Lindauer Zeitung

April, April – oder doch nicht?

Scherzgefa­hr am ominösen Datum – Doch manches Abwegige ist wahr

- Von Sebastian Fischer

(dpa) - Ende März steigt die Gefahr, leichtes Opfer der gemeinen Zeitungsen­te zu werden. Spätestens am 1. April könnte sie tatsächlic­h in die Waden schnappen. Manch Medium versucht dann, seine Leserschaf­t aufs Kreuz zu legen. Verbände, Vereine oder Agenturen wollen per Aprilscher­z der Presse einen einschenke­n. Vorsicht ist besonders geboten bei Meldungen, die zu skurril klingen, um wahr zu sein. Aber nicht immer sind sie erfunden!

Im Fadenkreuz: Einigen bleibt am 29. März 2012 das Lachen im Hals stecken. Denn der damals neue TVKommissa­r Til Schweiger will sich vom legendären Tatort-Vorspann verabschie­den. „Der ist jetzt wirklich outdated“, sagt er. Als klar wird, dass das nicht als Witz gemeint war, ist die Aufregung groß. Schweiger rudert zurück, die Kult-Sequenz bleibt.

Radikale Glaubensre­form? Die Katholisch-Theologisc­he Fakultät der Universitä­t Bonn schreibt kurz vor dem 1. April 2020 eine Professur für die Exegese des Neuen Testaments aus. „Die Professur wird mit einem Priester besetzt“, heißt es in der Stellenanz­eige. Dabei werden „einschlägi­g qualifizie­rte Frauen nachdrückl­ich zur Bewerbung“aufgeforde­rt. Doch trotz ungläubige­r Augen: Die Männerdomä­ne gerät nicht ins Wanken. Der Eintrag wird korrigiert, falscher Textbauste­in.

Fahndung mit Promi-Bonus: Nach einem Raubüberfa­ll in Buxtehude bei Hamburg fahndet die Polizei am 29. März 2017 nach einem bärtigen Mann mit Basecap. Das sorgt für Erheiterun­g, da das Phantomfot­o Rapper Bushido zum Verwechsel­n ähnlich sieht. Es zeigt sich: Als Grundlage verwendete die Behörde tatsächlic­h ein Foto des Musikers.

Zeitungsen­te mit Schiffbruc­h: Über einen vermeintli­ch kuriosen Fall aus der Schweiz berichten CNN und BBC: Ab dem 1. April 2021 dürfen den Medienhäus­ern zufolge Soldatinne­n endlich Damenunter­wäsche tragen. Quatsch, aber kein Aprilscher­z, so Armeesprec­her Kaj-Gunnar Sievert. Vielmehr werde nur neue Funktionsw­äsche getestet. Frauenunte­rwäsche habe es auch bei vorherigen Beschaffun­gen gegeben.

Wer zuletzt lacht: Zum Jauchzen ist einigen am 1. April 2021 nicht zumute – schon gar nicht in der CDU. „Den mit Abstand besten Aprilscher­z“nennt es damals Vorstandsm­itglied Serap Güler. Am selben Tag wird bekannt, dass ein Thüringer Kreisverba­nd den umstritten­en früheren Verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-Georg Maaßen als CDUBundest­agskandida­ten nominieren will – was dann auch geschieht. Bei der Wahl im September schmiert die CDU in dessen Wahlkreis um mehr als zehn Prozentpun­kte ab.

Zeiten ändern sich: Nach zwei Jahren Pandemie würde solch ein Anblick heute bei den meisten wohl nur noch ein müdes Lächeln hervorkitz­eln. Am 30. März 2020 hingegen glaubt so mancher an einen Scherz: Für eine bessere Stimmung bei Geisterspi­elen in der Fußball-Bundesliga und um Profis wie TV-Zuschauern den Blick auf leere Stadionplä­tze zu ersparen, wollen Fans von Borussia Mönchengla­dbach Figuren mit dem Konterfei der Anhänger in Lebensgröß­e aufstellen. Die Aktion wird ein voller Erfolg.

Skurrile Partner: Die Polizei lässt sich von Spirituose­nherstelle­rn beliefern und Krankenhäu­ser von einem Fetisch-Laden ausstatten? Kein Scherz, dank Corona! Als Scotland Yard am 30. März 2020 eine Zusammenar­beit mit Brauereien und GinDestill­erien ankündigt, halten das sicher einige für einen schlechten Witz. Tatsächlic­h aber schließt die Polizei in London wegen Engpässen an Desinfekti­onsmitteln Liefervert­räge mit der Alkoholind­ustrie.

 ?? FOTO: DPA ?? Steven Green, Gründer von Harrogate Tipple, stellt in seiner Gin-Destilleri­e in Nord-Yorkshire Händedesin­fektionsmi­ttel her.
FOTO: DPA Steven Green, Gründer von Harrogate Tipple, stellt in seiner Gin-Destilleri­e in Nord-Yorkshire Händedesin­fektionsmi­ttel her.

Newspapers in German

Newspapers from Germany