Lindauer Zeitung

Formel 1 erobert erneut Las Vegas

Ab 2023 rasen Hamilton und Co. über den Strip – Debatte über mehr Rennen

- Von Thomas Weitekamp

(SID) - Beschleuni­gen vor dem Mirage, mit 340 Stundenkil­ometern vorbei am glitzernde­n Caesars Palace, und irgendwo hinter den Springbrun­nen des Bellagio geht es dann hart in die Bremsen – die Formel 1 bekommt ihr Nachtrenne­n in Las Vegas, im November 2023 geht es erstmals über den weltberühm­ten Strip. „Wie soll ich mich an dem Wochenende konzentrie­ren“, fragt ein grinsender Lewis Hamilton in gespielter Entrüstung, „das ist eine echte Party-Stadt, das wird schwer für einen Rennfahrer.“

Die Königsklas­se frohlockt, denn seit der Nacht zum Donnerstag ist es offiziell: Die amerikanis­chen Inhaber treiben die Expansion voran, der Grand Prix im Spielerpar­adies ist bereits das dritte US-Rennen – und ihr bislang größter Coup. Gleich nach der Verkündung veröffentl­ichte die Formel 1 einen Imagefilm, in dem die Fahrer von der Nachricht überrascht werden – und die Augen strahlen.

Ein „unglaublic­her Moment“sei das für die Formel 1, sagt Geschäftsf­ührer Stefano Domenicali. Denn das Rennen vereint so ziemlich alles, was sich die neuen Macher in der Ära nach Bernie Ecclestone vorgenomme­n haben. Mehr USA, mehr Stadtrenne­n, mehr Einmaligke­it.

Der Las Vegas Boulevard mit seinen Neonlichte­rn entsprach schon seit Jahren der Wunschvors­tellung und wird nun auch maximal in Szene gesetzt: Das Rennen steigt nicht wie üblich sonntags, die Flutlichte­r gehen an einem Samstagabe­nd an, zur besten Sendezeit in den USA. Zudem nutzt man nun die Kulisse der Stadt, anders als 1981 und 1982, als die Serie schon einmal in Vegas zu Gast war damals wurde bloß auf dem Parkplatz des Caesars Palace gefahren.

„Die Formel 1 hat endlich den USMarkt geknackt, nach 72 Jahren“, so formuliert es der englische Formel-1Experte

Martin Brundle. Nach vielen erfolglose­n Anläufen etablierte die Königsklas­se seit 2012 zunächst das mittlerwei­le sehr beliebte Rennen in Austin. Am 8. Mai wird nun erstmals auf einem Straßenkur­s in Miami gefahren. Und Las Vegas ist dann auch aus Marketings­icht der Höhepunkt.

Die Strategie von Rechteinha­ber Liberty Media erschöpft sich allerdings nicht im Motto „Go West“. China setzt seit zwei Jahren im Zuge der Corona-Pandemie aus, hier hat die Formel 1 aber noch einiges vor. Zudem gebe es „die Möglichkei­t, bald nach Afrika zu gehen“, sagt Domenicali. Ungenutzte Märkte will die Rennserie nicht mehr sehen. Interesse

Ex-Weltmeiste­r Sebastian Vettel (Heppenheim) hat seine Infektion mit dem Coronaviru­s überstande­n und steigt beim nächsten Rennen in Australien (10. April) in die Formel-1-Saison ein. Die ersten beiden Rennen in Bahrain und SaudiArabi­en hatte der 34-Jährige wegen Corona verpasst, Nico Hülkenberg

gebe es ohnehin genug. „Es gibt Potenzial für 24 Rennen, es gibt sogar Potenzial für 30“, sagt Domenicali. Im Concorde Agreement, das die geschäftli­chen Rahmenbedi­ngungen regelt, ist eine Höchstzahl von 24 Rennen festgeschr­ieben. Allerdings: Es läuft im Jahr 2025 aus.

Möglich also, dass es geändert wird, möglich aber auch, dass sich einige Standorte künftig jährlich abwechseln. So groß allerdings die Freude über Las Vegas ist, so skeptisch ist das Fahrerlage­r mit Blick auf den wachsenden Kalender. Irgendwann, sagt etwa Sebastian Vettel, „sind es zu viele Rennen. Und dann sind sie nichts Besonderes mehr.“ (Emmerich) hatte ihn im AstonMarti­n-ersetzt. Der Saisonstar­t lief alles andere als gut für das ambitionie­rte Team des Milliardär­s Lawrence Stroll. Weder Hülkenberg noch Vettels Teamkolleg­e Lance Stroll konnten bisher einen Punkt einfahren, ohne Zähler ist wie Aston Martin nur der Williams-Rennstall. (SID)

 ?? FOTO: STAN SHOLIK/IMAGO ?? Formel 1 und Hollywood? Das könnte passen.
FOTO: STAN SHOLIK/IMAGO Formel 1 und Hollywood? Das könnte passen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany