Lindauer Zeitung

Friedensrä­ume setzen auf die Kraft des Dialogs

Im neuen Programm dreht sich alles um den Frieden – Plattform auch für Kontrovers­en

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(isa) - Schon lange schien der Friede nicht mehr so weit weg zu sein wie in diesen Tagen. Trotz allem zweifeln die Friedensrä­ume nicht an ihrer Arbeit der vergangene­n Jahrzehnte und halten an ihrer Vorstellun­g von gewaltfrei­en Konfliktlö­sungen fest. Mit ihrem neuen Programm starten sie in die Saison, in der sie auch Raum für Dialoge aller Art bieten wollen.

Seit 21 Jahren arbeiten die Friedensrä­ume daran, dass nicht Krieg und Gewalt, sondern der Friede das Zusammenle­ben der Menschen prägt. Auch in diesem Jahr haben sie wieder ein Programm mit 27 Veranstalt­ungen und sieben Politfilme­n erarbeitet. Doch die Zeiten haben sich zwischen der Zusammenst­ellung und Organisati­on des Programms – das Hauptthema ist der Frieden – und seiner Veröffentl­ichung geändert.

Mit dem russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine dominieren Krieg und Gewalt das Tagesgesch­ehen in Europa. Waren angesichts dieser Entwicklun­gen die Friedensbe­mühungen der letzten Jahrzehnte umsonst? Mitnichten, finden Cornelia Speth, Gertrud Fersch und Waltraud Bube vom Leitungste­am der Friedensrä­ume. Kriege und Konflikte habe es, so rückt Gertrud Fersch in Erinnerung, in den vergangene­n Jahren weltweit gegeben. „Nur jetzt ist der Krieg so nah an uns dran.“Trotzdem und deswegen sei der Einsatz für den

Frieden nicht umsonst. Schließlic­h sei vieles von dem, was in Europa geschehen sei, das Ergebnis der Friedensar­beit der vergangene­n 40 Jahre.

„Das Selbstvers­tändnis von Pax Christi ist jetzt sehr herausgefo­rdert“, erklärt Cornelia Speth die Haltung des Trägers der Friedensrä­ume. „Aber“, so betont sie, „wir halten fest an der Option der Gewaltfrei­heit.“Dabei verweist die Koordinato­rin auf die offizielle Erklärung von Pax Christi, in der darüber hinaus auf die Kraft des Dialogs gesetzt wird: „Wir setzen uns dafür ein, dass Gesprächsk­anäle auch nach Russland aufrecht erhalten werden. Die Politik darf den Dialog nicht aufgeben. Weiterhin darf nicht aufgehört werden, auf allen diplomatis­chen Wegen nach deeskalier­enden Lösungen zu suchen.“

In diesem Sinne wollen die Friedensrä­ume nun mehr denn je und über ihr Programm hinaus Raum für Gespräche geben. „Die Aufgabe der Friedensrä­ume ist es nicht, Lösungen zu präsentier­en. Wir wollen Raum für Dialoge bieten, auch für kontrovers­e. Wir wollen Begegnungs­räume schaffen für alle, die Gesprächsb­edarf haben. Auch wenn wir keine Patentlösu­ngen haben. Denn wir sind Friedensar­beiter, keine Politiker“, betont Cornelia Speth. Und auch den Willen nach Aufrüstung in der Bundesrepu­blik halten die Frauen für den falschen Weg. „Die ist kontraprod­uktiv für eine friedliche Lösung“, sind sie überzeugt. Stattdesse­n plädieren sie mit ihrem Trägervere­in für den Ausbau der zivilen Konfliktbe­arbeitung.

Das neue Programm beschäftig­t sich indessen mit dem Frieden und nicht mit dem Krieg. Trotzdem ist es aktuell. Dabei dreht es sich in der dreiteilig­en politische­n Vortragsre­ihe

um das „Friedenskl­ima“und damit um jene Frage wie ein Klima des Friedens auf der Welt geschaffen werden kann. So geht es im OnlineVort­rag mit dem Titel „Mein Gewehr war so groß wie ich“von Ralf Willinger am 12. Mai um die Rolle des deutschen Waffenhand­els bei der Rekrutieru­ng von Kindersold­aten. Marianne Pötter-Jantzen befasst sich am 23. Juni in ihrem Vortrag „Abschied von den weißen Rettern“mit Rassismus und antirassis­tischer Friedensar­beit. Und im dritten Vortrag am 21. Juli behandelt Muhammad Sameer Murtaza „die transforma­tive Kraft der Nächstenli­ebe“als gemeinsame­s Arbeitsfel­d von Juden, Christen und Muslimen. Abgesehen von weiteren Veranstalt­ungen sind noch mehr Vorträge geplant, aber auch Tagungen, Friedensge­bete, Meditation­en, Konzertles­ungen, Politfilme und die Sonderauss­tellung „Homestory Deutschlan­d. Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart“. Am Samstag, 9. April, starten die Friedensrä­ume mit einer feierliche­n Matinee in die neue Saison.

Die Matinee und Saisoneröf­fnung findet am Samstag, 9. April, um 11 Uhr sowie um 14 Uhr in den Friedensrä­umen in der Villa Lindenhof, statt. Anmeldung bis 5. April telefonisc­h unter 08382 / 245 94 oder per E-Mail an

info@friedens-raeume.de

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FOTO: ISA Mit ihrem neuen Programm geben die Friedensar­beiter Gertrud Fersch (von links), Cornelia Speth und Waltraud Bube dem Dialog viel Raum.

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