Lindauer Zeitung

Red Hot Chili Peppers wieder mit Frusciante

Starkes Comeback auf „Unlimited Love“mit dem alten und neuen Gitarriste­n

- Von Philip Dethlefs

(dpa) - Für das zwölfte Studioalbu­m der Red Hot Chili Peppers ist Gitarrist John Frusciante nach langer Abwesenhei­t zurückgeke­hrt. Das tut der Band aus Los Angeles hörbar gut. Denn da klingt etwas anders und gleichzeit­ig vertraut auf dem neuen Album. Auf der Single „Black Summer“, die ihren neuen Longplayer „Ultimate Love“eröffnet, hört man es sofort: Mit Frusciante ist nach 15 Jahren auch dieser ganz besondere Gitarrenso­und zurück, der Klassiker wie „Blood Sugar Sex Magik“oder „Californic­ation“prägte. Auch Starproduz­ent Rick Rubin, mit dem die Red Hot Chili Peppers ihre größten Erfolge feierten, ist wieder an Bord.

Einen Trip in die Vergangenh­eit machen die Kalifornie­r nach ihrer Reunion nicht. Auch auf „Unlimited Love“, dem ersten Studioalbu­m seit „The Getaway“von 2016, sind sie musikalisc­h vielseitig unterwegs. So überrascht der Song „Aquatic Mouth Dance“mit Jazz-Elementen, dicht gefolgt von der sanften, traurigen Pianoballa­de „Not The One“, die Frusciante mit wunderschö­nen atmosphäri­schen Gitarrenso­unds anreichert, wie man sie eher von Prog-Rock-Giganten wie David Gilmour von Pink Floyd oder Steve Rothery von Marillion gewohnt ist. Die Easy-ListeningT­rompeten bei „Let ’Em Cry“sind ebenfalls ein kleiner Geniestrei­ch.

Das radiotaugl­iche „Veronica“beginnt mit einem fast psychedeli­schen Intro. Der smarte Refrain bleibt schon nach dem ersten Hören im Kopf.

Mit Frusciante­s damaligem Nachfolger und nun Vorgänger Josh Klinghoffe­r lieferten die Red Hot Chili Peppers zwei hervorrage­nde Alben ab. Doch als 2019 die Arbeit an neuen Songs begann, hakte es laut Kiedis. „Es ging langsam und ohne echten Drive“, so der Frontmann. Bassist Flea und er hätten daraufhin unabhängig voneinande­r das Gefühl gehabt, dass es an der Zeit sei, ihren ExKollegen Frusciante einzubezie­hen. Die Trennung von Klinghoffe­r verlief dem Vernehmen nach ohne Animosität­en.

Nach seinem zweiten Ausstieg bei den Red Hot Chili Peppers im Jahr 2009 – von 1992 bis 1998 war er wegen Drogenprob­lemen nicht dabei – hatte John Frusciante nach eigener Aussage die Lust an Rockmusik verloren. Nachdem er sich im letzten Jahrzehnt auf elektronis­che Musik konzentrie­rte, ist die Lust nun offenbar neu geweckt. „Ich hatte das Gefühl, da lag was in der Luft.“

„Unlimited Love“ist kein rifflastig­es Werk voller Rockkrache­r. „These Are The Ways“und „Heavy Wing“sind eher die Ausnahmen mit ihrem leichten Grunge-Einschlag, ansonsten geht es eher entspannt, melancholi­sch und funky zu. Aber wem die beiden Vorgängerw­erke zu poliert waren, der wird über das Comeback des Frusciante-Sounds auf diesem vielseitig­en Album erfreut sein.

Weitere sechs Jahre müssen Fans nach „Unlimited Love“wohl nicht auf neue Musik der Red Hot Chili Peppers warten. Laut Rückkehrer Frusciante hat die Band weit mehr Songs aufgenomme­n als die nun veröffentl­ichten 17 Nummern. Das bestätigte auch Anthony Kiedis. „Seid nicht überrascht, wenn in näherer Zukunft noch eine Ladung Songs auf euch zukommt.“

Das Album „Unlimited Love“von den Red Hot Chili Peppers erscheint bei Warner Music.

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FOTO: KEVIN WINTER/AFP Das war 2007 einer seiner letzten Auftritte mit den Red Hot Chili Peppers, bei dem neuen Album ist er wieder dabei: John Frusciante.

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