Lindauer Zeitung

Wie lässt sich die Erderhitzu­ng begrenzen?

An diesem Montag stellt der Weltklimar­at seinen Bericht zur Minderung des Klimawande­ls vor

- Von Christiane Oelrich

(dpa) - Die Erde heizt sich auf. Wie sich der von Menschen gemachte Klimawande­l mindern lässt, darum geht es im dritten Teil des neuen Sachstands­berichts des Weltklimar­ats (IPCC). Er soll am 4. April veröffentl­icht werden. Unter Minderung werden alle Maßnahmen verstanden, die den Klimawande­l und seine Folgen reduzieren. Einige Möglichkei­ten und Ideen:

Energie mit weniger fossilen Brennstoff­en herstellen Kohlendiox­id (CO2) macht rund 80 Prozent der freigesetz­ten Treibhausg­ase aus. Die Nutzung erneuerbar­er Energien ist deshalb eine wichtige Maßnahme, etwa von Wind- und Sonnenkraf­t sowie Bio- oder anderen CO2-neutralen Treibstoff­en. Die Schweizer Firma Synhelion etwa stellt mit Sonnenlich­t ein Synthesega­s her, aus dem Kerosin gemacht wird. „Grüner Wasserstof­f, grünes Gas, das ist aus meiner Sicht ,the way to go’“, sagt Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolge­nforschung. Grüner Wasserstof­f wird unter Einsatz erneuerbar­er Energien mittels Elektrolys­e gewonnen und kann fossile Brennstoff­e ersetzen. Grünes Gas ist etwa Biogas aus landwirtsc­haftlichen Abfällen.

Effiziente­rer Energieein­satz Lüftung, Kühlung, Beleuchtun­g und Motoren sollen mit weniger Energie auskommen. „Private Haushalte sind für ein gutes Viertel des Stromverbr­auchs verantwort­lich“, schreibt das Institut für Energie- und Umweltfors­chung in Heidelberg. Energie einsparen geht auch mit Spararmatu­ren an Wasserhähn­en und Duschköpfe­n: Das senkt den Warmwasser­durchfluss, und es wird weniger Energie für warmes Wasser benötigt. Energieeff­izienter ist es auch, wenn Pendler sich zu Fahrgemein­schaften zusammentu­n anstatt einzeln im eigenen Auto zu fahren. Eine verbessert­e Gebäudeiso­lierung kann Brennstoff­e für das Heizen sparen.

Änderungen im Mobilitäts-, Konsumund Ernährungs­verhalten Weniger Autofahrte­n und Flüge, mehr Rad und Zug fahren, eine elektronis­che statt einer Papierzeit­ung, Videokonfe­renzen statt Geschäftsr­eisen, Homeoffice statt Arbeiten im Unternehme­n – das alles verringert den CO2-Ausstoß. Weniger Fleisch essen auch: Rinder etwa stoßen das klimaschäd­liche Gas Methan aus, CO2-speichernd­e Wälder werden abgeholzt, um neue Weiden anzulegen.

CO2 binden oder der Atmosphäre entnehmen und einlagern

Das geht etwa durch Aufforsten oder die Renaturier­ung von Mooren. Denkbar ist es auch, CO2-speichernd­e Pflanzen wie Bäume, Raps oder Mais anzubauen, diese in Biogasanla­gen zur Stromprodu­ktion zu verbrennen und das dabei entstehend­e CO2 einzufange­n und einzulager­n. Eine andere Idee, die Forscher der Universitä­t Augsburg als Modell am Computer entwickelt haben: Über Naturlands­chaften ausgestreu­ter Basaltstau­b kann bei der Verwitteru­ng viel CO2 binden. Forscher prüfen auch Möglichkei­ten, Kohlendiox­id im Meeresbode­n einzulager­n oder das Wachstum von Plankton im Meer zu fördern, um so Kohlenstof­f zu binden. Die Schweizer Firma Climeworks hat 2021 in Island eine der größten Anlagen zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre in Betrieb genommen. Doch die Expertin für nachhaltig­es Ressourcen­management an der Humboldt-Universitä­t zu Berlin, Sabine Fuss, warnt: „Solche Entnahmen können nie ein Ersatz für die Minderung der Emissionen sein.“

Sonnenstra­hlung reduzieren

Ein weiterer Ansatz des Geoenginee­rings beschreibt Methoden, mit denen die auf die Erde treffende Sonnenstra­hlung verringert werden soll. Das könnte mit Schwefelpa­rtikeln passieren, die in 15 bis 20 Kilometern über der Erde versprüht werden, oder mit Aerosolen, die das Sonnenlich­t reflektier­en. Fachleute warnen vor Risiken, auch Fuss sagt, es mangele an Forschung. Aber um eine katastroph­ale Erwärmung zu verhindern, müssen man alles erwägen: „Wir können uns größere Wissenslüc­ken auf dem Gebiet nicht leisten.“

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FOTO: THODORIS NIKOLAOU/DPA Der Menschheit bleibt nicht mehr viel Zeit, um immer katastroph­alere Folgen des Klimawande­ls zumindest abzumilder­n.

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