Berufsfischer gegen Etikettenschwindel
Neues Siegel soll jetzt die Orientierung erleichtern
(ts) - Berufsfischer am Bodensee wehren sich mit der Einführung einer neuen Marke gegen Etikettenschwindel bei Fischgerichten auf Speisekarten: Das Label „Wildfang Bodensee“wurde beim Europäischen Patentamt eingetragen und soll die ausschließliche Verwendung von Bodenseefischen garantieren. An der bayerischen Seeseite wird es bereits von zehn gastronomischen Betrieben verwendet, die mit dem neuen Verein „Schutzgemeinschaft Bodenseefisch“kooperieren. Weitere Gaststätten sollen folgen.
„Leider werden in Restaurants am Bodensee häufig irreführende Bezeichnungen verwendet. Wir wollen Klarheit für die Verbraucher“, sagt Roland Stohr, Vorsitzender der Genossenschaft der bayerischen Bodenseeberufsfischer. Werbetafeln mit Aufschriften wie „Frisch vom See“suggerierten, dass der Fisch aus dem Bodensee stamme. Doch das sei – vor allem bei Zander oder Saibling – oft nicht der Fall. Besonders ärgerlich für die Berufsfischer ist die Deklaration „Fisch vom Bodensee“, die in ihren Augen nichts weiter als eine Mogelpackung ist. „Rein rechtlich muss der Fisch dabei nicht aus dem Bodensee kommen. Es reicht völlig, wenn der Händler vom Bodensee stammt, seinen Fisch aber zum Beispiel
vom Gardasee liefert. Das finden wir alles andere als lustig“, sagt Stohr.
Am bayerischen Teil des Bodensees gibt es derzeit noch acht Berufsfischer. Ihnen macht seit Jahren der Rückgang von Barsch, Zander und vor allem Felchen zu schaffen. Letztgenannte galten traditionell als „Brotfisch“der Bodenseefischer. Paradox: Der Rückgang hat mit der verbesserten Wasserqualität an Europas größtem Trinkwasserspeicher zu tun. Durch moderne Kläranlagen gelangt weniger Phosphor in den See. Dadurch bilden sich weniger Algen – und damit gibt es erheblich weniger Nahrung für die Fische. Nur noch maximal 15 Tonnen Felchen fischen Bayerns Berufsfischer pro Jahr aus dem Bodensee. Früher seien es 30 bis 40 Tonnen gewesen.
Vor diesem Hintergrund setzen sie mit einer Anfang April beginnenden Aktionswoche einen anderen Fisch in Szene, der Anglern bislang eher als Köderfisch bekannt ist: das Rotauge. Der bis zu 35 Zentimeter lange Weißfisch ist zumindest am großen Obersee weit verbreitet. Bislang, sagt Stohr, landete er meist nur als Beifang in den Netzen. Mittlerweile stellen ihm die Berufsfischer gezielt nach. Stohr preist ihn geschmacklich als „echte Alternative“. Allerdings hat das Rotauge bedingt durch zahlreiche Zwischenmuskelgräten ein schlechtes Image. Daran wollen Stohr und Co. etwas ändern. Dabei hilft unter anderem eine spezielle Einschneidemaschine, die Gräten so zerkleinert, dass der Fisch im Anschluss problemlos filetiert werden kann. „Für uns ist das deutlich mehr Arbeit. Aber es funktioniert“, sagt Stohr. „Man kann das Rotauge wunderbar als Matjes oder Brathering machen. Oder auch auf meine Lieblingsart: als Cordon bleu.“