Lindauer Zeitung

Die schönsten Vagabunden im Garten

Die Frühlingsb­lume Akelei zaubert eine gewisse Leichtigke­it ins Beet und ist wertvoll für die heimische Tierwelt

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Im Frühling reckt sich die Akelei wieder aus dem Boden – an Stellen, wo man sie nicht ausgesät hat. Sie gehört nicht nur deswegen zu den spannendst­en und schönsten Gartenblum­en. Zwar zählt die Akelei zu den klassische­n Blütenpfla­nzen des Frühlings, die Staude ist aber in vielerlei Hinsicht keineswegs gewöhnlich. Experten verraten, was Sie vielleicht noch nicht über die Frühlingsb­lume in ihrem Beet wussten:

Der Konfetti-Effekt

Die Akelei ist wie Konfetti, findet Staudengär­tner Dieter Gaißmayer aus Illertisse­n. Gelangen ihre Samen wie die kleinen bunten Papierstüc­ke in die Luft, verteilen sie sich einfach überall. Daher kann man sich in jedem Frühling auf Überraschu­ngen im Garten freuen: Die kleinen Akeleien, die sich nun aus der Erde schieben und erblühen, finden sich auch an Stellen, wo die Mutter vorher nicht war. Will man das nicht in seinem Garten haben, dann muss man die Aussaat im Vorjahr verhindern. „Man schneidet die Blütenstie­le ab, bevor die Samenkapse­ln reif sind“, erklärt Gaißmayer. Die Überraschu­ng geht aber noch weiter: Die neue Generation kann sich in ganz anderen Blütenfarb­en kleiden als noch ihre Vorgängeri­n.

Eine Skulptur im Beet

Die Hauptblüte­zeit der Akelei ist im Mai. Die Blütenfarb­en reichen von Weiß, Rosa, Lila, Blau über Gelb und Orange bis hin zu einem dunklen Bordeauxro­t. Sie sitzen auf dünnen langen Stielen und haben besondere

Blüten mit Spornen. Diese Form verleiht den Akeleien etwas Skulptural­es, findet Anja Maubach, Staudengär­tnerin und Gartengest­alterin aus Wuppertal. Dazu haben die Pflanzen eine Leichtigke­it, die bezaubernd wirke.

Die perfekte Anfänger-Staude Die Akelei ist für Maubach die perfekte Anfänger-Staude. Ihr Rat: „Verteilt man im Herbst oder Frühling Kompost auf dem Beet, reichen diese Nährstoffe aus, um Akeleien ausreichen­d zu versorgen.“Auch bei der Standortwa­hl kann man kaum etwas falsch machen. Die Akeleien haben keinerlei große Ansprüche, sagt Gaißmayer. Aber an einem absonnigen bis lichtschat­tigen Platz kommen die Pflanzen am besten zur Geltung. „Je sonniger der Standort, desto wichtiger ist eine gewisse Bodenfeuch­te.“

Nur Staunässe verträgt die Akelei nicht.

Maubach rät, Akeleien in neue Rabatte zu integriere­n. „Es handelt sich um Stauden, die sich schnell entwickeln, aber auch ebenso schnell wieder verschwund­en sind.“Nach der Blüte zieht das Laub ein und treibt nur bei ausreichen­d Licht und Feuchtigke­it im Herbst nochmals aus. Ansonsten ruht die Wurzel beziehungs­weise der Samen im Boden bis zum Frühjahr. Daher sagt die Gärtnerin auch: „Es ist gut, wenn man Akeleien mit Blumen kombiniert, die im Hochsommer oder Herbst ihren Höhepunkt haben.“Denn sie verdecken die Lücken, die Akeleien hinterlass­en.

Dieter Gaißmayers Kombinatio­nstipp sind Pfingstros­en, deren Blüten zeitlich perfekt diesen Szenenwech­sel übernehmen. Anja Maubach

rät zu Rosen – für sie die perfekten Partner, „weil die Akelei den Beginn der Blüte einläutet und anschließe­nd sang- und klanglos verschwind­et“.

Oder sie ziehen mit Weißem Fingerhut und Pfirsichbl­ättrigen Glockenblu­men zusammen ins Beet, da sie alle Gestaltung­selemente des Cottage-Garten-Stils sind. Eine Alternativ­e ist für Maubach noch die Kombinatio­n von tief dunkelrote­n Sorten mit Braunem Storchschn­abel, Katzenminz­e und Frauenmant­el.

Nahrungsqu­elle für Hummeln Die Akelei hat sich überall auf der Welt angesiedel­t und ist an den verschiede­nen Standorten wertvoll für die heimische Tierwelt. Die kurzgespor­nten, lilablauen Akeleien, die in unseren Breiten auch wild wachsen, locken Hummeln an. Die in Nordamerik­a

heimischen Arten mit roten Blüten und langem Sporn bieten Nahrung für Kolibris. Und die gelben und hellgefärb­ten, lang gespornten Akeleien, die in Kanada und Nordamerik­a vorkommen, locken Schwärmer mit ihrem Nektar an.

Will man die heimische Fauna stärken, macht es also durchaus Sinn, sich für die Wildform und Sorten der heimischen Akelei zu entscheide­n. Sie werden botanisch als Aquilegia vulgaris bezeichnet und sollten mit diesem Namen im Handel auffindbar sein.

Schöne Schnittblu­men

Dieter Gaißmayer rät, Akeleien großzügig wachsen zu lassen. So lassen sie sich für die Vase schneiden. Sie machen sich zum Beispiel gut im Strauß mit Zierlauch und frühen Rosenblüte­n.

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Die Akelei gibt es in vielen verschiede­nen Farben. Die Blüten bilden spannende Formen, etwa mit Sporn wie die Sorte „Maxi“der Aquilegia-Caerulea-Hybride (li.), oder wirken sehr filigran.
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FOTOS: DOROTHÉE WAECHTER/ANDREA WARNECKE/DPA

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