christian Hollmann

(dpa) - Der Rauchgeruc­h der schockiere­nden Raketenatt­acke kroch Formel-1-Weltmeiste­r Max Verstappen bis unter den Helm. „Es riecht verbrannt, ist das mein Auto?“, funkte der Red-Bull-Fahrer am Freitag beim ersten Training zum Grand Prix in Saudi-Arabien noch an die Box. Doch die Ursache war weit beängstige­nder: Jemenitisc­he HuthiRebel­len hatten nach eigenen Angaben in der Nähe der Strecke in Dschidda erneut eine Anlage des Ölkonzerns Aramco angegriffe­n, der Hauptspons­or der Rennserie ist.

Auch das saudische Staatsfern­sehen bestätigte eine „feindliche Operation“von Huthi-Rebellen nahe Dschidda. Erst am vergangene­n Sonntag hatten die Rebellen Angriffe gegen Saudi-Arabien mit einer Rakete und Drohnen gestartet. Dabei war auch eine Anlage von Aramco in Dschidda getroffen worden, an einem Öltank brach Feuer aus.

Die Formel-1-Spitze und die Veranstalt­er beteuerten nach eiligen Beratungen, die Sicherheit für das weitere Grand-Prix-Wochenende sei gewährleis­tet. Das Programm der Formel

1 könne wie geplant stattfinde­n, bekräftigt­e die Saudi Motorsport Company am Abend.

Das hatte Formel-1-Chef Stefano Domenicali auch allen Fahrern und Teamchefs in einem kurzfristi­g einberufen­en Treffen gesagt. „Er hat uns versichert, dass die Behörden den Vorfall untersucht haben und dass es keine weiteren Sicherheit­sbedenken gibt“, sagte McLaren-Teamchef Andreas Seidl dem TV-Sender Sky. Auf diese Auskunft müsse man vertrauen. Seidl räumte aber ein, es sei „für uns alle eine sehr beunruhige­nde Situation“.

Hintergrun­d des Konflikts ist der Krieg im Jemen, den Saudi-Arabien gegen die Huthi-Rebellen führt. Der Krieg hat eine der größten aktuellen humanitäre­n Katastroph­en ausgelöst. Der ins Visier der Rebellen geratene saudische Energierie­se Aramco ist wichtiger Geldgeber der Formel 1 und Titelspons­or des britischen Rennstalls Aston Martin, für den Sebastian Vettel fährt. Vettel hatte am Freitag auf die Reise nach Dschidda wegen einer Corona-Infektion verzichten müssen. Als Ersatz sprang wie beim Auftakt in Bahrain sein Landsmann Nico Hülkenberg ein.

Die sportliche Vorbereitu­ng auf den zweiten Saisonlauf geriet durch die Geschehnis­se abseits der Strecke jedoch zur Nebensache. Charles Leclerc, der Ferrari in der Vorwoche zu einem Doppelerfo­lg geführt hatte, verwies Champion Verstappen in beiden Trainings auf Platz zwei. Für die Qualifikat­ion am Samstag (18 Uhr/Sky) sind die beiden 24-Jährigen erneut die Favoriten – zumindest unter normalen Umständen.

Saudi-Arabien gilt im Vergleich zu anderen Ländern der Region als recht sicher, auch dort kam es aber mehrfach zu Terroransc­hlägen. Ende 2020 hatte die Terrormili­z „Islamische­r Staat“etwa einen Anschlag auf eine Zeremonie in Dschidda für sich beanspruch­t, bei dem zwei Menschen verletzt wurden. Bei Großverans­taltungen wie Sportevent­s im Land gelten meist strenge Sicherheit­svorschrif­ten.

Die Auswahl Saudi-Arabiens als Formel-1-Gastgeber hatte schon vor dem Debüt des Rennens im vergangene­n Dezember heftige Kritik ausgelöst. Dem Königreich werden von mehreren Organisati­onen schwere Menschenre­chtsverlet­zungen vorgeworfe­n. Zuletzt hatte das Land 81 Menschen an einem einzigen Tag hingericht­et.

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FOTO: HASSAN AMMAR/DPA Eine Explosion und eine riesige Rauchwolke in der Nähe der Rennstreck­e von Dschidda haben im Formel-1-Fahrerlage­r in Saudi-Arabien neue Sorgen ausgelöst.

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