Lindauer Zeitung

Ein Herz aus Sand

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Seit Saharastau­b an den Bodensee wehte, sieht der kleine, schwarze Flitzer meiner Kollegin so aus, als sei sie eine Rallye gefahren. Eine fleckige, braunrote Sandschich­t bedeckt das ganze Auto. Doch nicht nur das. Vor ein paar Tagen entdeckte sie, dass jemand dort eine Botschaft hinterlass­en hatte: ein Herz und ein paar Buchstaben. Die sind allerdings ziemlich krakelig, sodass es nicht gleich klar war, wer der Autor der Liebesbots­chaft ist und an wen sie sich richtet. Sie war auch nicht so richtig froh darüber – Stichwort „Heilig’s Blechle“. Doch auf ihre entrüstete Frage: „Wer hat denn das Herz auf mein Auto gemalt?“antwortete ihre sechs Jahre alten Nichte mit einem strahlende­n Lächeln. „Du? Für mich?“Als das Mädchen nickte und mit seinem Finger auf seine Brust tippte, war der kurze Ärger der Kollegin sofort verflogen. Schade, dass spätestens der nächste Regen das Herz aus Sand wieder abwaschen wird.

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Das ehrenamtli­che Engagement ist riesengroß. Was halten Sie davon, dass viele Lindauerin­nen und Lindauer seit Beginn des Krieges an die Grenze fahren und Menschen in den Landkreis holen?

Es ist toll, was ehrenamtli­ch geleistet wird. Es muss aber koordinier­t und abgestimmt ablaufen. Nur ein Beispiel: Wenn ich weiß, wir müssen zwei Busse mit Flüchtling­en in einer Notunterku­nft aufnehmen, dann kann es nicht funktionie­ren, wenn parallel privat ein Busunterne­hmen zum Beispiel einen Bus voller Flüchtling­e zu uns bringt. Dafür haben wir dann in diesem Moment keine Kapazitäte­n. Bei der Flüchtling­skrise 2015 und 2016 haben wir erfahren, dass wir auf die ehrenamtli­chen Strukturen dauerhaft nicht setzen können. Viele bleiben dabei, aber sicher nicht alle. Deswegen muss der Staat umso schneller seine eigenen Strukturen aufbauen und da sind wir auch mit dabei. Er kann aber nicht alles alleine leisten. Die Städte und Gesen

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