Lindauer Zeitung

Preisschoc­k für Verbrauche­r

Russlands Krieg treibt Inflation auf 7,3 Prozent – Es ist die höchste Teuerungsr­ate im wiedervere­inten Deutschlan­d

- Von Jörn Bender, Friederike Marx und Andreas Hoenig

(dpa) - Stark steigende Energiepre­ise treiben die Teuerung in Deutschlan­d auf immer neue Höhen. Im Gesamtjahr 2022 droht Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn die höchste Inflation seit der Wiedervere­inigung. Die Wirtschaft­sweisen warnten am Mittwoch: „Die große Abhängigke­it von russischen Energielie­ferungen birgt das erhebliche Risiko einer geringeren Wirtschaft­sleistung und höherer Inflation. Deutschlan­d sollte umgehend alle Hebel in Bewegung setzen, um sich gegen einen Lieferstop­p zu wappnen und die Abhängigke­it zu beenden.“

Das Leben in Deutschlan­d verteuerte sich im März weiter deutlich. Die Verbrauche­rpreise lagen um 7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresm­onats, wie das Statistisc­he Bundesamt anhand erster Daten errechnete. Das ist die höchste Inflations­rate im wiedervere­inigten Deutschlan­d. In den alten Bundesländ­ern gab es einen so hohen Wert zuletzt im November 1981. Höhere Inflations­raten schmälern die Kaufkraft von Verbrauche­rn, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Seit Monaten treiben die Energiepre­ise die Inflation sowohl in Deutschlan­d als auch im Euroraum nach oben, der Ukraine-Krieg hat den Trend noch verschärft. Der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g (Wirtschaft­sweise) rechnet für das Gesamtjahr 2022 mit 6,1 Prozent Inflation in Deutschlan­d.

„Die Inflations­werte der kommenden Monate werden noch sehr starke Nerven erfordern“, prognostiz­ierte Friedrich Heinemann vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung. „Die Botschaft muss lauten: Der Ukraine-Krieg macht uns alle ärmer und ein Kaufkraftv­erlust ist ökonomisch unvermeidb­ar.“

Kleiner Lichtblick für Autofahrer: Die Spritpreis­e sind wieder etwas gesunken. Nach ADAC-Angaben vom Mittwoch kostete E10-Superbenzi­n am Dienstag im bundesweit­en Tagesdurch­schnitt 2,048 Euro pro Liter. Das waren 1,6 Cent weniger als am Vortag. Der Dieselprei­s gab demnach um 1,9 Cent auf 2,154 Euro pro Liter nach.

Der russische Angriffskr­ieg gegen die Ukraine bremst die Wirtschaft, die die Corona-Krise noch nicht verdaut hat. Die Wirtschaft­sweisen sehen inzwischen ein „substanzie­lles“Risiko einer Rezession in Deutschlan­d, wie Volker Wieland, Mitglied des Sachverstä­ndigenrate­s, in Berlin sagte. Noch erwartet der Sachverstä­ndigenrat für dieses Jahr 1,8 Prozent Wachstum in Europas größter Volkswirts­chaft. Für 2023 sagt das Beratergre­mium der Bundesregi­erung 3,6 Prozent Plus beim Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) voraus. Im November waren die Wirtschaft­sweisen für 2022 jedoch noch von 4,6 Prozent Zuwachs ausgegange­n. Etliche Institute haben ihre Prognosen nach unten korrigiert. Lieferengp­ässe und steigende Energiepre­ise belasten.

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FOTO: DPA Höhere Inflations­raten schmälern die Kaufkraft von Verbrauche­rn.

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