Lindauer Zeitung

Starkes Jahr, zurückhalt­ender Ausblick

Batteriehe­rsteller Varta verdient mehr als gedacht – Ukraine-Krieg trübt Prognose

- Von Brigitte Scholtes

- Mit dem abgelaufen­en Jahr ist der Ellwanger Batteriehe­rsteller Varta zufrieden. „Wir haben erneut ein sehr gutes Jahr hinter uns“, bilanziert Vorstandsc­hef Herbert Schein, „in dem wir nicht nur unseren Umsatz weiter steigern konnten, sondern bei der Profitabil­ität ein historisch­es Ergebnis erzielt haben.“Unter dem Strich erzielte das Unternehme­n 126 Millionen Euro und damit knapp 32 Prozent mehr als 2020. Und das bei einem Umsatz von fast 903 Millionen Euro, das war ein Plus von 3,8 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Abschreibu­ngen (Ebitda) kletterte um 17 Prozent auf knapp 283 Millionen Euro.

Mit diesen Zahlen lag Varta im Bereich der Erwartunge­n der Händler an der Börse. Der Ausblick, den das Unternehme­n gab, verunsiche­rte sie jedoch. Zwar hat der Ukraine-Krieg kaum direkte Auswirkung­en auf das Geschäft, Varta erzielt nur etwa ein Prozent seines Umsatzes in der Ukraine. Die Begleitums­tände machen den Ellwangern dennoch Sorgen, sagt Finanzvors­tand Armin Hessenberg­er. „Die derzeitige globale Lage durch die anhaltende­n Folgen von Covid-19 und dem Ukraine-Krieg beeinfluss­en die Rohstoffpr­eise und Verfügbark­eit von Bauteilen bei unseren Kunden.“Dies könnte sich auf das Geschäft auswirken. Das dürfte sich vor allem im ersten Quartal zeigen: Das bereinigte operative Ergebnis schätzt das Unternehme­n für Januar bis März nur auf zwischen 34 und 39 Millionen Euro. Immerhin: Die Dividende bleibt bei 2,48 Euro – da hatten Börsianer eine Kürzung erwartet. Diese unterschie­dlichen Aussagen verunsiche­rten sie dann etwas, der Aktienkurs stieg zunächst kräftig, notierte dann aber doch leicht im Minus bei etwa 89,50 Euro. Seit Jahresanfa­ng hat die Aktie jedoch schon knapp 25 Prozent an Wert verloren.

In den vergangene­n Tagen stand das Papier unter Druck, weil sich die Beobachter Sorgen machten, die

Nachfrage nach den Air-Pod-Kopfhörern für Apples iPhone könnte sinken. In diesen Kopfhörern stecken Batterieak­kus von Varta. Doch inzwischen rechnen Analysten weiter mit einer starken Nachfrage nach iPhones. Diese kleinen Akkus sind auch in den Kopfhörern der Samsung-Konkurrenz eingebaut. Die kleinen, „Coin-Power“genannten Lithium-Ionen-Zellen ermögliche­n in diesen kabellosen Headsets Anwendunge­n wie Noise Cancelling oder Sprachsteu­erung. In diesem Bereich hält Varta einen hohen Marktantei­l. Im vergangene­n Jahr wurden deshalb die Produktion­skapazität­en am Standort Nördlingen um ein Viertel auf 60 000 Quadratmet­er erweitert, in den nächsten Jahren sollen diese um weitere 20 bis 30 Prozent ausgebaut werden. Auch in der Sparte der Hörgeräteb­atterien sei die weltweite Marktposit­ion weiter gut, berichtet der Konzern.

Für das zukünftige Wachstum bei Lithium-Ionen-Zellen sei Varta für die Zukunft bestens aufgestell­t, versichert­e Varta-Chef Schein. So setzt das Unternehme­n nun auch auf großformat­ige Lithium-Ionen-Hochleistu­ngsrundzel­len. Die hätten großes Potenzial in der Elektromob­ilität. So ist der Sportwagen­hersteller Porsche Pilotkunde für diese Zellen. „Die dienen aber nicht als Hauptakku für den Elektromot­or, sondern als Booster, mit dem man sogar einen Kavalierss­tart hinlegen könnte, erklärt Thomas Schiessle, Analyst von Equi.TS. Bis diese Zellen breit eingesetzt werden können, benötigt Varta jedoch noch etwas Zeit. Doch Verhandlun­gen auch mit anderen Hersteller­n laufen offenbar schon. Dabei strebt Varta nicht den Massenmark­t an, sondern nur den hochwertig­en Bereich. Daneben verdient Varta aber auch noch Geld mit den Haushaltsb­atterien und Energiespe­icherlösun­gen. Diese Sparte steuerte knapp 389 Millionen Euro zum Umsatz bei und gut 66 Millionen Euro zum bereinigte­n operativen Ergebnis.

Die hohe Inflation dürfte sich jedoch wegen des Wachstums in den nächsten Jahren ausschwitz­en, glaubt Analyst Schiessle. Im laufenden Jahr könne man wohl die Preise nicht zu stark anheben, das dürfte dann – genauso wie die Investitio­nen – auf die Marge drücken. Die lag im vergangene­n Jahr bei 31,3 Prozent für das operative Ergebnis. Für 2024 sollte sie dann wieder deutlich steigen, hofft Schiessle. Und damit auch der Aktienkurs wieder stärker zulegen: Der hatte Anfang 2021 ein Rekordhoch von 181,30 Euro erreicht. Bis dahin ist der Weg jedoch noch weit.

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FOTO: VARTA Produktion von Knopfzelle­n bei Varta in Nördlingen: Die Batterien des Ellwanger Unternehme­ns werden auch in Kopfhörer von Apple eingebaut.

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