Der Ohrfeige folgt der Rücktritt
Will Smith zieht sich nach dem Eklat bei der Oscar-Verleihung aus der Akademie zurück
(dpa) - Der OhrfeigenEklat um US-Schauspieler Will Smith (53) bei der Oscar-Gala zieht weitere Konsequenzen nach sich. Smith selbst gab als Folge seinen Rücktritt aus der Filmakademie bekannt. Sein Verhalten bei der Preisverleihung sei „schockierend, schmerzhaft und unentschuldbar“gewesen, schrieb der Oscar-Preisträger in einer Mitteilung. Von einer möglichen Rückgabe seines Oscars schrieb Smith zunächst nichts. Die Zukunft mehrerer anstehender Filmprojekte mit Smith sei als Folge des Eklats ungewiss, berichteten zahlreiche US-Medien am Wochenende.
Die Kult-Comedyshow „Saturday Night Live“nutzte den Vorfall am Wochenende für zahlreiche Witze. Comedian Colin Jost bezeichnete die Ohrfeige darin als „eine der verrücktesten Sachen, die wir jemals in unserem Leben sehen werden“.
Smith hatte dem Komiker Chris Rock bei der Oscar-Gala am 27. März auf der Bühne eine schallende Ohrfeige verpasst, nachdem dieser einen Witz über Smiths Ehefrau Jada Pinkett gemacht hatte. Kurz darauf wurde Smith für seine Rolle in dem Tennisdrama „King Richard“als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
Er habe viele Menschen verletzt, darunter Rock, dessen Familie, eigene Freunde und die Gäste bei der Oscar-Show, schrieb Smith nun in seiner Mitteilung. Außerdem habe er das Vertrauen der Filmakademie missbraucht. Er gebe seine Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences auf und werde mögliche weitere Schritte des Verbands akzeptieren, hieß es in der Mitteilung.
Die Akademie habe den Rücktritt des Schauspielers angenommen, bestätigte Präsident David Rubin im Magazin „People“. Bereits am Mittwoch hatte die Akademie mitgeteilt, dass ein Disziplinarverfahren gegen Smith eingeleitet worden sei. Eine mögliche Folge wäre sein Ausschluss aus dem Verband gewesen – dem kam Smith nun zuvor. Der Rücktritt aus der Akademie bedeutet beispielsweise, dass er künftig nicht mehr über die Oscar-Gewinner abstimmen darf. Nominiert werden und zur Gala kommen dürfte er allerdings weiter.
Das Disziplinarverfahren der Akademie gegen Smith dauert an und könnte nach Angaben von Präsident Rubin „mehrere Wochen“dauern. Schauspielerin Whoopi Goldberg hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass Smith seinen
Oscar wohl behalten dürfe. „Wir werden ihm den Oscar nicht wegnehmen“, sagte Goldberg, die auch im Beirat der Oscar-Akademie sitzt, in der TV-Show „The View“. Auch der Schauspielerverband SAG verurteilte das Verhalten von Smith und kündigte an, es „angemessen angehen zu wollen“. Eine Diskussion über Konsequenzen für Komiker Chris Rock nach dessen Witz über Smiths Ehefrau blieb derweil vorerst aus.
Smith entschuldigte sich in seiner Mitteilung vom Freitag auch bei seinen mitnominierten Kollegen und den Oscar-Gewinnern. Durch sein Verhalten habe er ihnen die Möglichkeit genommen, ihren Verdienst zu feiern. Er hoffe nun, dass nach seinem Rücktritt der Fokus und die Aufmerksamkeit wieder auf den Erfolgen der anderen liege. Er wolle an sich arbeiten und damit sicherstellen, dass er sich nie mehr von Gewalt lenken lasse, schrieb Smith.
Der Produzent der Oscar-Show, Will Packer, hatte sich ebenfalls am Freitag erstmals öffentlich zu dem Ohrfeigen-Eklat bei den 94. Academy Awards geäußert. Die Polizei habe in der Oscar-Nacht deutlich vermittelt, dass sie Smith wegen Körperverletzung hätte festnehmen können, sagte Packer in der Sendung „Good Morning America“. Sie habe Rock dargelegt, dass er Anzeige gegen Smith erstatten könnte. Rock habe dies aber abgelehnt.
In seiner Dankesrede für den Erhalt des „King Richard“-Oscars hatte sich Smith als Beschützer dargestellt und schien den Ausfall verteidigen zu wollen. Am Montag vor einer Woche entschuldigte er sich via Instagram. Der Vorfall sei ihm peinlich.
Ein Ausschluss aus der Akademie ist in der Geschichte des Preises bisher nur selten vorgekommen. 2004 war der Schauspieler Carmine Caridi nach 22-jähriger Mitgliedschaft rausgeflogen. Er hatte Filmbänder weitergegeben, die ihm für die Oscar-Bewertung zugeschickt worden waren. Diese waren dann im Internet als Raubkopien aufgetaucht.
2017 wurde Harvey Weinstein nach Vorwürfen von sexuellen Belästigungen aus dem renommierten Verband ausgeschlossen. Der ExProduzent sitzt inzwischen eine langjährige Haftstrafe ab. 2018 traf es den Komiker Bill Cosby nach einem Schuldspruch wegen sexueller Übergriffe und Regisseur Roman Polanski für ein Sexualdelikt in den 70er Jahren.
Der Akademie gehören mehr als 10 000 Filmschaffende an, darunter Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Kostüm- und Set-Designer. Die meisten davon stimmen jedes Jahr über die Oscar-Gewinner ab.