Für alte Bahnhalte will München erst Bedarf ermitteln
Bayern zahlt Planung, gibt aber keine Garantie, dass künftig Züge in jedem der fünf Orte halten
- Wann halten endlich, wie schon 2015 angekündigt, wieder Züge in den alten Bahnhöfen zwischen Lindau und Hergatz? Diese Frage beschäftigt Lokalpolitiker genauso wie Menschen, die gerne per Bahn aus ihrem Heimatort in Richtung Lindau, München oder Allgäu fahren würden. Die Antwort von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter lässt aufhorchen.
Vor seinem Besuch am neuen Lindauer Bahnhalt Reutin hat sich der neue bayerische Verkehrsminister Bernreiter (CSU) eine Stunde lang mit dem Lindauer Landrat Elmar Stegmann zusammengesetzt: Sie wollen aktuelle Themen aus dem Kreis Lindau besprechen. Einer der Schwerpunkte: die Wiedereröffnung der fünf alten Bahnhalte in Hergensweiler, Schlachters, Weißensberg sowie Lindau-Oberreitnau und der Allgäu-Strecke am Bahnhalt Lindau-Aeschach. Im Rahmen einer Stationsoffensive hatten Freistaat und Bahn vor sieben Jahren angekündigt, dass sie auf der Allgäu-Bahnstrecke zwischen Hergatz und Lindau ehemalige Bahnhöfe reaktivieren wollen, dort wieder Regionalzüge halten sollen. Nach erster Euphorie war es aber still geworden. Erst seit einigen Monaten kommt wieder Bewegung ins Thema. Das vor allem vor dem Hintergrund, dass die 2015 auf 14 Millionen Euro geschätzten Kosten für die Wiedereröffnung
der fünf alten Bahnhalte nun bei mindestens 24 Millionen Euro liegen sollen. Ein Betrag, den die Bahn für zu teuer hält. Mit der Konsequenz, dass sie das Projekt – bis auf Aeschach – vorerst aus dem Förderprogramm gestrichen hat. Aus München hat Landrat Elmar Stegmann zwar die Auskunft erhalten, dass der Freistaat das Projekt durchaus weiterverfolgen will. Was jedoch viele ärgerte und zu einer einstimmigen Resolution im Lindauer Kreistag geführt hat: Keiner, weder Bahn noch Bayern, wollen derzeit sagen, ab wann zwischen Hergensweiler und
Aeschach wieder Züge halten. Deswegen hat sich der Lindauer Landrat nach eigenen Worten jetzt intensiv mit Verkehrsminister Bernreiter über dieses Thema unterhalten. Der habe zugesichert, dass der Freistaat das Anfertigen von Entwurfs- und Genehmigungsplanung – immerhin ein siebenstelliger Betrag – aus eigener Kasse zahlen werde. Denn Bernreiter hält die Schienen-Infrastruktur gerade im ländlichen Bereich für sehr wichtig, wie er am Wochenende bei einem Termin im Reutiner Bahnhof öffentlich betont hat. Was jetzt jedoch auch
Stegmann überrascht: Nicht nur das Wann der Wiedereröffnung ist derzeit völlig offen. Sondern entgegen bisheriger Annahme auch die Frage, ob überhaupt alle fünf alten Bahnhaltepunkte wieder reaktiviert werden. Vor den Medien im Reutiner Bahnhof hat der Minister darauf verwiesen, dass es „nie eine Bauzusage gegeben hat“. Im Gespräch mit dem Lindauer Landrat betonte Bernreiter nach Stegmanns Aussage: Die Tatsache, dass Bayern nun die beiden erforderlichen Pläne finanziere, stelle „keinen Blankoscheck“dar. Was Stegmann auf Nachfrage der LZ so zusammenfasst: „Es gibt noch keine Garantie, dass alle Bahnhalte kommen.“Denn wenn die Bau- und Genehmigungspläne auf dem Tisch liegen, soll nun zusätzlich erst noch eine Bedarfsanalyse erstellt werden, ob sich das Wiederöffnen des ein oder anderen Bahnhalts auf der Allgäu-Strecke im Kreis Lindau überhaupt lohne. Das werde sich dann frühestens 2025 entscheiden, hat der Landrat im Gespräch mit dem Minister erfahren. Was unterm Strich bedeutet: Bis eines Tages wirklich Regionalzüge in Hergensweiler, Schlachters und Weißensberg halten, kann es einschließlich europaweiter Ausschreibung und Bau der Bahnhalt-Anlagen auch 2027 oder noch später werden. Und im schlechtesten Fall fahren die Züge trotz Mobilitäts- und Verkehrswende wie seit Jahrzehnten weiter ohne Halt durch die Dörfer durch.